Nachhaltigkeitsexperte Guillaume Mascotto
Sozialer Umbau der Wirtschaft
Guillaume Mascotto leitet den Bereich Nachhaltigkeit beim Investment-Haus American Century Investments. Foto: American Century Investments
Unternehmen müssen heutzutage zwecks Konkurrenzfähigkeit soziale Aspekte im Management berücksichtigen, ist sich Guillaume Mascotto sicher. Wie die Corona-Krise diesen Trend beschleunigt, erklärt der Experte der US-Anlagegesellschaft American Century Investments hier.
Der wesentliche Punkt des Kapitalismus ist, dass wir es mit einem evolutionären Prozess zu tun haben, schrieb der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter im Jahr 1950. Eine Interpretation dieser Aussage könnte sein, dass unser Wirtschaftssystem und das Finanzsystem in ständiger Bewegung sind. Folglich wäre es im Kontext von Wirtschaftskrisen wie der durch Covid-19 verursachten nur vernünftig, dass sich unser System bald an neue Normalitäten anpassen sollte.
Zwar wird das Virus selbst wohl irgendwann kontrolliert werden, doch die wirtschaftlichen Folgen werden lang anhalten. Mit den gewonnenen Erfahrungen werden sich viele Unternehmen dazu gezwungen sehen, ihre betrieblichen Abläufe sowie...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Der wesentliche Punkt des Kapitalismus ist, dass wir es mit einem evolutionären Prozess zu tun haben, schrieb der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter im Jahr 1950. Eine Interpretation dieser Aussage könnte sein, dass unser Wirtschaftssystem und das Finanzsystem in ständiger Bewegung sind. Folglich wäre es im Kontext von Wirtschaftskrisen wie der durch Covid-19 verursachten nur vernünftig, dass sich unser System bald an neue Normalitäten anpassen sollte.
Zwar wird das Virus selbst wohl irgendwann kontrolliert werden, doch die wirtschaftlichen Folgen werden lang anhalten. Mit den gewonnenen Erfahrungen werden sich viele Unternehmen dazu gezwungen sehen, ihre betrieblichen Abläufe sowie die Beziehung zu ihren Mitarbeitern grundlegend zu überdenken. Die an sie gestellten Anforderungen werden immer vielfältiger und technisch komplexer.
Die offensichtlichste Veränderung ist, dass von heute auf morgen beinahe die komplette Belegschaft großer Unternehmen begonnen hat, von zu Hause zu arbeiten. Früher vernachlässigte Problemstellungen bekommen da eine neue Aufmerksamkeit: Wenn man vor einem halben Jahr die Einladung zu einer Videokonferenz bekam, wählte man sich ein und war froh, wenn alles reibungslos funktionierte.
Heute nutzen täglich viele Millionen Mitarbeiter von Unternehmen Videokonferenzen und andere digitale Kommunikationsmittel, um sich auszutauschen, abzustimmen und die Geschäfte am Laufen zu halten. Und plötzlich diskutieren wir mit Kollegen und Freunden, ob die jeweiligen digitalen Tools auch sicher sind, keine Einfallstore für Viren und Schadsoftware bieten und Vertrauliches auch vertraulich bleibt.
Kurzum: Eine Diskussion, die früher Datenschutzexperten und IT-Sicherheitsexperten führten, findet heute, sozusagen, am Küchentisch statt.
Daran zeigt sich eine Ambivalenz des viel bemühten Credos der Krise als Chance: So sehr also die Anbieter von Videokonferenzlösungen von der derzeitigen Krise profitieren mögen, so intensiv stehen sie auch im Kreuzfeuer von berechtigten kritischen Fragen. Datenschutz und IT-Sicherheit sind schon durch die zunehmende Ausbreitung der Digitalisierung in Form von E-Commerce, Online-Banking oder auch digitalen Gesundheitsdiensten immer bedeutsamer geworden.
Jetzt, da das Arbeiten im Homeoffice der Normalfall ist, sind diese Themen bei Verbrauchern ebenso wie bei professionellen Nutzern zur Top-Priorität geworden. Wer als Anbieter hier nicht liefert, wird entweder nachbessern müssen oder sich langfristig zunehmendem Druck von seinen Mitarbeitern, Kunden und der Öffentlichkeit stellen müssen.
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