Natixis-Chefstratege David Lafferty
Die Grenzen der Geldpolitik

Natixis-Chefstratege David Lafferty
Nach dem Zinsschritt von dieser Woche wird die Federal Reserve den US-Leitzins bis zum Jahresende mindestens noch einmal senken und am Ende die Ankäufe von Vermögenswerten wieder aufnehmen – schon allein um die Bilanz stabil zu halten. Ebenso bereitet sich die EZB darauf vor, die Zinsen in noch negativere Gefilde zu lenken, und die Anleihekäufe dürften noch vor Jahresende wieder beginnen. Die B...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Nach dem Zinsschritt von dieser Woche wird die Federal Reserve den US-Leitzins bis zum Jahresende mindestens noch einmal senken und am Ende die Ankäufe von Vermögenswerten wieder aufnehmen – schon allein um die Bilanz stabil zu halten. Ebenso bereitet sich die EZB darauf vor, die Zinsen in noch negativere Gefilde zu lenken, und die Anleihekäufe dürften noch vor Jahresende wieder beginnen. Die Bank of England kann da nicht weit zurückbleiben, da schließlich die Wahrscheinlichkeit eines harten Brexits wächst.
Riskante Strategie
Außerordentliche Geldpolitik – künstlich niedrige Zinsen und Ankauf von Assets in großem Maßstab – war schon immer eine riskante Strategie. Zu den unerwünschten Nebenwirkungen gehörten die Bestrafung der mit der Umsetzung der Politik beauftragten Banken, die Enteignung von Sparern und Rentnern, die auf Zinseinkünfte angewiesen sind, die Beschränkung der Produktivität durch die Erhaltung nicht wettbewerbsfähiger Unternehmen, die Verringerung des Drucks auf die politischen Entscheidungsträger für Steuer- und Strukturreformen und die Aufblähung neuer Vermögensblasen.
Schon richtig: Mitten in der globalen Finanzkrise und der europäischen Bankenkrise mag es durchaus angezeigt gewesen sein, diese Risiken in Kauf zu nehmen. Die Zentralbanker, die in den Abgrund starrten, mussten schnell und mutig handeln, um das Vertrauen von Unternehmen, Verbrauchern und Investoren zu stärken.
So haben sie die Zinssätze auf für nicht möglich gehaltene neue Tiefststände (an vielen Stellen ins Negative) gedrückt und 17 Billionen Dollar an Vermögenswerten gekauft, um die Portfoliowerte zu stützen. Damals waren diese Maßnahmen ein notwendiges Übel, gerechtfertigt durch die Schwere der Situation. Aber angesichts der neuen Welle von geldpolitischen Maßnahmen, die auf uns zurollt, müssen wir uns fragen, ob sich diese Wette noch lohnt.
Denn eines ist sicher: Die negativen Folgen sind heute die gleichen. Die Sparer werden benachteiligt, die Banken werden implizit besteuert, Zombiefirmen werden am Leben erhalten, die Politik bleibt von schwierigen Entscheidungen verschont, und die Vermögenspreise werden künstlich gestützt.
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