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Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie Nachhaltige Aktieninvestments bewähren sich in Krisenzeiten

Stand von Intel beim Mobile World Congress 2022 in Barcelona
Stand von Intel beim Mobile World Congress 2022 in Barcelona: Der US-Halbleiterkonzern ist eines von 50 Unternehmen im Global Challenges Index (GCX). | Foto: Imago Images / Zuma Wire
Andreas Enke
Foto: Geneon

Wer hätte das noch vor Kurzem gedacht: Der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kauft für 1,5 Milliarden Euro verflüssigtes Erdgas (LNG), um die Gasspeicher in Deutschland zumindest etwas wieder aufzufüllen. Vertragsdetails sind zwar bislang nicht bekannt, der Kauf dürfte aber angesichts der Versorgungsunsicherheiten zu Preisen auf Rekordniveau stattfinden.

Gleichzeitig sollen in der EU plötzlich Gas- und Kernkraftwerke im Rahmen der Taxonomie gefördert werden. Zwar handelt es sich offensichtlich um Brückentechnologien, die in Kombination mit erneuerbaren Energien die Grundlastfähigkeit gewährleisten können; was an Gas oder Kernkraft allerdings grün oder nachhaltig sein soll, erschließt sich kaum.

Auch an den Aktienmärkten scheinen durch den russischen Gewaltakt plötzlich neue Regeln zu gelten. Die Aktien von westlichen Öl- und Gaskonzernen sind auf einmal gefragt wie schon lange nicht mehr. Exxon Mobil, Chevron oder auch Eni und Total sind zum Teil massiv angesprungen. Das sind alles Aktien, mit denen eigentlich bis vor Kurzem immer weniger Anleger etwas zu tun haben wollten. Denn bei den boomenden nachhaltigen Investmentstrategien sind die Produzenten von Öl und Gas schon bei der Anwendung einfacher Ausschlusskriterien aus dem Investmentuniversum rausgeflogen.

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Dasselbe gilt für die Aktien von Herstellern von Rüstungsgütern. Als Bundeskanzler Olaf Scholz ankündigte, den Rüstungsetat in den kommenden Jahren um insgesamt 100 Milliarden Euro aufzustocken, kannten die Kurse von Rheinmetall oder Hensoldt kein Halten mehr. In der Zeit davor hatten sich diese Aktien vor allem seitwärts entwickelt. Auch die Aktien von ausländischen Waffenherstellern wie BAE Systems oder Raytheon sind zuletzt gut gelaufen.

Diese zumindest kurzfristige Trendwende kommentierte ein Finanzportal mit der Einschätzung, dass der Megatrend nachhaltige Geldanlage auf dem Boden neuer Tatsachen lande. Tatsächlich hat bis zum Überfall Russlands auf die Ukraine die Entwicklung hin zu nachhaltigen oder ESG-konformen Geldanlagen immer mehr an Momentum gewonnen. So ziemlich alle Banken und Vermögensverwalter bieten mittlerweile Investmentstrategien an, die sie als nachhaltig bezeichnen. Im vergangenen Jahr waren weltweit insgesamt rund 6000 als nachhaltig gelabelte Fonds im Angebot.

Zeitenwende durch Ukraine-Krieg?

Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklung drängt sich die Frage auf, ob es sich bei nachhaltigen Kapitalanlagen doch mehr um einen Mode- als um einen Megatrend handelt. Kaum jemand bezweifelt, dass vor allem die Staaten in Europa zumindest in den kommenden Jahren mehr fossile Energierohstoffe und mehr Rüstungsgüter benötigen. Vereinfacht ausgedrückt haben leere Gasspeicher und das Aus für Nordstream 2 den Green Deal als Thema verdrängt. Und dass die Bundeswehr in den vergangenen Jahren maßlos kaputtgespart wurde, dürfte mittlerweile auch unumstritten sein.

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