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Fonds und Versicherungen „Nachhaltige Investments werden Ende 2021 zum Mainstream-Produkt“

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DAS INVESTMENT: Das eigene Image fördern könnten die Versicherer beispielsweise mit einer nachhaltigen Anlagepolitik, die sie im Rahmen der Transparenzverordnung künftig auch nachweisen müssen.

Genheimer: Ganz genau. Erst einmal geht es bei der Transparenzverordnung nur um die Kapitalanlage. Im Fall einer reinen Fondspolice ist das Thema Nachhaltigkeit dann auch relativ einfach umzusetzen. Die reine Fondspolice muss einfach nur auf nachhaltige Investmentfonds umgestellt werden.

In Deutschland stehen aber nach wie vor Policen mit Garantien hoch im Kurs. Dort steckt zumeist entweder komplett oder zu einem überwiegenden Anteil die klassische Lebensversicherung und damit das konventionelle Sicherungsvermögen, der Deckungsstock, dahinter. Es dürfte recht lange dauern, bis die einzelnen Anbieter ihr konventionelles Sicherungsvermögen komplett nachhaltig veranlagen – die hunderten von Milliarden Euro an Kapitalanlagen können nicht von heute auf morgen ESG-konform gemacht werden. 

Bei der produktseitigen Umsetzung von nachhaltigen Policen mit Sicherheiten kommen die Lebensversicherer auf der kurzen Zeitachse also nicht umhin, mit externer Unterstützung jetzt neue Produktlösungen zu entwickeln, sofern sie nicht plötzlich ohne geeignete Produkte dastehen wollen. Bei der Entwicklung von Futuro Vorsorge habe ich mit Kooperationspartnern gezeigt, dass Produktentwicklung in der Lebensversicherung schnell, innovativ und digital sein kann.

Letztlich ist die Transparenzverordnung ein Geschenk für die Versicherungsbranche. Kaum etwas ist so sozial und nachhaltig wie der Grundgedanke einer Versicherung. Stichwort Ausgleich im Kollektiv. Da macht es doch absolut Sinn, diesen Grundgedanken auch auf die Kapitalanlage und im weiteren Verlauf letztlich auch auf die gesamte Unternehmensführung auszubauen.

Martin Stenger: Stichwort sozial: Nachhaltige Investments werden vielfach noch immer mit ökologischen Geldanlagen gleichgesetzt. Doch auch das S in der Abkürzung ESG für Environment, Social, Government wird immer wichtiger. Ich spreche daher lieber von verantwortungsbewusstem Investieren.

Dies passt auch gut zu unseren Analgegrundsätzen als Fondsgesellschaft: Wir sind ein langfristiger Investor und helfen, langfristige Sparziele zu erreichen. Denn der Aufbau einer Altersvorsorge ist kein Sprint, bei dem es nur um die kurzfristige Rendite geht. Daher profitieren wir davon, dass Vermittler künftig ihre Kunden fragen müssen, ob sie ihr Geld nachhaltig anlegen wollen.

Meine Erfahrung zeigt, dass dann fast alle mitmachen wollen. Der gesellschaftliche Konsens pro ESG war nie breiter. Nachhaltige Investments dürften daher bis Ende nächsten Jahres endgültig vom Nischen- zum Mainstream-Produkt werden.

DAS INVESTMENT: Gibt es spezielle Produktkategorien, die Ihrer Meinung nach zukünftig besonders stark davon profitieren dürften?

Stenger: Je mehr die klassische Lebensversicherung mit Garantiezins vom Markt verschwindet, desto stärker werden ESG-konforme Alternativprodukte zur Altersvorsorge in den Mittelpunkt rücken.

Fondsgebundene Versicherungen können das vergleichsweise leicht durch Investmentfonds mit entsprechenden Anlagekriterien darstellen. In der Zukunft könnte ich mir darüber hinaus vorstellen, Angaben zu Nachhaltigkeitsaspekten auch in das geplante Online-Portal zu den Ansprüchen aus allen drei Säulen der Altersvorsorge aufzunehmen. Das dürfte der gewünschten Lenkungswirkung der Politik für nachhaltige Vorsorge und Geldanlage auch beim Verbraucher den Blick auf dieses Thema lenken.

Anreize des Staates - ähnlich wie die Zuschüsse zum Kauf von Elektrofahrzeugen – würde dies verstärken. So könnte der Staat zukünftig auch nachhaltige Investments fördern – zum Beispiel im Rahmen der geplanten Riester-Reform. Auf jeden Fall dürfte das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnen, falls die Unionsparteien künftig mit den Grünen eine Bundesregierung bilden.

v.l.: Frank Genheimer, Martin Stenger, Lisa Waldherr


Über die Interviewten:
Lisa Waldherr ist Executive Director Asset Management & Insurance beim Regtech-Anbieter Cleversoft Group.
Frank Genheimer ist Managing Director bei der Unternehmensberatung New Insurance Business (NIB).
Martin Stenger ist Vertriebsdirektor bei der Fondsgesellschaft Franklin Templeton Investment Services.

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