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Aktualisiert am 16.01.2008 - 14:11 Uhrin Fondsporträts altLesedauer: 4 Minuten

Naher Osten: Anlagen aus 1.001 Nacht

Zertifikate auf Unternehmen der Golfstaaten und des Nahen Ostens sind sehr chancenreiche Investments. Krisenfest sind die exotischen Produkte jedoch nicht.

Sieben Aktien und „erstmals die Möglichkeit, an der einzigartigen Wachstumsgeschichte Dubais teilzuhaben“ – so bewarb die Deutsche Bank Ende 2005 ihr Dubai Top Select Zertifikat (WKN: DB5 281). Das Kreditinstitut öffnete Privatanlegern in der Tat erstmals die Tore zu den Märkten des Golfstaats. Eine Wachstumsgeschichte ist die Entwicklung des Zertifikats indes nicht. Zu 110 Euro kam das Zertifikat damals auf den Markt. Heute kostet es nur noch 59 Euro (Stand: 27. Dezember 2007). Investoren waren mit dem Papier nie im positiven Bereich. Zeitweise notierte das Zertifikat sogar bei unter 40 Euro. Von den sieben Werten des Aktienkorbes liegen sechs seit der Auflage zwischen 22 und 66 Prozent im Minus. Lediglich das Bauunternehmen Arab Technical Construction weist ein Kursplus von 57 Prozent aus.
Rund 50 Prozent gestiegen ist hingegen das Nachfolgeprodukt der Deutschen Bank. Das Dubai Top Select II (DB2 DUB) ist erst seit dem 19. April vergangenen Jahres auf dem Markt. Seit Auflage ist es nie unter den Ausgabekurs von 10 Euro gerutscht und kostet aktuell 15,10 Euro. Das Dubai II unterscheidet sich kaum vom Vor- gänger. Beide Zertifikate sind hochkonzentriert und sechs der sieben Unternehmen sind identisch. Die Performance- Historie zeigt, wie nah Chancen und Risiken am Golf beieinander liegen. Einen kleinen Vorteil hat Dubai II jedoch: Die Deutsche Bank kann die Zusammensetzung des Korbes verändern. Das ist beim Vorgänger nicht der Fall.

Konzentriert, riskant und teuer


Lediglich die Deutsche Bank, DWS Go, ABN Amro und jüngst auch Merrill Lynch trauen sich bisher in den Nahen Osten. Sie haben mehr oder weniger konzentrierte Zertifikate auf den Markt gebracht. Die heikelsten Wetten können Investoren mit Produkten der Deutschen Bank eingehen. Neben den beiden Dubai-Papieren gehören auch ein Abu-Dhabi- (DB4 ABU) und ein Katar-Zertifikat (DB1 QAT) zur exotischen Top-Select-Familie. Beide Zertifikate investieren lediglich in sechs beziehungsweise sieben Unternehmen. Aus Abu Dhabi sind vier Banken und zwei Energiekonzerne vertreten, eine gleiche Mischung bekommen Katar-Investoren; zusätzlich ist noch ein Telekommunikationskonzern im Aktienkorb.
Auch die vier Ende Dezember von Merrill Lynch aufgelegten Zertifikate sind nur besonders risikofreudigen Investoren zu empfehlenswert. Sie setzen auf jeweils zehn bis zwölf Unternehmen aus Katar (ML0 C4D), Abu Dhabi (ML0 C4A), dem Oman (ML0 C4C) und Dubai (ML0 C4B). Viermal jährlich wird die Zusammensetzung der Länderzertifikate überprüft.
Ebenfalls sehr konzentriert ist das Emirates Property & Infrastructure Zertifikat (AA0 KFU) von ABN Amro. Es setzt sich aus zehn Unternehmen der Bau- und Immobilienbranche zusammen. Enthalten sind jedoch nur Unternehmen aus Katar, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ganz ähnliches kommt seit dem 6. November vergangenen Jahres auch von der Deutschen Bank: Das Middle East Infrastructure Zertifikat (DB3 MEJ), ebenfalls aus der Top-Select-Reihe, investiert in zwölf Bau- und Immobilienwerte der Golfregion. Auch dieses Zertifikat ist nur etwas für wirkliche Liebhaber der Region, die dazu noch der „Großbaustelle Golfregion“ das ganze besondere Etwas abgewinnen; zumal die Top-3-Postionen zum Auflagedatum 74 Prozent des Gesamtportfolios ausmachten.

Breite Streuung senkt das Risiko

Wer an die Dynamik und die Zukunft der Länder vom Golf glaubt, ist mit breiter gestreuten und länderübergreifenden Produkten besser bedient und vergleichsweise sicherer aufgestellt. Denn die Streuung senkt das Risiko. So ist das Middle East Zertifikat (ABN 9LJ) von ABN Amro in 30 Unternehmen aus fünf Ländern des Nahen Ostens investiert. Derzeit sind Unternehmen aus Dubai, Ägypten, Jordanien, Katar und Kuwait vertreten. 50 Prozent des Portfolios sind in Finanzwerte investiert, es folgen Telekommunikationsunternehmen (26 Prozent), Immobiliengesellschaften (10 Prozent) sowie Unternehmen aus den Bereichen Bau, Industrie und Schifffahrt mit einer Gewichtung von 3 bis 7 Prozent. Zweimal jährlich überprüft ABN Amro die Zusammensetzung. Außerdem kann auch in Unternehmen aus dem Oman, Bahrain und dem Libanon investiert werden, sobald das die Größe der Unternehmen und die Liquidität der Märkte zulassen.

Aktives Management hat seinen Preis

Preiswert ist das Zertifikat jedoch nicht. Neben einer jährlichen Managementgebühr von 1,25 Prozent kann die Geld-Brief-Spanne, der Unterschied zwischen dem Kauf- und Verkaufskurs an der Börse, mitunter bis zu 4,5 Prozent betragen. Aktuell liegt die Spanne bei 3 Prozent. Deutlich wird dadurch, wie eng und wenig liquide der Aktienhandel an den exotischen Börsenplätzen ist. Der Performance indes hat das nicht geschadet. Seit der Auflage im August 2006 stieg das Zertifikat um 26,7 Prozent.
Ein vergleichbares Produkt bietet auch DWS Go an. Das Middle East Indexzertifikat (DWS 0JC) hat einen großen Vorteil: Es wird, vergleichbar einem Investmentfonds, aktiv gemanagt. Ob die Verwalter des Portfolios ein glückliches Händchen haben, bleibt abzuwarten, da das Zertifikat erst am 20. Dezember aufgelegt wurde. Aktuell setzt es sich aus 21 Unternehmen zusammen. Sie alle sind jenseits des Energiesektors tätig. Geografische Schwerpunkte sind Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 31 Prozent und aus Katar mit 28 Prozent. Günstig ist auch dieses Produkt nicht. Die jährliche Managementgebühr beträgt 1,75 Prozent. Die Geld-Brief-Spanne kann nach Angaben von DWS Go „unter normalen Marktbedingungen bis zu 2,8 Prozent“ betragen.

Glaubensfrage: Im Einklang mit der Religion

Ein Exot unter den Exoten ist sicher das LBB Top Middle East Zertifikat (AA0 EQ1), das ABN Amro zusammen mit der Landesbank Berlin aufgelegt hat. Investiert wird in 20 Unternehmen aus Nahost. Die Besonderheit: Das Portfolio des Zertifikats ist shariakonform. Überwacht wird die Zusammensetzung von dem Islam-Ökonomen Mohamed Ali Elgari. Unternehmen, die ihr Geld mit Alkohol, Pornografie, Waffen, Schweinefleisch oder im Zinsgeschäft verdienen, dürfen nicht ins Portfolio. Gegen Rendite indes ist nichts einzuwenden. Seit der Auflage im April 2007 stieg das Zertifikat um 27,6 Prozent (Stand: 27. Dezember 2007).

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