Rolle rückwärts: Wie Trump ESG, Diversität und Klimaschutz systematisch zurückdreht
„Wir haben die Tyrannei der so genannten Diversitäts-, Gleichstellungs- und Inklusionspolitik im gesamten Staatswesen und auch im privaten Sektor und in unserem Militär beendet“, sagte Präsident Trump am 4. März 2025.
Trumps zweite Amtszeit ist der Nachhaltigkeit nicht förderlich. Im Gegenteil: Seine Regierung hat zahlreiche Maßnahmen ergriffen, die Fortschritte in diesem Bereich zurückwerfen. So wurden staatliche Programme zur Förderung von Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) per Verordnung abgeschafft – und Unternehmen im privaten Sektor unter Druck gesetzt, diesem Kurs zu folgen.
Auch die Klimapolitik ist stark betroffen: Trump ließ die USA erneut aus dem Pariser Klimaabkommen austreten und fordert die Rücknahme des Inflation Reduction Act, mit dem die Biden-Regierung Investitionen in saubere Technologien vorangetrieben hatte.
Darüber hinaus wurden per Dekret Bundesmittel und Genehmigungen für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien eingefroren. Gleichzeitig schwächte die Regierung durch tiefgreifende Änderungen bei der Umweltbehörde EPA bestehende Umweltauflagen erheblich ab.
Mehrere große US-Unternehmen haben auf den politischen Druck reagiert, indem sie ihre eigenen Net Zero- und DEI-Richtlinien entweder aufgeweicht oder ganz aufgegeben haben. Aber auch europäische Unternehmen mit Verträgen mit der US-Regierung geraten nun unter Druck, das US-weite Verbot von DEI-Programmen einzuhalten. Sie stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder halten sie an ihren DEI-Initiativen fest, die auf mehr Chancengleichheit und diskriminierungsfreie Einstellungsverfahren abzielen – oder sie passen sich dem US-Kurs an, um bestehende Verträge nicht zu gefährden.
Die Ablehnung von ESG-Initiativen – oft als „Greenhushing“ bezeichnet – setzte allerdings schon vor Trumps Wiederwahl ein. In mehreren republikanisch regierten US-Bundesstaaten gerieten Finanzunternehmen ins Kreuzfeuer, weil sie sich öffentlich für Klimaschutz und Diversität starkmachten. Ein Bericht der Kampagnengruppe ShareAction, die sich für verantwortungsvolles Investieren einsetzt, zeigt einen deutlichen Rückgang der Zustimmung zu ESG-Initiativen auf Hauptversammlungen. Von insgesamt 279 Aktionärsanträgen zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG), die im vergangenen Jahr in Großbritannien, Europa und den USA eingebracht wurden, erhielten nur vier eine Mehrheit – das entspricht gerade einmal 1,4 Prozent.
Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag die Zustimmungsrate noch bei 21 Prozent, 2022 sank sie auf 14 Prozent und 2023 schließlich auf nur noch 3 Prozent. Dieser Trend verdeutlicht, wie sehr die Unterstützung für ESG-Anliegen unter Anlegern zuletzt nachgelassen hat.
Auch Europa justiert seine ESG-Strategie neu
Die ESG-Politik ändert sich nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, wo wir eine Abkehr von einem puristischen hin zu einem pragmatischeren nachhaltigen Ansatz beobachten. Da sich Europa sicherheitspolitisch nicht mehr auf die USA verlassen kann, überprüfen die Regierungen die historischen ESG-Beschränkungen für privatwirtschaftliche Investitionen in europäische Verteidigungswerte.
Auch die ESG-Ausschlüsse im Bereich der Kernenergie werden neu bewertet, da Kernenergie zunehmend als zuverlässige, CO2-emissionsfreie Energiequelle angesehen wird, die dazu beiträgt, die mangelnde Stehfestigkeit der erneuerbaren Energien auszugleichen. Außerdem will die EU ihre strengen ESG-Offenlegungs- und Berichterstattungspflichten für EU-Unternehmen lockern, um deren Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt zu erhöhen.
Doch im Gegensatz zu den USA will die EU die strukturellen Bausteine ihrer Umweltpolitik beibehalten und gleichzeitig die Wettbewerbsbedingungen für europäische Unternehmen deregulieren und verbessern. So stellt Deutschland beispielsweise 100 Milliarden Euro aus seinem neuen 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturfonds für Klimaschutzmaßnahmen bereit.
Trotz unbeständiger politischer Zeiten behält Columbia Threadneedle Investments den Fokus auf nachhaltige Investitionen bei. Wir sind uns jedoch darüber im Klaren, dass wir, wenn die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten durch die Unternehmen auf breiterer Basis zurückgefahren wird, zunehmend verantwortungsbewusstes Investment-Engagement nutzen werden, um Nachhaltigkeit voranzubringen.
Beispiele unserer Zusammenarbeit mit Unternehmen
NextEra macht das US-Stromnetz fit für die Zukunft: Wir haben uns mit dem US-Energieversorger NextEra getroffen, um über die neue Partnerschaft mit GE Vernova zu sprechen. Ziel dieser Kooperation ist es, integrierte Lösungen zur Erzeugung von Gas aus erneuerbaren Energiequellen für die Entwicklungsabteilung von NextEra bereitzustellen.
Ungeachtet der Zusammenarbeit mit einem Anbieter konventioneller Energietechnologien ist NextEra überzeugt: Erneuerbare Energien sind der Schlüssel, um den wachsenden Energiebedarf der Kunden zu decken. In Erdgas und Kernenergie sieht das Unternehmen wichtige Ergänzungen – sie sind notwendig, um die schwankende Einspeisung aus Wind- und Solarkraftwerken auszugleichen.