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Aktualisiert am 18.12.2018 - 15:50 Uhrin KöpfeLesedauer: 5 Minuten

Nachruf Der Mann aus Korschenbroich

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Jeder, der ihn besuchte, kennt seinen großen Konferenzraum in Korschenbroich, Ortsteil Glehn. Und jeder kennt Glehn, den Ortsteil einer Kleinstadt, den wohl sonst niemand von uns je gesehen hätte. Er saß dann an der Stirnseite und rauchte – viel zu viel. Man konnte da stundenlang mit ihm sitzen und quatschen. Notizen machte er sich nie, das wäre zu formell gewesen. Danach ging es meist zum Italiener, der unten im selben Haus saß. Bestellen musste der Gerd dort nicht, wie bei einem Familienmitglied wusste man, was er aß und trank.

Langweilig wurde es nie, und der Gerd nahm sich immer Zeit für das persönliche Gespräch. Wer gerade mit ihm zusammen- saß, hatte seine ganze Aufmerksamkeit. Folgetermine konnten da schon mal warten. Das wusste man aber, und niemanden störte das ernsthaft. Geselligkeit ging vor und war eine seiner Stärken – ein Rheinländer durch und durch.

Wer mit ihm mal kurz telefonieren wollte, musste ein paar Stunden mehr einplanen. Als Hamburger musste ich lange Telefonate mit einem Mann erst mal lernen. Wer ihm zuhörte, konnte aber viel mitnehmen. Es war immer spannend – seine Ideen, seine Themenbreite, seine Gedanken und seine lockere Art – ein Rheinländer durch und durch. Mit Gerd verband mich eine 22-jährige Partnerschaft. 1996 lernten wir uns kennen, damals war er einer der größten Vertriebspartner der Fondsgesellschaft Flemings (die später in J.P. Morgan aufging). Als ich im selben Jahr eine Kommunikations- und Marketing-Agentur für Asset Manager gründete, war er mein erster Kunde. Und unsere ersten Telefonate gingen meist spät los und dauerten bis in die Nacht.

Als ich 1999 den Fonds & Friends Verlag auf die Beine stellte, um das Magazin DER FONDS (den Vorgänger von DAS INVESTMENT) herauszubringen, fragte ich ihn, ob er dabei sei, als Mitgesellschafter. Er sagte: „Du bist verrückt. Wir haben beide noch nie einen Verlag gemacht.“ Mitgemacht hat er trotzdem.

Und als sich dann Ende 2000 mit dem Verfall des Neuen Markts die Krise für einige Jahre etablierte, marschierten wir da zusammen durch. Zu der Zeit hatten wir irren Streit. Aber keiner von uns hat in den Sack gehauen.