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Ergo: Nachhaltigkeit in der Wohngebäudeversicherung - geht das?
Die Ergo hat ihre Wohngebäudeversicherung grundlegend überarbeitet. Im Fokus steht nach Unternehmensangaben die Absicherung von Naturgefahren und klimaschonenden Energien. Das Produkt besteht aus einem Basistarif mit Namen „Smart“- und dem leistungsstärkeren „Best“-Tarif und funktioniere voll digital. In vielen Fällen könnten die Schäden nach kurzer Zeit durch die automatisierten Abläufe ausbezahlt werden, so der Versicherer.
Bündelung von Naturgefahren
Zu den Neuerungen zählt, dass Elementargefahren sowie Sturm- und Hagelschäden nun gebündelt abgesichert sind. Dadurch will die Ergo eine höhere Abdeckung in Bereich Elementar erreichen, wie Janna Nguyen, Bereichsleiterin Haftpflicht und Sach bei der Ergo Versicherung sagt. Dabei gilt für die allermeisten Postleitzahlgebieten der Verzicht auf eine Selbstbeteiligung.
Fokus auf ökologische Leistungen
In der Tarifvariante „Smart“ sind die Mehrkosten für einen ökologisch nachhaltigen und altersgerechten Wiederaufbau bis 50.000 Euro enthalten. Das Produkt „Best“ sichert zudem den Diebstahl von Grundstücksbestandteilen (zum Beispiel Wärmepumpen) ab. Auch eine ökologische Modernisierung soll unterstützt werden. Diese gelingt laut des Anbieters durch die Übernahme der Stromkosten, wenn die regenerative Stromversorgung durch einen Versicherungsfall außer Funktion ist. Gleiches gilt für die fehlende Einspeisevergütung.
Zu den optionalen Leistungen gehört der Baustein „Haus- und Energietechnik“. Die Ergo gibt an, durch die Versicherung umwelt- und klimarelevanter Technik am Gebäude und auf dem Grundstück erneuerbare Energien zu fördern. Konkret abgedeckt sind Anlagen zur eigenen Stromerzeugung sowie Heizanlagen zur Nutzung regenerativer Energien – auch gegen unvorhergesehene Schäden. Eingeschlossen sind Photovoltaikanlagen inklusive Stromspeicher, Solarthermieanlagen, Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wallboxen beziehungsweise Ladesäulen.
Beitragsersparnis bei Prävention und Modernisierung
Für zeitnah vorgenommene Modernisierungen an älteren Gebäuden (zum Beispiel am Leitungswassersystem, an den elektrischen Anlagen oder der Dachbedeckung) gibt es laut Ergo einen zehnprozentigen Modernisierungsnachlass. Für Präventionsmaßnahmen am Gebäude (beispielsweise Rückstauklappen, Wasserstoppsysteme oder sturmsichere Dachziegel) erhalten Kunden ebenfalls Tarifvergünstigungen. Zur Höhe äußert sich der Anbieter nicht.
Was sind die Stärken und Schwächen?
Doch wie ist der neue Wohngebäudetarif zu bewerten? Da stellt sich für mich zunächst ein grundlegendes Problem dar. Die Ergo ist leider auf keinem der gängigen Vergleichsrechner vertreten, dies dürfte ein marktgerechtes Angebot für den Makler deutlich erschweren, weil er den Wohngebäudetarif nicht ohne weiteres neben die anderen Anbieter stellen und eine Preis-Leistungs-Übersicht zur Verfügung stellen kann.
Hallo, Herr Kaiser!
Was die Leistungserweiterungen angeht, hat der neue Tarif einige Highlights. Zu nennen ist vor allem der Diebstahl von Wärmepumpen und anderen Grundstückbestandteilen auf dem Versicherungsgrundstück und die Eindeckung auch hoher Gefährdungszonen (Zürs) in der Elementarschadenversicherung. Dass für einen Schutz von Ableitungsrohren außerhalb des Gebäudes bis 10.000 Euro bereits ein Zusatzbaustein (Leitungswasser Plus) erforderlich ist, ist allerdings eher schwach. Sowas sollte heutzutage mit drin sein.
Ist das Produkt tatsächlich nachhaltig?
Fraglich erscheint mir, ob die Versicherung von Wärmepumpen gegen Diebstahl der Nachhaltigkeit dient. Denn, wenn mir einer die Wärmepumpe klaut, baue ich ja keine Gasheizung wieder ein, selbst wenn der Versicherer mir den Diebstahl nicht zahlt. Falls die Photovoltaikanlage ausfällt, bezahlt die Ergo den Strom aus dem Netz und die Einspeisevergütung. Das finde ich nett, aber auch hier sei doch die Frage erlaubt, ob dies wirklich ein echter Nachhaltigkeitsaspekt ist?
Zugegeben, es ist nicht so einfach, Nachhaltigkeitsleistungen in eine Wohngebäudeversicherung einzubauen. Umso mehr hätte ich mir die Aussage gewünscht: Wir investieren 100 Prozent Ihres Beitrags (abzüglich Versicherungssteuer und Rückversicherungsanteil) in eine ökologische und nachhaltige Kapitalanlage, die den ESG-Standards entspricht.
Insgesamt ist nach meinen langjährigen Erfahrungen die neue Wohngebäudeversicherung der Ergo, wobei ich mich auf die Tarifvariante „Best“ beziehe, als im Marktumfeld leicht überdurchschnittlich einzustufen. Allerdings ist der Tarif in verschiedenen von mir gerechneten Varianten auch vergleichsweise teuer. Die Variante Smart kommt aus meiner Sicht für den Maklermarkt nicht infrage.
Über den Autor:
Stephan von Heymann wurde 1974 in Aurich geboren. Er begann seine Karriere in der Assekuranz mit einer Ausbildung zum Versicherungskaufmann bei der Ergo in Bremen. Er war mehrere Jahre als selbstständiger Versicherungsvermittler in Leipzig tätig, bis er 2014 zum Maklerpool Aruna nach Berlin wechselte. Dort ist er als „Haftpflicht Underwriter“ tätig. Ein ergänzendes Fachstudium bei der Deutschen Versicherungsakademie absolvierte er zwischen 2019 und 2020.