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Nachhaltiges Investieren Was Anleger von den Vereinten Nationen und vom Nobelpreis lernen können

Laurent Ramsey, Managing Partner und CEO, Pictet Asset Management: „Ohne das Engagement der Investment-Community für die Sache ist der Kampf zum Schutz der natürlichen Ressourcen unseres Planeten verloren.“
Laurent Ramsey, Managing Partner und CEO, Pictet Asset Management: „Ohne das Engagement der Investment-Community für die Sache ist der Kampf zum Schutz der natürlichen Ressourcen unseres Planeten verloren.“ | Foto: Pictet Asset Management

Die  letzten 12 Monate waren für  Anleger turbulent, aber besonders der Oktober 2018 dürfte sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben. Nicht, weil ein erneuter Abschwung drohte, was schlimm genug gewesen wäre, sondern weil uns schonungslos vor Augen geführt wurde, dass der Kapitalismus von einem viel größeren Problem bedroht ist – der Umweltzerstörung. Auch wenn es sicherlich reiner Zufall war, dass das Nobelpreiskomitee die Gewinner ihres Wirtschaftspreises nur wenige Stunde nach Veröffentlichung des erschreckenden Berichts der Vereinten Nationen über die globale Erwärmung am 8. Oktober bekanntgab, hätte der Zeitpunkt nicht passender sein können.

Die Preisträger Paul Romer und William Nordhaus beschäftigen sich jeweils mit der Frage, warum die Weltwirtschaft wächst und ob dieses Wachstum weitergehen kann, ohne dass unser Planet irreparabel geschädigt wird – zentrale Fragestellungen für die Nachhaltigkeit. Die Botschaft sowohl der Nobelpreisjury als auch des Weltklimarats an die Anleger war unmissverständlich: Ohne das Engagement der Investment-Community für die Sache ist der Kampf zum Schutz der natürlichen Ressourcen unseres Planeten verloren.

Vor jeder Investition den ökologischen Fußabdruck prüfen

Anleger können etwas bewirken, weil sie die Macht haben, Kapital aus Unternehmen, die ihrer Umweltverantwortung nicht gerecht werden, abzuziehen oder erst gar nicht in solche zu investieren. Eine Möglichkeit, diese Macht zu nutzen, bestünde darin, von jedem börsennotierten Unternehmen zu verlangen, dass es seinen ökologischen Fussabdruck genauso verbucht wie beispielsweise die Abschreibung von Anlagen und Maschinen. Es kann jedoch noch sehr viel mehr getan werden.

Das Modell von Nordhaus, das einen Zusammenhang zwischen Wachstum, Treibhausgas-Emissionen und Klimawandel herstellt, ist deshalb so bahnbrechend, weil es die Umweltkosten von wirtschaftlicher Aktivität quantifiziert. Dieses Konzept hat lange Zeit die Denkweisen von Regierungen und Aufsichtsbehörden in aller Welt geprägt und lag der Entwicklung innovativer Instrumente – wie zum Beispiel der Kohlenstoffgutschriften – zur Abschwächung der Folgen des Klimawandels zugrunde.

Es ist an der Zeit, dass die Anleger dem Beispiel der Politiker folgen. Zumindest sollten sie sich bewusst werden, dass jede Aktie, jede Anleihe und jeder Vermögensgegenstand mit einer Umweltrisikoprämie behaftet ist, die sich im Preis widerspiegeln muss. Würde diese Prämie berücksichtigt werden, kämen die tatsächlichen Kapitalkosten ans Licht und man würde nicht in Unternehmen investieren, die ihren ökologischen Fussabdruck ignorieren.

Nachhaltigkeit führt langfristig zur besseren Aktienkursentwicklung

Es geht nicht nur um die ethische Dimension. In Fachkreisen rücken zunehmend auch finanzielle Aspekte in den Vordergrund. Unternehmen, die aktiv Nachhaltigkeitsgrundsätze anwenden, haben in der Regel höhere Ratings, niedrigere Kapitalkosten, gesündere Finanzen und langfristig eine bessere Aktienkursentwicklung. Für verantwortungsvollen Kapitalismus ist es jedoch nicht damit getan, dass Unternehmen mit umweltgerechten Geschäftsmodellen belohnt werden. So sprach US-Präsident Lyndon Johnson in einer Rede vor dem Kongress im Jahr 1965 davon, dass für den Schutz der Ressourcen des Planeten „nicht nur der klassische Ansatz für Schutz und Entwicklung, sondern ein kreativer Ansatz für Wiederherstellung und Innovation“ erforderlich ist.