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Nächste Runde Was die EZB noch in der Tasche hat

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Insgesamt kann die Zentralbank bei der ultralockeren Geldpolitik also durchaus noch zulegen. Aber Vorsicht. Unproblematisch ist das Ganze nicht. Zum einen ist der Spielraum für die Expansion nicht mehr so groß ist. 2008 hat die EZB den Einlagenzins in einem halben Jahr um 3 Prozentpunkte reduziert. 2011 ging es noch einmal um drei Viertel Prozentpunkte nach unten. So viel ist jetzt – außer vielleicht bei Helikoptergeld – nicht mehr drin.

Zum anderen werden die negativen Wirkungen auf die Banken und die Finanzmärkte umso größer, je weiter die EZB mit ihren Maßnahmen geht. Schon jetzt leiden die Gewinne (und damit die Möglichkeiten zur Kapitalbildung). Es besteht die Gefahr, dass Depositen abgezogen werden, wenn die Minuszinsen an die Kunden weitergegeben werden. Die Wertpapierkäufe der Zentralbank verzerren die Zinsverhält­nisse an den Bondmärkten.

Das Wichtigste schließlich ist das Vertrauensproblem. Man kann Geld nicht beliebig instrumentalisieren, um den Geldwert und die Konjunktur zu stabilisieren. Das Vertrauen in das Geld hat schon durch die lange Periode niedriger Zinsen und hoher Liquidität gelitten. Die Zentralbank sollte die Geduld der Menschen nicht noch weiter strapazieren. Irgendwann ist sie am Ende. Sie reagieren dann nicht mehr auf die Impulse der Zentralbank und – noch schlimmer – sie weichen auf Gold, Kryptowährungen oder ähnliches aus. Das ist besonders für eine so junge Währung wie den Euro gefährlich.

Die Zentralbank tut daher gut daran, sich mit dem Einsatz zusätzlicher Instrumente zurückzuhalten. Sie darf die Welt nicht zu Tode stabilisieren.

Für den Anleger

Die Märkte verlassen sich im Augenblick sehr stark auf die Geldpolitik als positives Gegengewicht gegen die Belastungen aus den Handelsstreitigkeiten und der konjunkturellen Verschlechterung. Die Zentralbanken können zwar noch einiges bewirken. Ihre Macht wird derzeit meines Erachtens aber überschätzt. Das gilt selbst für die amerikanische Fed, die noch mehr Spielraum für Zinssenkungen hat.

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