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in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 6 Minuten

Nachhaltiges Investieren Wie man als Fondsgesellschaft Greenwashing vermeidet

Robeco-Expertin Masja Zandbergen: „Die Integration von Nachhaltigkeit kann zu besseren Anlageentscheidungen führen.“
Robeco-Expertin Masja Zandbergen: „Die Integration von Nachhaltigkeit kann zu besseren Anlageentscheidungen führen.“ | Foto: Robeco

Anlagestrategien, die nur einfache Ausschlüsse vornehmen, sollten nicht länger als nachhaltig bezeichnet werden. Nachhaltiges Investieren ist auch wesentlich schwieriger als lediglich einen Datensatz an Environment, Social und Governance (ESG)-Scores zu kaufen und ihn auf ein Portfolio anzuwenden. Denn bei nachhaltigem Investieren geht es um mehr. Betrachten wir daher also die neuen Wege nachhaltiger Geldanlage und die Problematik rund um das Thema Greenwashing.

Es gibt Bereiche, die alle nachhaltigen Investoren vermeiden wollen: Tabakprodukte, Waffen, Verstöße gegen Arbeitsrichtlinien und Menschenrechte sowie bestimmte Arten fossiler Energieträger wie Kohle zählen hierzu. Doch auf anderen Gebieten ist die Sache schon weniger klar. Zum Beispiel tragen traditionelle fossile Kraftstoffe erheblich zum Klimawandel bei. Allerdings werden sie noch umfassend genutzt und benötigt. Einige Betrachter sind daher der Ansicht, dass Energieunternehmen sowohl Teil des Problems als auch der Lösung sind. Andere wiederum wollen sie generell vermeiden. Die Frage ist, ob durch Investitionen in diese Unternehmen und einen Dialog mit ihnen Veränderungen möglicherweise besser zu bewirken sind, als durch völlige Meidung.

Integriertes Denken für bessere Entscheidungen

Des Weiteren ist eine Strategie unseres Erachtens nach nur dann nachhaltig, wenn sie auch in finanzieller Hinsicht nachhaltig ist. Demnach ist integriertes Denken wichtig. Wie wirken sich langfristige ESG-Trends und externe Kosten wie Klimawandel, abnehmende Biodiversität und steigende soziale Ungleichheit zu Veränderungen bei den Geschäftsmodellen aus? ESG-Investing bedeutet nicht länger, dass man lediglich ein Anlageuniversum auf die Titel mit den besten Scores begrenzt. Es bedeutet vielmehr, gründlich über Nachhaltigkeit nachzudenken und darüber, wie diese sich auf Unternehmen und Anlagestrategien auswirkt. Ein Beispiel: In allen unseren quantitativen Strategien wird von zwei Aktien mit identischem (finanziellem) Faktor-Score diejenige höher gewichtet, die einen besseren ESG-Score aufweist. In unseren fundamentalen Strategien wirken sich ESG-Aspekte auf die Bewertung, das heißt den Zielkurs eines Wertpapiers, aus. Beispielsweise wurden bei Internetunternehmen Datenschutz und der Umgang damit bereits im Bewertungsmodell berücksichtigt, lange bevor dies ein gesellschaftliches Thema wurde. Dasselbe gilt für die Bewertungen im Gesundheitssektor.

Die strukturelle Integration von ESG in den Investmentprozess hilft unseren Teams, bessere Entscheidungen zu treffen. Dadurch wird jedoch das Anlageuniversum nicht verkleinert. Die Teams dürfen nach wie vor auch in Unternehmen mit niedrigem ESG-Score investieren. Voraussetzung: Sie müssen davon überzeugt sein, dass die Risiken in der Marktbewertung mehr als angemessen berücksichtigt sind. In unserem globalen Aktienfonds Robeco Global Stars Equities war dies in den letzten zwei Jahren zu beobachten, als rund 75 Prozent der Bewertungen nach Einbeziehung von ESG-Kriterien angepasst wurden. Die ESG-Integration trug kombiniert mit dem Ausschluss der Bereiche Tabak und umstrittene Waffen rund 22 Prozent zur Outperformance im Zeitraum von 2017 bis 2018 bei. Diese Art der Integration von ESG ist in der Umsetzung zwar weit schwieriger und grundlegender als die bloße Nutzung von ESG-Scores zur Einengung des Anlageuniversums. Doch wird sie häufig nicht als nachhaltige Strategie klassifiziert. Kunden, die in nachhaltige Strategien investieren wollen, möchten schlicht nicht in Unternehmen investieren, die in punkto ESG schlecht abschneiden, auch wenn sich dies bereits im Aktienkurs widerspiegelt.

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Übergreifende Zusammenarbeit erforderlich

Das alles erfordert spezielle Ressourcen und Research. Wenn man ein Investmentteam bittet, ESG-Aspekte in den Anlageprozess einzubeziehen, muss man ihm die dazu erforderlichen Ressourcen und das Wissen zur Verfügung stellen. Die Teammitglieder haben dieses Know-how meistens nicht bereits an der Universität oder in ihrer bisherigen Tätigkeit erworben. Bei Robeco verfügen wir über zahlreiche unterschiedliche Nachhaltigkeitsspezialisten, die mit sämtlichen Investmentteams zusammenarbeiten. Ein separates Team für nachhaltiges Investieren haben wir dagegen nicht. Stattdessen ist jeder daran beteiligt. Denn angesichts der Vielzahl an verfügbaren ESG-Daten ist ein interdisziplinärer Ansatz aus unserer Sicht von großer Bedeutung.

Nehmen wir das Beispiel zweier Mobiltelefonhersteller, deren CO2-Bilanz wir vergleichen. Das eine Unternehmen hat alle seine operativen Tätigkeiten ausgelagert, während das andere vertikal integriert ist. Das erste weist eine niedrige Kohlendioxid-Bilanz auf und das zweite eine wesentlich höhere. Dieses Ergebnis ist natürlich eine Illusion, denn die Herstellung eines Mobiltelefons geht mit mehr oder weniger derselben CO2-Bilanz bei beiden Herstellern einher. Das ist aus den Daten nicht unmittelbar ersichtlich, sondern es erfordert das Wissen und Urteilsvermögen von Experten, die über den Tellerrand hinausblicken. Verfügt man über keine Ressourcen, die sich auf solche Details konzentrieren, und haben Analysten keinen Zugang zu zweckmäßigen Research-Ergebnissen oder ein Verständnis dieser Aspekte, wird man Nachhaltigkeit nicht strukturell integrieren können.

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