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PWC-Studie Nachhaltige Anleihen – der Trend beflügelt das Segment

Frans Timmermans
Frans Timmermans: Der Vizepräsident der EU-Kommission ist für den europäischen Klima-Plan Green Deal zuständig. Die europäische Nachhaltigkeitsregulierung beschert nachhaltigen Anleihen eine Sonderkonjunktur. | Foto: imago images / ZUMA Wire

Bereits in wenigen Jahren, genauer gesagt 2026, wird beinahe die Hälfte des Volumens von Anleihen, die in Europa begeben werden, auf nachhaltige Anleihen entfallen. Das prognostiziert die Unternehmensberatung PWC. Demnach könnte Europa in jenem Jahr nachhaltige Emissionen im Umfang zwischen 1,4 und 1,6 Billionen Euro sehen.

Diesen Anteil hatten unterschiedliche Emittenten am Volumen neu begebener Anleihen 2021

Die Autoren des PWC-Reports „ESG – Transformation of the Fixed Income Market?“ haben 100 Investoren sowie 100 Emittenten befragt und auf diese Weise Einblicke in den Ist-Zustand und die Zukunftsaussichten des europäischen Markts für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen (GSN) gewonnen. Wobei grüne Anleihen sich auf Umweltziele, soziale Anleihen dem Namen entsprechend auf soziale Ziele und Nachhaltigkeitsanleihen auf eine Kombination aus beidem beziehen.

Bereits 2021 hatte es bei GSN-Anleihen einen Rekord gegeben: Knapp 500 Milliarden Euro – das sind immerhin 13,7 Prozent der gesamten Anleiheemissionen auf dem Kontinent – begaben Emittenten im vergangenen Jahr über entsprechende Papiere. Das Segment dürfte in Zukunft rasant weiterwachsen, glaubt man bei PWC.

Die Autoren haben ein vorsichtiges Basis- und ein optimistischeres Best-Case-Szenario entworfen. Bereits im Basis-Szenario würde der Bereich grüne Anleihen 2026 rund 691 Milliarden Euro Volumen an Neuemissionen erleben. 317 Milliarden Euro würden auf Sozialanleihen und 392 Milliarden Euro auf Nachhaltigkeitsanleihen entfallen. Wichtigstes Vehikel bleibt für Emittenten auch weiterhin die grüne Anleihe, also jene Anleiheart, die Umweltziele in den Blick nimmt.

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Insgesamt wollen 84 Prozent der befragten Emittenten ihr Angebot an GSN-Anleihen in den kommenden 24 Monaten erweitern. Und auch die Nachfrageseite, die Investoren, geben an, verstärkt in solche Anleihen investieren zu wollen – 88 Prozent planen das für die kommenden 24 Monate.

„Zur etablierten Anlageklasse entwickelt“

Die größten Emittenten von GSN-Anleihen stammen laut PWC aus dem öffentlichen Sektor – es sind mithin Staaten und supranationale Organisationen. Deren emittiertes Anleihevolumen werde sich von 266 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 712 Milliarden Euro im Jahr 2026 erhöhen, prognostizieren die Autoren. Dabei spielt unter anderem der Europäische Aufbauplan eine große Rolle: Die EU-Kommission will den nachhaltigen Wirtschaftsumbau auf dem Kontinent über grüne Anleihen finanzieren. Aber auch der private Sektor, und dort insbesondere Unternehmen aus dem Nicht-Finanzsektor, werden deutlich mehr Geld über GSN-Anleihen einnehmen wollen, ist man bei PWC überzeugt.

„Seit die Europäische Investitionsbank 2007 die erste grüne Anleihe emittiert hat, gefolgt von der Weltbank, haben sich GSN-Anleihen von einem Nischenmarkt, der von internationalen Finanzinstituten dominiert wurde, zu einer etablierten Anlageklasse entwickelt“, sagt Andrew McDowell, Partner der Strategieberatung Strategy& aus dem Firmennetzwerk von PWC.

Bei PWC interpretiert man den Erfolg von GSN-Anleihen auch über deren neue strategische Bedeutung: Wer sich als Unternehmen nachhaltiger aufstellen wolle, finanziere den Umbau gern über GSN-Anleihen. So ließen sich schneller Investoren gewinnen. Denn ob es nun die EU-Taxonomie oder die Offenlegungsverordnung ist – auch Investoren müssen zunehmend enge Anforderungen erfüllen, um auch in Zukunft noch Kunden von sich überzeugen zu können. Bei GSN-Anleihen beflügeln sich Angebots- und Nachfrageseite, angetrieben durch die Regulatorik, somit gegenseitig.

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