Lukas Raschke hatte sich eigentlich auf Wirtschafts-IT spezialisiert und seinen Berufsweg bei einem Telekommunikationsdienstleister gestartet. In den Finanzvertrieb kam er im Rahmen eines Nebenjobs – der dann zum Hauptberuf wurde. 2024 gründete er gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Yasemine („Yase“) Kanwischer das Finanzberatungsunternehmen Ankerfinanz, das an das Beraternetzwerk VB-Select angedockt ist. Die Beratungsthemen haben sich beide thematisch aufgeteilt. 

Raschke ist einer von 14 Nachwuchsmaklern, die es auf die Shortlist zum diesjährigen Jungmakler Award der Dortmunder DKM schafften. Im Interview berichtet er von seiner Motivation für den Maklerberuf, den Sprung in die Selbstständigkeit und die Organisation des täglichen Geschäfts.

DAS INVESTMENT: Hallo Lukas, wie bist Du zu dem gekommen, was Du heute machst, also zur Gründung von „Ankerfinanz“?

Lukas Raschke: Ich habe zuerst ein duales Bachelor-Studium Wirtschaftsinformatik an der FH Wedel absolviert und bei Wilhelm.tel gearbeitet. Im Anschluss habe ich berufsbegleitend zu meinem 40-Stunden-Job den Master in IT-Management an der Nordakademie gemacht. Danach bin ich zunächst in die IT-Beratung, Bereich Business Intelligence, gewechselt. Und plötzlich hatte ich so viel Zeit. Ein Freund hat mich dann zu Tecis gebracht, da ich schon seit meiner Schulzeit Spaß am Investment habe.

War Finanz- und Versicherungsmakler Dein Traumjob?

Raschke: Bis vor fünf Jahren wusste ich nicht mal, dass ich jemals in dieser Branche arbeiten werde.

Wie kam denn der Wechsel in die Branche genau zustande?

Raschke: Wie gesagt, habe ich im Januar 2021 bei Tecis begonnen. Dort bin ich ziemlich schnell aufgestiegen und habe parallel die IHK-Ausbildungen gemacht. Nach zwei Jahren bei Tecis habe ich im Januar 2023 gekündigt, um mich mit meiner Freundin als Makler selbstständig zu machen.

 

Wann genau hast Du Dich selbstständig gemacht?

Raschke: Im August 2024, ich bin also ganz frisch selbstständig. Bis Juli 2024 habe ich noch 30 Stunden pro Woche in der IT gearbeitet, sodass wir unser Unternehmen parallel in Ruhe aufbauen konnten. 

Hast Du eigene Kunden in die Selbstständigkeit mitgebracht?   

Raschke: Der Großteil meiner Kunden wollte auch nach meiner Kündigung bei Tecis mit mir zusammenarbeiten. Die Kunden sind auf mich zugekommen, sodass ich diese weiterhin betreue.

Hattest Du Unterstützung bei der Finanzierung?

Raschke: Meine Partnerin Yase und ich haben beide mehr als drei Jahre berufsbegleitend unseren Weg zur Selbstständigkeit in der Branche aufgebaut. Daher haben wir keine Finanzierung benötigt.

Welche Vorteile hat die Selbstständigkeit?

Raschke: Wo soll ich hier anfangen? Keine festen Termine mehr, die ich jeden Tag wahrnehmen muss und die keinen Mehrwert bringen. Kein Chef und niemand, dem ich Rechenschaft schuldig bin. Den Tagesablauf so planen zu können, wie ich es möchte. Das war nur schwer möglich, als wir täglich noch gearbeitet haben und abends unser Unternehmen aufbauen durften. Vor allem ist es aber ein Job, der Spaß macht und wirkliche Mehrwerte schafft. Das direkte Feedback der Kunden ist ganz anders als in der IT.

Gibt es auch negative Seiten?

Raschke: Mehr Freiheit heißt auch mehr Verantwortung. Jetzt gibt es keine Sicherheiten mehr und wenn man nichts tut, kommt am Ende des Monats auch kein Einkommen. Einfach mal während der Arbeit faulenzen ist nicht möglich – was ich aber gut finde.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest Du?

Raschke: Wir versuchen, auf etwa 50 Stunden pro Woche zu kommen. Uns ist es wichtig, dass wir uns nicht kaputtarbeiten. Wir wollen eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Unternehmensaufbau,  Freizeit und Sport schaffen.

Schildere mal bitte Dein Geschäftsmodell.

Raschke: Wir wollen eine ganzheitliche Finanzberatung bieten. Unter ganzheitlich verstehen wir auch Themen, die über klassische Versicherungen und Investment hinaus gehen. Wir sensibilisieren unsere Kunden zum Beispiel auch zu den Themen Notfallplanung, Testament, Vorsorgevollmachten und weitere. Auf der einen Seite wollen wir den Kunden umfassend absichern und für alle Notfälle aufstellen, auf der andere Seite gemeinsam das Vermögen des Kunden aufbauen und zu Immobilien oder ähnlichen Anlagen verhelfen.

Als Teil der VB-Select können wir unseren Kunden ein Netzwerk von diversen Spezialisten zu allen unterschiedlichen Themen bieten, wie Gewerbe, Stiftung, Immobilien, Finanzierung oder Vermögensverwaltung.

Du hast Ankerfinanz gegründet und arbeitest dort eng mit Deiner Lebenspartnerin zusammen, die ebenfalls Kunden berät. Wie klappt Beziehung plus Beruf im Alltag?

Raschke: Wir haben gemeinsam den Strukturvertrieb verlassen und dann Ankerfinanz ins Leben gerufen. Das klappt sehr gut. Wir ergänzen uns, weil wir unterschiedliche Themen bevorzugen. Yase hat sehr viel Spaß am Thema Biometrie und Generationenberatung, ich habe deutlich mehr Spaß am Thema Investment und Altersvorsorge. Die größte Herausforderung für uns als Paar und Kollegen ist, dass wir aktuell zu 100 Prozent aus dem Homeoffice in unserer Drei-Zimmer-Wohnung arbeiten. Dementsprechend sind die Grenzen zwischen Beruf und Alltag häufig fließend. Außerdem ist eine Drei-Zimmer-Wohnung einfach zu klein, wenn beide den ganzen Tag in Beratungen am PC sitzen. Umso mehr freuen wir uns, wenn jeder mal seinen eigenen Hobbys nachgehen kann. 

Was machst Du, wenn Kunden etwas verlangen, das Du nicht anbietest?

Raschke: Wir arbeiten viel mit Spezialisten zusammen. Unser Ziel ist es, für alle Themen der Ansprechpartner zu sein und unser Netzwerk dem Kunden zur Verfügung zu stellen. Der Kunde soll das Gefühl bekommen, dass er mit allen Themen auf uns zukommen kann und wir gemeinsam für ihn den richtigen Ansprechpartner finden. Wir sind ein großer Fan von Spezialisierungen, da jedes Thema für sich komplex genug ist. 

Auf welche Kunden hast Du Dich beziehungsweise habt Ihr Euch spezialisiert?

Raschke: Wir beschreiben unsere Zielgruppe so: Sie ist technikbegeistert, offen und kommunikativ. Menschen, die gerne Zeit mit Familie und Freunden verbringen und lieber Jeans und Hoodie als Hemd und Bluse tragen. Geld wird lieber für die gemeinsame Zeit mit den Liebsten ausgegeben als für die nächste teure Uhr. Dementsprechend ist Konsum eine bewusste Entscheidung unserer Kunden. Gleichzeitig haben sie logischerweise ein Sicherheitsbedürfnis und möchten dieses mit Hilfe unserer Dienstleistung befriedigen. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, und diese Werte teilen auch unsere Kunden. 

Wow, so detailliert kann sich ein Makler seine Kunden bestimmt nicht aussuchen. Oder ist das vor allem ein Idealbild für Dich selbst?

Raschke: Wir haben uns überlegt, welche Kunden wir am liebsten betreuen, und was uns bei Kunden besonders wichtig ist. Gemeinsam haben wir heruntergebrochen, welche Eigenschaften unsere idealen Kunden haben sollten, damit wir ihnen helfen können und damit die Beziehung zwischen Kunde und Makler auch Spaß macht. Nichts ist nerviger, als wenn weder der Kunde noch ich als Makler Lust auf den Termin haben. Im Endeffekt ist ein Bild eines idealen Kunden entstanden, das uns selbst ziemlich ähnlich ist.

Hast Du Kunden, die zu Freunden geworden sind?

Raschke: Durch die Beratung, so wie wir sie leben, erfahren wir häufig sehr viel über unsere Kunden. Da kommt es häufiger vor, dass man Gemeinsamkeiten findet und sehr viel über die eigentliche Beratung hinaus redet und sich besser kennenlernt. Wenn die Kunden dann aus der Gegend kommen, frage ich auch, ob wir uns mal auf ein Bierchen treffen wollen. Daraus ergibt sich dann häufiger schon was.

Wo findest Du neue Kunden?

Raschke: Aktuell nahezu ausschließlich über Empfehlungen und ein bisschen Linkedin. Wir wollen unsere Social-Media-Präsenz aber noch deutlich ausbauen.

Hast Du als noch junger Makler auch nur junge Kunden?

Raschke: Die meisten meiner Kunden sind 25 bis 33. Allerdings betreuen wir auch ein paar Kunden im Alter von 50 bis 65.

Welche Rolle spielt Social Media für Dich beruflich?

Raschke: Im Moment noch eine relativ kleine. Das wird sich nächstes Jahr definitiv ändern. Allerdings sind wir noch dabei, unsere Strategie für Social Media zu überlegen.

Duzt oder siezt Du die Kunden?

Raschke: Ich duze eigentlich fast jeden. Kommt nicht immer gut an, aber siezen klingt einfach komisch und falsch.

Wie hoch ist der Anteil zwischen digitaler Kommunikation und Gesprächen mit Kunden vor Ort?

Raschke: 100 Prozent digital.

Ein Tipp für einen „alten Hasen“ der Branche?

Raschke: Technik ist etwas Tolles