Nachhaltigkeitsexperte Guillaume Mascotto
Sozialer Umbau der Wirtschaft
Guillaume Mascotto leitet den Bereich Nachhaltigkeit beim Investment-Haus American Century Investments. Foto: American Century Investments
Unternehmen müssen heutzutage zwecks Konkurrenzfähigkeit soziale Aspekte im Management berücksichtigen, ist sich Guillaume Mascotto sicher. Wie die Corona-Krise diesen Trend beschleunigt, erklärt der Experte der US-Anlagegesellschaft American Century Investments hier.
Und auch Kapitalgeber werden sich gründlich überlegen, ob sie bei einer Firma investieren, die bei Datenschutz und IT-Sicherheit unsauber arbeitet. Wir bezeichnen das als einen Trend von „Know your customer“ hin zu „Protect your customer“.
Weil daraus im Extremfall ernste wirtschaftliche Bedrohungen für Unternehmen erwachsen können, werden Datenschutz und IT-Sicherheit gerade zu einem integralen Bestandteil des Nachhaltigkeits-Managements und auch der Investment-Analyse – und zwar in der sozialen Dimension der drei klassischen ESG-Dimensionen von Nachhaltigkeit (Environment, Social, Governance). Dieser Trend hat nicht erst mit Covid-19 begonnen, aber er hat durch die Krise und durch die...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Und auch Kapitalgeber werden sich gründlich überlegen, ob sie bei einer Firma investieren, die bei Datenschutz und IT-Sicherheit unsauber arbeitet. Wir bezeichnen das als einen Trend von „Know your customer“ hin zu „Protect your customer“.
Weil daraus im Extremfall ernste wirtschaftliche Bedrohungen für Unternehmen erwachsen können, werden Datenschutz und IT-Sicherheit gerade zu einem integralen Bestandteil des Nachhaltigkeits-Managements und auch der Investment-Analyse – und zwar in der sozialen Dimension der drei klassischen ESG-Dimensionen von Nachhaltigkeit (Environment, Social, Governance). Dieser Trend hat nicht erst mit Covid-19 begonnen, aber er hat durch die Krise und durch die raschen Veränderungen der Arbeitsläufe an Bedeutung gewonnen.
Datenschutz und IT-Sicherheit sind derweil nur die eingängigsten Beispiele dafür, wie sich Anforderungen an Firmen verschieben. Analog dazu ist eine ganze Reihe von Faktoren der sozialen Nachhaltigkeitsdimension durch die Krise in den Fokus gerückt, sodass die S-Dimension insgesamt sprunghaft mehr Relevanz bekommen hat. Für Unternehmen haben sich dabei drei weitere wesentliche Handlungsfelder aufgetan.
Erstens braucht jede Firma ab einer gewissen Größe professionelle Mechanismen und Vorkehrungen, um auf Krisen wie Pandemien reagieren zu können. Das klingt selbstverständlich, aber Fakt ist, dass eine große Zahl von Firmen heute noch nicht ausreichend auf Krisen wie globale Pandemien vorbereitet ist.
Die Vorbereitung auf Krisen beginnt bei der Leistungsfähigkeit der IT-Systeme für massenhafte Zugriffe von dezentralen Rechnern aus dem Homeoffice und reicht bis zur Gestaltung von Arbeitsabläufen und Management-Modellen. Statt zu viel Verantwortung bei einzelnen Managern zu bündeln, sollten Methoden wie „Distributed Management“ angewandt werden, um Aufgaben auch in einer dezentralen Aufstellung schnell erledigen zu können.
Zweitens müssen die Lieferketten mit Blick auf ihre Abhängigkeiten überprüft und insgesamt besser kontrolliert werden. Dass globale Lieferketten im Falle einer Pandemie und eines damit verbundenen Lockdowns anfällig sind, ist unstrittig. Ebenso klar ist, dass vor allem in der industriellen Massenproduktion mit ihren Vorlaufzeiten und Volumina Lieferketten nicht von heute auf morgen verändert werden können.
Und doch wird es eben wichtiger, die Risiken globaler Lieferketten systematisch zu erfassen, zu überwachen und Notfallpläne bereit zu halten. Fragen danach werden auch Investoren den Unternehmen als Teil ihres Risikomanagements künftig häufiger stellen. Wichtiger wird zudem, wie gut Firmen ihre Zulieferer kennen, dass sie die Qualität, die Sicherheit und den Arbeitsschutz in den Zulieferbetrieben überwachen und dass sie bei Bedarf auch konsequent für Verbesserungen eintreten.
Für uns als Investor wäre es potenziell hilfreich, wenn Lieferketten schlanker, transparenter und nach Möglichkeit stärker lokalisiert wären. Insbesondere im Einzelhandelssektor hat die Generation der Millennials mit ihrer Vorliebe für Nachhaltigkeit und „Community-Building“ die Nachfrage nach höherwertigen, klar rückverfolgbaren und lokal erzeugten Produkten erhöht.
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