Amundi-Deutschland-Chef im Interview „Nachhaltigkeit ist bei uns Chefsache“
Wie weit ist der Privatanleger beim Thema Nachhaltigkeit?
Pellis: Seit einigen Jahren nimmt auch die Nachfrage nach nachhaltigen Investments beim Privatkunden zu. Der aktuell sehr starke Trend wird insgesamt vom Gesetzgeber und dessen Richtlinien befeuert. Das hilft. Zudem stimmten die Kursentwicklungen vieler ESG-Titel beim Ausbruch der Corona-Pandemie. Es passt einfach das Timing. Das hat dann der Nachfrage geholfen, denn früher dachten viele ja, dass Nachhaltigkeit Rendite kosten würde. Nun gibt es Marktphasen, in denen Non-ESG-Wertpapiere eine schlechtere Performance haben.
Kaum ein Privatanleger fragt aber nach ESG-Fonds.
Pellis: Das stimmt. Aber darauf angesprochen, ob er nachhaltig investieren möchte, sagt keiner „Nein, möchte ich nicht“. Beim Autokauf überlegt man heute auch, ob man noch einen Diesel oder Benziner kauft oder vielleicht nicht doch lieber ein Hybrid- oder Elektroauto. Letztlich treffen die Leute ihre Entscheidung viel bewusster. Und so ist es bei der Geldanlage mittlerweile auch.
Wie empfinden Sie die Regulatorik?
Pellis: In der Kapitalanlage ist das Thema Nachhaltigkeit schon ziemlich komplex. Da helfen uns die diversen Richtlinien, um zu erklären, wofür die einzelnen Fondstypen stehen, was ein Artikel-6-Fonds ist und was Nachhaltigkeitsprodukte nach den Artikeln 8 und 9 sind. Und das wiederum hilft Kunden, nachhaltige Investments leichter zu verstehen.
Wie würden Sie sich einem Greenwashing- Vorwurf erwehren?
Pellis: Indem ich zum einen auf unsere DNA bei dem Thema mitsamt unserer Entwicklung seit der Gründung hinweise. Außerdem haben wir uns seit 2010 ständig weiterentwickelt und dabei auch auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter gesetzt. Über diesen Weg verbessert man dann auch seine Investmentprozesse stetig, integriert ESG-Kriterien, entwickelt die IT-Seite weiter, kauft Daten von externen Research- Anbietern ein, hinterfragt und kombiniert diese. Zudem nutzt man als Gruppe die Aktionsrechte und engagiert sich bei den investierten Unternehmen. All das kann man tun und tun wir auch. Greenwashing wäre demnach, zu sagen, dass man etwas tut, aber gar nicht entsprechend handelt. Aber das ist ja eigentlich nie gut – nicht nur beim Thema Nachhaltigkeit.
Über den Interviewten:
Christian Pellis leitet seit Jahresanfang 2021 das Deutschlandgeschäft von Amundi.