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Tierversicherungen – ein boomendes Geschäft mit Risiken

Das französische Tierversicherung-Start-up Dalma hat in einer Series-B-Finanzierungsrunde gerade 20 Millionen Euro eingesammelt. Mit diesem Kapital plant man, sowohl auf dem Heimatmarkt als auch in Deutschland zu wachsen und in weitere Länder zu expandieren.
Tierversicherungen haben weiter Wachstumspotenzial
Solche Nachrichten hört man oft. Der Tierversicherungsmarkt in Deutschland verzeichnete in den vergangen zehn Jahren ein starkes Wachstum, getrieben durch steigende Tierarztkosten über die neue Gebührenordnung für Tierärzte und ein zunehmendes Bewusstsein für die Gesundheitsvorsorge von Haustieren.
Die Corona-Pandemie hat diesen Trend durch einen regelrechten Haustier-Boom verstärkt. Auffällig dabei ist, wie viele Start-ups in den Markt drangen. Auch gibt es eine wachsende Zahl von Assekuradeuren in dieser Produktsparte.

Laut einer Marktanalyse von Nordlight Research aus dem Jahr 2022 verfügten 43 Prozent der deutschen Tiereigentümer über mindestens eine Tierversicherung. Haftpflichtversicherungen für Hunde und Pferde waren besonders verbreitet, wobei 74 Prozent der Hundeeigentümer und 85 Prozent der Pferdeeigentümer eine solche Police abgeschlossen hatten.
Tierkrankenversicherungen waren weniger verbreitet: Nur 42 Prozent der Pferdehalter, 30 Prozent der Hundehalter und 23 Prozent der Katzenhalter hatten eine solche Versicherung abgeschlossen. Hier liegt für die Branche also weiterhin Wachstumpotenzial.
Finanzielle Stabilität der Anbieter im Fokus
Vermittler sollten die Anbieter bei der Produktauswahl allerdings kritisch prüfen, insbesondere hinsichtlich ihrer finanziellen Stabilität und der Transparenz der Prämienkalkulation. Aktuelles Beispiel ist die Insolvenz der Element Insurance, durch die die Schadenregulierung zunächst vollständig eingestellt wurde, was dazu führte, dass Versicherungskunden plötzlich ohne Schutz dastanden. Bei den hohen Kosten stellt dies ein großes Risiko auch für Inhaber von Tierpolicen dar, vor dem sogar die Verbraucherzentrale warnte.
Element war in diesem Fall für Kunden nicht immer direkt als Versicherer erkennbar, da das Geschäft über den Assekuradeur Panda abgewickelt wurde, der die Tierversicherungen unter eigenem Namen anbot. Auch wenn Panda mittlerweile einen neuen Risikoträger gefunden hat und sich für bestehende Kunden durch den Wechsel nichts ändern soll, zeigt sich, dass manch Anbieter am Markt zu kämpfen hat.
Rückzug der Deutsche Familienversicherung ein Fingerzeig
So zog sich die Deutsche Familienversicherung (DFV) vor kurzem mit ihrer Tierkrankenversicherung komplett aus dem Maklermarkt zurück und veröffentlichte dazu folgende Mitteilung: „Im Zuge der Fokussierung auf digitale Vertriebskanäle wird der Vertrieb der Tierkrankenversicherung ab dem 10. März 2025 ausschließlich über den Online- und den Direktvertrieb erfolgen. Dies bedeutet, dass Versicherungsmakler oder Kooperationspartner diese Produktlinie in Deutschland künftig nicht mehr vertreiben können.“
Ich gehe davon aus, dass diese Maßnahme alleine der Kostenreduzierung dient, da der Vertrieb über Versicherungsmakler bedingt durch die Maklercourtage höhere Abschlusskosten verursacht. Vorausgegangen waren dieser Maßnahme deutliche Prämienerhöhungen und eine drastische Limitierung der Höchstentschädigungssummen. Dies verdeutlicht, wie hoch der Kostendruck bei einigen Anbietern mittlerweile ist.
Worauf Vermittler für ihre Kunden achten sollten
Bei der Auswahl einer Tierversicherung sollten Vermittler nicht nur auf die Prämienhöhe und die versprochenen Leistungen achten, sondern auch auf die Kapitalstärke des Versicherers. Wichtig sind transparente Vertragsbedingungen, klare Ausschlusskriterien und eine faire Erstattungsquote. Vermittler sollten außerdem prüfen, ob der Anbieter über eine solide Rückversicherung verfügt, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Von Gesellschaften, bei denen dies nicht einsichtig ist, empfehle ich Abstand zu nehmen.
Ein finanziell stabiler Anbieter ist entscheidend, da Tierversicherungen oft über viele Jahre hinweg bestehen und Tierbesitzer sicherstellen müssen, dass ihr Vertragspartner im Ernstfall zahlungsfähig bleibt. Gerade in diesem Markt sind viele Insuretchs und ausländische Start-ups unterwegs, die bisher keine Gewinne schreiben. Somit gibt es Unsicherheiten hinsichtlich der langfristigen Beständigkeit der Geschäftsmodelle. Hier ist zur Vorsicht geraten.
Über den Autor:
Stephan von Heymann wurde 1974 in Aurich geboren. Er begann seine Karriere in der Assekuranz mit einer Ausbildung zum Versicherungskaufmann bei der Ergo in Bremen. Er war mehrere Jahre als selbstständiger Versicherungsvermittler in Leipzig tätig, bis er 2014 zum Maklerpool Aruna nach Berlin wechselte. Er ist Experte bei DAS INVESTMENT Versicherungen und Blogger über die Branche.