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Nachhaltiges Investieren neu gedacht Evaluierungskonzepte für die Anlageziele von heute

Bergbauingenieure in einer Kupfermine in Brasilien; Erz das für E-Autos gebraucht wird
Bergbauingenieure in einer Kupfermine in Brasilien; Erz das für E-Autos gebraucht wird: Investoren müssen stets mit Kompromissen leben, mit komplexen Situationen, Zielkonflikten und zweitbesten Lösungen. | Foto: Imago Images / Photoshot / Construction Photography

Nachhaltiges Investieren wird immer beliebter. Die Nischenprodukte von früher sind der Mainstream von heute. Nach Angaben der Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) waren an den fünf Hauptmärkten (Europa, USA, Kanada, Pazifikregion und Japan) 2020 zusammen 35,3 Billionen US-Dollar in nachhaltige Strategien investiert – etwa 36 Prozent des weltweiten Anlagevolumens.

Grafik 1: Nachhaltig gemanagtes Vermögen weltweit

Ein Großteil dieses Wachstums entfiel auf die vergangenen zehn Jahre. Allein von 2016 bis 2020 verzeichneten nachhaltige Anlagestrategien 55 Prozent Vermögenszuwachs, während das Anlagevolumen insgesamt nur um 20 Prozent stieg (http://www.gsi-alliance.org/wp-content/uploads/2021/08/GSIR-20201.pdf). Weil das Volumen so stark wächst und nachhaltiges Investieren immer mehr zum Mainstream wird, müssen wir unsere ESG-Ansätze hinterfragen: Passen sie noch zu Zielen und Anlagevolumina von heute?

Früher waren nachhaltige Investmentansätze meist statisch, und oft beruhten sie auf Ausschlüssen. Bei einem statischen Ausschlusskonzept wird genau festgelegt, welche Anlagen zulässig sind und welche nicht. Andere statische Ansätze beurteilen die Vergangenheitsentwicklung eines Unternehmens anhand quantitativer ESG-Ratings. Solche Konzepte scheinen auf den ersten Blick transparent und leicht verständlich. Sie passen auch gut zu Finanzinstrumenten wie Anleihen und Krediten, weil die Mittelverwendung hier klar definiert werden kann, oder zu Fonds, deren Anlageuniversum bestimmte Sektoren ein- oder ausschließen kann.

Und doch stehen wir an einem Wendepunkt. Wegen des wachsenden Interesses an nachhaltigen Anlagestrategien und ihrer höheren Anlagevolumina stoßen statische Ausschlusskonzepte an ihre Grenzen. Was bei Nischenprodukten noch funktionieren mag, kann zu einem Problem werden, wenn – wie heute oft üblich – das Gesamtportfolio die Netto-Null erreichen oder andere Nachhaltigkeitskriterien erfüllen soll. Hinzu kommt, dass sich Ausschlusskonzepte nicht für alle Arten von Anlagen eignen. Vor allem bei Staatsanleihen kommt es zu Problemen.

 

Die Tendenz geht daher zu einem stärker integrierten Ansatz, auch wenn Ausschlüsse und andere statische Konzepte noch immer wichtig sind: Laut GSIA betrug ihr verwaltetes Vermögen 2020 immerhin 21 Milliarden US-Dollar. Ein Jahr zuvor waren es aber noch 27,3 Milliarden US-Dollar gewesen, und das nach integrierten ESG-Ansätzen gemanagte Vermögen ist von 2016 bis 2020 um 143 Prozent gestiegen (Grafik 2). Ein Grund dafür ist die Erkenntnis, dass ESG-Faktoren finanzielle Risiken oder Chancen sein können. Hinzu kommt, dass der Bedarf an nachhaltigen Anlagestrategien bei einem Ausschlusskonzept die Anlagekapazität überschreitet (wie in Gesprächsrunden am 6. und 13. Oktober 2022 deutlich wurde).

Grafik 2: Weltweiter Vermögenszuwachs nachhaltiger Anlagestrategien (2016-2020)

Ein integrierter Ansatz schränkt das Anlageuniversum a priori nicht ein und erleichtert den Portfoliounternehmen den Umgang mit wichtigen ESG-Risiken und -Chancen. Oft bleibt aber unklar, nach welchen Kriterien die Asset Manager entscheiden, und oft fehlt es auch an Vergleichsmaßstäben. Integrierte Nachhaltigkeitskonzepte gerieten daher in die Kritik. Fest steht, dass klarere Definitionen nötig sind und die Produkte transparenter werden müssen, damit sie die Komplexität von Weltwirtschaft und Märkten vollständig berücksichtigen. Nachhaltige Anlageprodukte müssen auch skalierbar sein, damit sie die hohe Nachfrage abdecken können. Ein guter nachhaltiger Investmentansatz setzt voraus, dass man die heutigen Herausforderungen für Asset Manager versteht. MFS und die Eurasia Group haben daher eine Gesprächsreihe mit Asset Managern, Kapitaleignern und Wissenschaftlern organisiert. Im Folgenden fassen wir wichtige Erkenntnisse daraus zusammen.

Welche nachhaltigen Anlageziele haben die Kunden?

Nachhaltigkeitsthemen werden zwar immer wichtiger, aber noch weiß man nur ansatzweise, was die Kapitaleigner wirklich wollen. Manche wollen öffentliche Zusagen erfüllen, andere wollen wirklich etwas verbessern, und wieder andere möchten wichtige finanzielle ESG-Risiken berücksichtigen, die bei klassischen Ansätzen oft außer Acht gelassen werden.

Nicht alle Kunden haben die gleichen Ziele. Asset Manager müssen daher unterschiedliche Wünsche miteinander in Einklang bringen, die noch dazu manchmal nicht klar ausgesprochen werden. Vielleicht ist Finanzertrag noch immer das Wichtigste. Keineswegs steht aber fest, dass die Endkunden, oft vertreten von Treuhändern, den möglichen Zielkonflikt zwischen Anlagerestriktionen und Ertragsaussichten wirklich verstanden haben. Viele Kunden wollen ein „nachhaltigeres“ Portfolio, aber nur wenige wollen dafür auf Ertrag verzichten.

Hinzu kommt, dass sich Ziele oft ändern, weil Investoren um ihren Ruf fürchten, die Medien auf etwas aufmerksam werden und Signale aus der Politik Verwirrung stiften. In solchen Fällen schließen Investoren ein Land oder Unternehmen bisweilen aus, obwohl andere Portfoliowerte ein noch schlechteres ESG-Profil haben.