Nachhaltigkeitsexperte Walter Hatak
Klimawandel statt Corona
Aktualisiert am 16.07.2020 - 09:33 Uhr

Walter Hatak ist bei der Fondsgesellschaft Erste Asset Management für Nachhaltigkeit zuständig. Foto: Erste Asset Management
Ausgehverbot, Konjunktur-Shutdown, Maskenpflicht: Corona hat Politiker dazu gebracht, in rasantem Tempo ungewohnte Maßnahmen zu ergreifen. Beim Klimawandel müssen sie den Kurs beibehalten, sagt Nachhaltigkeitsexperte Walter Hatak von der Fondsgesellschaft Erste Asset Management.
Was ist aus der Klimabewegung geworden? Corona verdrängte in den vergangenen Monaten Fridayˋs for Future und deren Begründerin, Greta Thunberg, gänzlich aus den Medien. Während es anfangs um die richtigen Maßnahmen gegen Corona ging, beherrscht derzeit die Angst vor einer zweiten Welle die Medien.
Wer hätte gedacht, dass jene Regierungen, die besonders streng gegen die Verbreitung des Virus vorgingen und dabei sogar die gewohnte Freiheit einschränkten, die höchsten Zustimmungsraten in der Bevölkerung erhalten?
Gleichzeitig ermöglichte die rasche Rückkopplung von unzureichenden Maßnahmen, populistische Regierungschefs wie Jair Bolsonaro in Brasilien zu enttarnen....
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Was ist aus der Klimabewegung geworden? Corona verdrängte in den vergangenen Monaten Fridayˋs for Future und deren Begründerin, Greta Thunberg, gänzlich aus den Medien. Während es anfangs um die richtigen Maßnahmen gegen Corona ging, beherrscht derzeit die Angst vor einer zweiten Welle die Medien.
Wer hätte gedacht, dass jene Regierungen, die besonders streng gegen die Verbreitung des Virus vorgingen und dabei sogar die gewohnte Freiheit einschränkten, die höchsten Zustimmungsraten in der Bevölkerung erhalten?
Gleichzeitig ermöglichte die rasche Rückkopplung von unzureichenden Maßnahmen, populistische Regierungschefs wie Jair Bolsonaro in Brasilien zu enttarnen. Während wirtschaftspolitische Maßnahmen und Korruptionsfälle meist erst in nachfolgenden Legislaturperioden spürbar werden, sind die Folgen von Corona aufgrund der veröffentlichten Infektions– und Todeszahlen, sofort sichtbar geworden.
Was zuvor undenkbar war, fand in kürzester Zeit statt: Grenzen innerhalb der EU wurden geschlossen, Maskenpflichten eingeführt, Betretungsverbote bei Pflegeheimen und Besuchsverbote in Krankenhäusern ausgerufen, der Flugverkehr kam zum Erliegen und Restaurants wurden zwangsgeschlossen.
Homeschooling und Homeoffice wurden gleichzeitig eingeführt und plötzlich gab es keine Abnehmer für Kontrakte auf Rohöl mehr, sodass der Preis kurze Zeit sogar negativ war. Seit dem Tiefpunkt der Coronakrise wurden die strengen Maßnahmen vielerorts wieder zurückgefahren und Abnehmer von Rohöl bekommen nichts mehr bezahlt, im Gegenteil, der Rohölpreis hat sich wieder spürbar erholt. Auch die Aktienkurse der Ölproduzenten konnten einen Rebound hinlegen.
War‘s das also mit der Angst vor dem Klimawandel? Sollten wir vielleicht erstmals die Erholung der Wirtschaft abwarten bevor wir wieder über den Klimawandel reden? So ist zumindest die Forderung mancher Lobbyorganisationen. Es ist zu hoffen, dass sie den Klimawandel nicht ähnlich falsch einschätzen, wie einige Regierungschefs Corona eingestuft haben: eine kleine Grippe die rasch vergeht.
Dabei hat die Transformation der Wirtschaft bereits begonnen. BP hat vor wenigen Tagen Abschreibungen in Milliardenhöhe verkündet, weil die angenommen zukünftigen Ölpreise nach unten revidiert werden mussten. Der größte Aktionär von Exxon Mobil überlegt öffentlich, den CEO und das Board auszutauschen, weil sie das Unternehmen nicht ausreichend auf den Klimawandel ausrichten. Die OMV schickt an seine Mitarbeiter ein Infomagazin zu den Ursachen und Folgen des Klimawandels.
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