Christin: Studien zeigen, dass viele Frauen eher bereit sind, sich mit Finanzen zu beschäftigen, wenn sie ihr Geld nachhaltig anlegen können. Du bist für die Nachhaltigkeitsstrategie bei Eyb & Wallwitz verantwortlich. Kannst du uns erklären, was Nachhaltigkeit bei Investments genau bedeutet?
Kristina: Man liest auch häufig ESG. Das steht für Environmental, Social und Governance. Also Environmental steht für die Umwelt, Social für soziale Aspekte und Governance für die Unternehmensführung. Das ist der Neue Normalzustand oder wird hoffentlich das neue Normal im Investmentbereich, dass immer mehr auch nicht-finanzielle Kriterien berücksichtigt werden. Das bedeutet zum Beispiel: Ich möchte wissen, ob Firmen ihre Einnahmen mit Kohle oder Nuklearenergie generieren. Das wäre jetzt zum Beispiel ein klassisches Environmental-, also ein Umweltthema mit der Frage, wie Firmen mit ihren Ressourcen umgehen. Achten sie auf Nachhaltigkeit bei ihren Ressourcen?
Die Leute interessieren sich aber auch für soziale Aspekte, also zum Beispiel dafür, ob ein Unternehmen Menschenrechte berücksichtigt. Gibt es in dem Unternehmen eine Gewerkschaft? Wie sehen die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter aus? Gibt es Zwangsarbeit?
Mit dem Thema Governance beschäftigen sich viele Laien am wenigsten. Das ist aber meiner Meinung nach eines der wichtigsten Themen. Dabei geht es um Dinge wie Bilanzskandale, Korruption oder Geldwäsche. Wir alle haben es bei Wirecard gesehen: Wenn es einen Skandal gibt, sinkt der Unternehmenswert nicht mal um 10 bis 20 Prozent, das kann auch direkt in die Insolvenz führen. Deswegen können Anleger bei der Geldanlage auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit Umwelt, Soziales und Unternehmensführung achten.
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Junge Menschen identifizieren sich eher mit Nachhaltigkeit
Was ich aus meinem Arbeitsalltag sagen kann, ist, dass sich mehr junge Leute mit dem Thema identifizieren als Ältere. Immer, wenn ich mit Kunden spreche, wo zwei Generationen, also Eltern und Kinder, bei uns aufeinandertreffen, merkt man, dass das Interesse bei den Kindern viel größer ist. Vor allem bei Umweltthemen empfinde ich das so. Die Älteren sagen eher: Hey, ich möchte meine Rendite haben. Es sollte nicht ethisch verwerflich sein, aber trotzdem vernachlässigen sie Nachhaltigkeit eher, wenn die Rendite stimmt.