LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
, Lesedauer: 10 Minuten

Natixis-Vertriebschef Jörg Knaf „Diesen administrativen Aufwand werden kleine Berater kaum stemmen können“

Seite 7 / 8

Welche Regelungen im Rahmen von Mifid ll finden Sie gut und sinnvoll?

Knaf: Die weitere Offenlegung von Kosten bzw. Konzessionen und die Untermauerung des Best-Execution- Prinzips werden Interessenkonflikte vermeiden helfen. Außerdem werden sie die treuhänderische Verantwortung und somit die Interessen des Anlegers durch mehr Transparenz stärken.

Welche Regelungen im Rahmen von Mifid ll halten Sie für schlecht und überflüssig?

Knaf: Mifid wird sich auf jeden Fall im Anlageberaterfeld bemerkbar machen. Unabhängige Berater werden es schwer haben, da sich die Beraterhaftung, die Protokollierung und die Vergütung grundlegend verändern.  Der administrative Aufwand wird von kleinen Unternehmen kaum zu stemmen sein. Und eine Ex-ante-, also Vorabvergütung für die Beratung ist in Deutschland sehr schwer umzusetzen. Die Konsequenz ist wahrscheinlich ein schrumpfendes, unabhängiges Berater-Segment, das auch für Asset Manager ohne Filialnetz negative Folgen haben wird.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Bitte nennen Sie konkrete Folgen von Mifid ll für den Vertrieb. An welchen Stellen besteht Handlungsbedarf? 

Knaf: Bezogen auf den unabhängigen Berater und Asset Manager ohne Filialnetz, muss ein „Level-Playing-Field“ hergestellt werden.  Die sogenannte „Product Governance“ könnte dieses, wenn sie konsequent und fair umgesetzt wird, zum Teil erreichen.  Aber nur dann, wenn sich Bankfilialen für alle Produkte öffnen.  Und, die Beratung muss für alle, ob bei dem Berater in der Filiale oder dem unabhängigen Berater, für Anleger kostenpflichtig sein.  Die Honorarberatung muss zum Standard werden.

Teil des Mifid-ll-Regulierungskomplexes ist die sogenannte Product Governance: Fondsanbieter müssen prüfen und veröffentlichen, welche Produkte für welche Zielgruppen geeignet sind. Was wäre Ihrer Meinung nach eine sinnvolle Zielgruppen-Definition?

Knaf: „Keep it simple & smart“, ist meine Devise. Man muss zwischen Endanlegern, also Retail-, und professionellen Anlegern, den Institutionellen, unterscheiden. Im Retail-Bereich sollte die Risikoneigung an erster Stelle stehen. Dabei soll das Augenmerk besonders auf dessen Erfahrung mit Geldanlagen sowie die Bedürfnisse des Kunden im Vordergrund stehen: Wie alt ist er, wann und wofür braucht er das Geld am Ende des Investmenthorizonts? Wieviel ist er bereit zu verlieren? Das ist vielleicht die erste Frage, die man jedem Anleger stellen sollte.  Erst dann wird einem bewusst, dass mit jeder Geldanlage, selbst mit dem Sparbuch, ein Risiko verbunden ist.

Tipps der Redaktion