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Fonds und Versicherungen „Nachhaltige Investments werden Ende 2021 zum Mainstream-Produkt“

Radfahrer vor Windkraftanlage
Radfahrer vor Windkraftanlage: Im Rahmen der europäischen Transparenz-Richtlinie soll der Finanzsektor an den CO2-Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens mitwirken. | Foto: Foto von HASAN ZAHRA von Pexels

DAS INVESTMENT: Was bedeutet die europäische Transparenzverordnung für die deutsche Finanzbranche in der Praxis?

Lisa Waldherr: Diese neue EU-Verordnung bringt neue regulatorische Vorgaben für die Finanzbranche. Ab dem 10. März 2021 müssen die Unternehmen beispielsweise offenlegen, inwiefern die als nachhaltig beworbenen Fonds das Geld der Kunden wirklich nachhaltig anlegen. Das heißt: Der Anleger erhält bis dahin entsprechende Dokumente des Produktgebers, falls dieser nachhaltige Finanzprodukte laut der Definition in der Verordnung anbietet.

Im Falle einer Fondspolice ist der Versicherer für die Aushändigung der Informationen verantwortlich. Auf diese Anbieter hat sich beispielsweise unser Unternehmen Cleversoft spezialisiert. Wir leisten Service für gruppenweit 130 Versicherer und Pensionskassen.

DAS INVESTMENT: Inwiefern steht inzwischen fest, wie diese Dokumente konkret aussehen sollen?

Waldherr: Die konkrete Umsetzung der regulatorischen Vorgaben bleibt eine Herausforderung für uns. Denn bislang wurde eine Entscheidung darüber, wie die Dokumente im Detail aussehen sollen, durch die Verschiebung von Level 2 verschoben. Dies erschwert nun die Erstellung der Informationsschreiben an ihren eigenen beziehungsweise unabhängigen Vertrieb, da es keine einheitliche Vorgabe gibt.

Unser Ansatz hierbei ist, die Schreiben so zu gestalten, dass der Vermittler seinen Kunden die Nachhaltigkeitsaspekte der Produkte im Beratungsgespräch leicht verständlich erklären kann. Hierzu habe wir im Austausch mit Versicherern und Fondsgesellschaften ein Dokument entworfen, welches zumindest die notwendigen Informationen nach Level 1 beinhaltet.

Den gleichen Ansatz haben wir 2017 mit der Einführung der PRIIP Regulierung verfolgt und dem dazugehörigen PRIIP KID verfolgt und konnten somit eine erfolgreiche und pünktliche Einführung der Regulierung für über 50 Kunden gewährleisten.

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DAS INVESTMENT: Hat die deutsche Lebensversicherungsbranche auf die europäische Transparenzverordnung gewartet?

Frank Genheimer: Ein nicht ganz unwichtiger Unterschied zur Prips-Richtlinie ist, dass die Lebensversicherer durch die Transparenzverordnung vermutlich kalt erwischt wurden. Andererseits kommt die neue Regulierung zu einer Zeit, in der die Anbieter sowieso neue, zukunftsfähige Produkte entwickeln und ihr Geschäftsmodell überarbeiten müssen.

Lebensversicherer stehen vor zentralen Herausforderungen: Sie müssen ihre Garantiezusagen trotz extrem niedrigen Zinsen finanzieren. Sie werden sich deshalb und auch dank der zu erwartenden Senkung des Höchstrechnungszinses von der klassischen Bruttobeitragsgarantie verabschieden müssen – vermutlich auch von der klassischen Lebensversicherung an sich. 

Zudem muss die Digitalisierung im eigenen Haus schneller und weiter vorangetrieben werden – was nicht zuletzt auch die Corona-Pandemie zeigt. Und sie müssen endlich Antworten auf die zunehmend schlechter werdende Presse finden. Falls ein Lebensversicherer bislang noch auf einen Startschuss für seinen Wandel gewartet hat, dann hat er ihn spätestens jetzt mit der Transparenzverordnung erhalten.

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