Natixis-Chefstratege David Lafferty
Abschied vom Shareholder-Ansatz
Aktualisiert am 10.03.2020 - 16:53 Uhr
Militärparade in New York City: In den USA diskutieren Unternehmenschefs über Waffengeschäfte.
Wer ist eigentlich wichtiger für den Unternehmenserfolg? Aktionäre oder Mitarbeiter? David Lafferty, Chefstratege bei Natixis, erklärt, warum diese sogenannte „Shareholder-Strakeholder-Diskussion“ ausgedient hat.
Die Interessen wichtiger Interessengruppen können sich wie folgt auf das Unternehmensergebnis auswirken:
1) Kunden sind ein wertvolles Gut
Kundenakquise ist in der Regel teurer als Kundenbindung. Vor diesem Hintergrund wirken Ausgaben für die Zufriedenheit und einen guten Service kaum als Belastung für längerfristige Gewinne - auch wenn sie zu einem kurzfristigen Ergebnis in der Gewinn- und Verlustrechnung führen.
2) Mitarbeiter entscheiden über den Geschäftserfolg
In den entwickelten Industriestaaten, wo qualifizierte Arbeitskräfte knapp und Ausbildung teuer sind, müssen Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter strategisch wichtige Ziele sein, um den Umsatz in den...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Die Interessen wichtiger Interessengruppen können sich wie folgt auf das Unternehmensergebnis auswirken:
1) Kunden sind ein wertvolles Gut
Kundenakquise ist in der Regel teurer als Kundenbindung. Vor diesem Hintergrund wirken Ausgaben für die Zufriedenheit und einen guten Service kaum als Belastung für längerfristige Gewinne - auch wenn sie zu einem kurzfristigen Ergebnis in der Gewinn- und Verlustrechnung führen.
2) Mitarbeiter entscheiden über den Geschäftserfolg
In den entwickelten Industriestaaten, wo qualifizierte Arbeitskräfte knapp und Ausbildung teuer sind, müssen Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter strategisch wichtige Ziele sein, um den Umsatz in den Dienstleistungssektoren und Ausfallzeiten in der Fertigung zu minimieren. Die Zahlung fairer und wettbewerbsfähiger Löhne sowie die Bereitstellung umfassender Leistungen ist daher eher eine intelligente, langfristige Investition als eine kurzfristige Ausgabe.
3) Lieferketten sind eine symbiotische Beziehung
Zulieferer, Lieferanten und andere Geschäftskontakte bilden ein komplexes System, das die Rentabilität sowohl von Unternehmen und Lieferanten fördert. Die unfaire Behandlung von Anbietern etwa mit Tiefstpreisen oder durch belastende Geschäftsbedingungen beeinträchtigt deren Rentabilität und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Zukunft keine zuverlässigen Partner mehr sind. Unternehmen sind zwar nicht zur Mehrbezahlung verpflichtet, sollten aber bestrebt sein, ein gesundes und profitables Ökosystem zu erhalten, um Störungen, Engpässe oder den Aufwand und die Kosten sowie die Suche nach neuen Lieferanten zu vermeiden.
4) Wahrnehmung ist Realität
In einem Umfeld, das zunehmend von schnellen Veränderungen der Verbraucherstimmung und Überraschungen in der öffentlichen Wahrnehmung getrieben wird, muss dem Schutz des Markenwerts eine besondere Bedeutung zukommen. Die Kosten für die Anpassung an sich ändernde soziale Normen oder die Verbesserung von Corporate Governance-Strukturen sind gering im Vergleich zu Reputationsrisiken, die entstehen können, wenn Unternehmen mit den Anforderungen der Kunden oder Aufsichtsbehörden nicht Schritt halten.
Wie diese Beispiele veranschaulichen, wären CEOs klug beraten, die Debatte unter veränderten Vorzeichen fortzuführen. Nicht das Gegensatzpaar von Aktionär versus Stakeholder, sondern das Spannungsfeld zwischen kurzfristiger und langfristiger Rentabilität sollte im Vordergrund stehen. Der Wert eines jeden Unternehmens wird durch Diskontierung aller zukünftigen Cashflows berechnet. Die Fixierung ausschließlich auf die heutigen Gewinne oder der letzten Quartalsergebnisse ist wenig zielführend. Mit dem richtigen Strategiehorizont sollten CEOs erkennen, dass die Debatte zwischen Aktionären und Stakeholdern in die Irre führt. Denn langfristig denkende Investoren werden immer noch am stärksten belohnt, wenn die Bedürfnisse aller Beteiligten als wichtig erachtet werden.
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