Michaela Brocke, Heute und Morgen

Bei Lebensmittelherstellern odern Energieversorgern achten viele deutsche Verbraucher bereits heute sehr genau auf deren Nachhaltigkeit. Davon sind die meisten Kunden von Finanzdienstleistern zwar noch weit entfernt, doch rund 80 Prozent von ihnen wünschen sich jetzt hierzu mehr Informationen. Und die Bereitschaft zum Wechsel zu einem besonders nachhaltigen Anbieter ist bei sonst vergleichbaren Konditionen groß, zeigt die aktuelle Trendstudie „Nachhaltigkeit: Dos und Dont´s für Versicherer, Banken und Krankenkassen“ von Heute und Morgen.

Das unabhängige Marktforschungs- und Beratungsinstitut aus Köln befragte im Februar mehr als 1.000 Bundesbürger im Alter über 18 Jahren, welche Rolle die Nachhaltigkeit bei ihren Finanz- und Versicherungsangelegenheiten hat. Dieses Thema lässt demnach nur wenige Deutsche kalt: Für mehr als ein Viertel der Bundesbürger spielt nachhaltiges Handeln in ihrem Leben bereits eine gewichtige Rolle. Der Fokus richtet sich dabei vor allem auf den Umwelt- und Klimaschutz. Lediglich für jeden Zehnten ist das Thema Nachhaltigkeit bisher eher unbedeutend.

Die Grundhaltung der Verbraucher zur Nachhaltigkeit erscheine nach Angaben der Studienautoren jedoch widersprüchlich: „Eigenes nachhaltiges Handeln verschafft einerseits ein gutes Gefühl, andererseits werden damit teils auch verbundene Aufwände, Verzichte und Kosten oft noch gescheut.“ Zugleich gebe man die eigene Mitverantwortung gerne an Politik und Unternehmen ab. „Beäugt werden deren Aktivitäten dann wiederum kritisch; man sieht dort oft noch mehr reine Symbolhandlungen – sogenanntes Greenwashing – als echtes und ehrliches Engagement.“

Jüngere besonders interessiert

„Im Generationenvergleich überdurchschnittlich interessiert, aufgeschlossen und anspruchsvoll bei Nachhaltigkeitsthemen zeigen sich jüngere Menschen; insbesondere die Altersgruppe der unter 30-Jährigen.“ Laut Michaela Brocke, Geschäftsführerin bei Heute und Morgen ist „insbesondere in der strategisch wichtigen Gruppe der jüngeren Generation die Wechselbereitschaft bei vergleichbaren Kosten sehr hoch.“ Das gelte allerdings nicht für die Bereitschaft gegebenenfalls auch mehr zu bezahlen. „Nachhaltigkeit wird zunehmend als Selbstverständlichkeit erwartet.“

Diese Versicherer gelten als grün

Vorerst dürfte den Verbrauchern der Gang zum einen nachhaltigen Versicherer aber aus einem sehr praktischen Grund schwerfallen: Die große Mehrheit der Bundesbürger konnte bei Umfrage nicht sagen, welche Assekuranz aus ihrer Sicht besonders nachhaltig arbeitet. Bei der gestützten Abfrage nannten die Teilnehmer am häufigsten drei Marken, deren Namen auf nachhaltige Aktivitäten hindeuten: Ökoworld Leben, Grün versichert und Bessergrün. Allerdings kämpften diese Nischenanbieter mit ihrer bisher noch geringen Bekanntheit.

Die drei Nachhaltigkeitssegmente

Die Marktforscher von Heute und Morgen unterteilen die deutsche Bevölkerung in drei Nachhaltigkeitssegmente, erklärt Geschäftsführerin Brocke: die aktiven Nachhaltigen beziehungsweise besonders Nachhaltigkeitsaffinen machen 34 Prozent der Menschen hierzulande aus. Die sogenannten Mitläufer kommen sogar auf eine relative Mehrheit von 45 Prozent und die Kritiker beziehungsweise Skeptiker auf 21 Prozent. Sie unterscheiden sich deutlich in ihren Erwartungen an die Versicherer. Mehr zu den Profilen lesen Sie auch in der Bilderstrecke oben.

>Vergrößern! Grafik: HEUTE UND MORGEN GmbH