Natixis-Chefstratege David Lafferty
Abschied vom Shareholder-Ansatz
Aktualisiert am 10.03.2020 - 16:53 Uhr
Militärparade in New York City: In den USA diskutieren Unternehmenschefs über Waffengeschäfte.
Wer ist eigentlich wichtiger für den Unternehmenserfolg? Aktionäre oder Mitarbeiter? David Lafferty, Chefstratege bei Natixis, erklärt, warum diese sogenannte „Shareholder-Strakeholder-Diskussion“ ausgedient hat.
Was war da nur los? Anfang Oktober nahm der US-Einzelhändler Dick's Sporting Goods als Antwort auf die „Gun violence“ in den USA Waffen und Sturmgewehre mit einem Wert von beinahe 5 Millionen US-Dollar aus seinem Warenangebot. Verzichtete das Unternehmen damit unnötigerweise auf satte Gewinne oder machte es eine langfristige Investition in seine Marke und seine Kunden? Das kommt auf die Sichtweise an.
In den USA findet gegenwärtig ein Meinungskampf um die richtige Haltung von Unternehmenslenkern statt. Im Gegensatz zu Europa, wo die soziale Verantwortung von Unternehmen bereits grundsätzlich verankert ist, sind amerikanische CEOs stolz darauf, pragmatische und kühle Profit-Maximierer...
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Was war da nur los? Anfang Oktober nahm der US-Einzelhändler Dick's Sporting Goods als Antwort auf die „Gun violence“ in den USA Waffen und Sturmgewehre mit einem Wert von beinahe 5 Millionen US-Dollar aus seinem Warenangebot. Verzichtete das Unternehmen damit unnötigerweise auf satte Gewinne oder machte es eine langfristige Investition in seine Marke und seine Kunden? Das kommt auf die Sichtweise an.
In den USA findet gegenwärtig ein Meinungskampf um die richtige Haltung von Unternehmenslenkern statt. Im Gegensatz zu Europa, wo die soziale Verantwortung von Unternehmen bereits grundsätzlich verankert ist, sind amerikanische CEOs stolz darauf, pragmatische und kühle Profit-Maximierer zu sein - nicht zuletzt dank der Theorien von Milton Friedman favorisieren US-Unternehmen als übergeordnetes Ziel die Gewinnmaximierung und damit dem Shareholder Value.
Das Mantra für US-Unternehmen in den vergangenen 50 Jahren lautete wie folgt: Durch Maximierung des Aktionärsvermögens die Fehlallokation von Kapital in einer Volkswirtschaft minimieren. Dies wiederum ermöglicht es den Bürgern, die von ihnen gewünschten gesellschaftlichen Veränderungen anzustoßen. Fokussiert man auf die Aktionäre, folgt alles andere wie von selbst.
Aber diese Sichtweise könnte an Bedeutung verlieren. Mitte August erst setzte sich eine Gruppe amerikanischer CEOs, der so genannte Business Roundtable, ein ehrgeiziges Ziel. Man möchte den Unternehmenszweck „neu definieren und einen modernen Standard für Corporate Responsibility“ aufstellen. Der neue Standard fußt auf dem Konzept des Stakeholder Value.
Stakeholder gewinnen an Bedeutung
Im Wesentlichen sollten die Unternehmensführer neben der Zufriedenheit ihrer Aktionäre nun auch ihren Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten und ihrer Community verpflichtet sein. Die Gegner dieser Ansicht argumentieren, dass ein solches Ziel zu vage sei und dass es nicht möglich wäre, mehreren Herren gleichzeitig zu dienen. Naturgemäß halten sie die Fahne des Shareholder Value weiter kräftig hoch.
Wir bei Natixis Investment Managers sind der Meinung, dass beide Seiten sich nicht ineinander verbeißen sollten. Denn letztendlich ist die Unterscheidung der beiden Konzepte weitgehend semantisch, wenn man das Problem mit dem richtigen Anlagehorizont betrachtet. Auf dem Weg zum Stakeholder-Ansatz fordert niemand von den CEOs, die Rentabilität ihrer Unternehmen zu vernachlässigen. Gewünscht wird vielmehr eine ganzheitliche, nachhaltigere und längerfristige Sicht auf die Rentabilität. Und das ist alles andere als nachteilig.
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