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Aktualisiert am 22.11.2018 - 17:59 Uhrin EurozoneLesedauer: 3 Minuten

Amundi-Fondsmanager Andreas Wosol „Der Finanz-Sektor bietet Investoren große Chancen“

Andreas Wosol, leitender Fondsmanager bei Amundi
Andreas Wosol, leitender Fondsmanager bei Amundi | Foto: Amundi

DAS INVESTMENT: Die jährliche Rendite Ihres Fonds Amundi European Value Equity liegt aus Sicht von drei Jahre bei 4,4 Prozent und damit deutlich vor der Benchmark und der Vergleichskategorie. Wie wählen Sie die Titel für das Portfolio aus?

Andreas Wosol: Der Erfolg unserer Anlagestrategie beruht sowohl auf unserer Fähigkeit, aus unserer Sicht unterbewertete Titel mit hoher Sicherheitsmarge zu identifizieren, als auch auf unserem disziplinierten Portfoliokonstruktions-Ansatz. Mit 15 Analysten, die uns mit Investmentideen versorgen, haben wir eines der größten und erfahrensten Buy-Side-Teams der Branche. Dabei gilt bei uns die strenge Priorität, zu allererst Kapitalverluste zu vermeiden. Deshalb legen wir besonderen Wert auf die detaillierte Analyse der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells eines potenziellen Portfoliotitels sowie dessen signifikante Unterbewertung am Markt. Zudem setzen wir auf eine Sicherheitsmarge von mindestens 20 Prozent, die wir konsequent berücksichtigen. Mit dieser Value-Strategie schaffen wir die Basis für eine mögliche Überrendite.

Ein Schwergewicht bilden Sie dabei aber nicht?

Wosol: Unser Rebalancing-Prozess, der auf die Einhaltung der Gleichgewichtung aller Titel des Portfolios achtet, ist dann ein weiterer Faktor: Denn durch ihn entstehen risikoadjustierte Renditen – Rebalancing bedeutet ja nichts anderes, als teilweise zu verkaufen, wenn die Kurse steigen und zu kaufen, wenn sie fallen. So gesehen sind unsere überdurchschnittlichen Renditen der Disziplin in unserem Anlageprozess und der Ausnutzung der Marktineffizienzen geschuldet.

Wie kommt es, dass gleich drei niederländische Unternehmen in den Top-6-Positionen liegen?

Wosol: Was für Sie vielleicht aussieht wie eine bewusste Fokussierung, ist ein eher zufälliges Ergebnis unserer außergewöhnlichen Value-Strategie: Denn zum einen zählt bei einem Einzeltitelfonds wie dem Amundi European Value Equity in erster Linie die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells eines Unternehmens sowie seine aktuelle Bewertung – und nicht die Region oder der Sektor. Zum anderen verfolgen wir den Ansatz der Gleichgewichtung unserer ungefähr 40 Einzeltitel, so dass sich die Top-Werte in ihrem Anteil am Portfolio im Grunde nur um Nuancen von den vermeintlichen „Hinterbänklern“ unterscheiden. Darüber hinaus sagt der Börsenplatz eines Unternehmens heute nicht zwingend etwas über die Internationalität seines Geschäftsmodells aus – so sind beispielsweise auch unsere niederländischen Einzeltitel überwiegend global agierende Unternehmen.    

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Wie reagieren Sie auf den drohenden harten Brexit?

Wosol: Unser UK-Anteil liegt aktuell bei rund 20 Prozent. Aber ein Listing in Großbritannien heißt nicht automatisch, dass es sich bei dem Unternehmen um eines handelt, dass beim Brexit negative Entwicklungen zu befürchten hat. Deshalb schauen wir konsequent danach, wie global und diversifiziert das Geschäftsmodell eines UK-Unternehmens ist. Sollten wir starke lokale Abhängigkeiten ausmachen, dennoch aber von einem konkreten Unternehmen überzeugt sein, erhöhen wir die Sicherheitsmarge entsprechend. 

Größte Branche in ihrem Portfolio sind Financials. Wie identifizieren Sie in dieser Branche günstig bewertete Unternehmen und wie gestalten Sie das Risikomanagement?

Wosol: Wir sehen den Sektor Financials differenziert: Eine Bank ist natürlich etwas anderes, als eine Versicherung und auch in anderer Weise von Veränderungen, beispielsweise durch die Regulierung, betroffen. Doch wie bei Werten aus anderen Branchen auch, konzentrieren wir uns konsequent auf Analyse der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und auf die Differenz zwischen Preis und innerem Wert – und da gibt es aus unserer Sicht gerade bei Financials Ineffizienzen im Markt, die sich gezielt zum Vorteil unserer Investoren nutzen lassen. Natürlich sind wir hier besonders selektiv: Gerade bei den Banken, die etwa 15 Prozent unseres Portfolios ausmachen, achten wir sehr darauf, dass es sich um dominante Retail- und Commercial-Banken handelt – bevorzugt mit starker Bilanz und hohem Equity.

Aus welcher Region stammen die Institute?

Wosol: All unsere Banken-Holdings sind in Kern- und Nordeuropa angesiedelt und haben die Herausforderungen durch die Auswirkungen der Finanzkrise sowie der folgenden Regulierung aus eigener Kraft erfolgreich überstanden. So sind wir zwar bei Financials  besonders wählerisch, das laufende Risikomanagement genügt dann allerdings den gleichen hohen Ansprüchen, wie bei jedem anderen Qualitätstitel in unserem europäischen Value-Portfolio.

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