Natixis-Chefstratege David Lafferty
Die Krux mit den Aktienrückkäufen
Aktualisiert am 06.03.2020 - 16:35 Uhr
Apple-Logo: Der Technologieentwickler hat in den vergangenen zwei Jahren Aktien im Wert von 140 Milliarden US-Dollar zurückgekauft.
2019 haben Unternehmen weltweit Aktien im Wert von 1.000 Milliarden US-Dollar zurückerworben. Fluch oder Segen für die Wirtschaft? Natixis-Chefstratege David Lafferty gibt eine Einschätzung ab.
Die erste Frage, die sich Investoren stellen sollten, ist die nach der optimalen Allokation des Kapitals. Im Allgemeinen gibt es fünf Möglichkeiten, wie das Management überschüssiges Kapital verwenden kann: Investieren in den bestehenden Betrieb und in zukünftiges Wachstum, Schulden zurückzahlen, Löhne erhöhen, Dividenden ausschütten – oder eben Aktien vom Markt nehmen.
Alle fünf Optionen haben Vor- und Nachteile, doch Aktienrückkäufe scheinen der Weg des geringsten Widerstands zu sein. Auch diese einfache Abkürzung birgt jedoch Risiken: dass das Unternehmen sich seiner Wachstumschancen beraubt, dass der Verschuldungsgrad erhöht wird, dass sie zu Lasten der Mitarbeiter geht und dass –...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die erste Frage, die sich Investoren stellen sollten, ist die nach der optimalen Allokation des Kapitals. Im Allgemeinen gibt es fünf Möglichkeiten, wie das Management überschüssiges Kapital verwenden kann: Investieren in den bestehenden Betrieb und in zukünftiges Wachstum, Schulden zurückzahlen, Löhne erhöhen, Dividenden ausschütten – oder eben Aktien vom Markt nehmen.
Alle fünf Optionen haben Vor- und Nachteile, doch Aktienrückkäufe scheinen der Weg des geringsten Widerstands zu sein. Auch diese einfache Abkürzung birgt jedoch Risiken: dass das Unternehmen sich seiner Wachstumschancen beraubt, dass der Verschuldungsgrad erhöht wird, dass sie zu Lasten der Mitarbeiter geht und dass – im Gegensatz zu einer höheren Dividende jetzt – die Anleger auf die Zukunft vertröstet werden. Kurz: Anleger sollten nicht einfach davon ausgehen, dass der Rückkauf von Aktien immer die beste Verwendung ihres Kapitals ist.
Die zweite Frage betrifft die Kapitalstruktur, also wie ein Rückkaufprogramm finanziert wird. Das kann über verfügbare Barmittel, laufenden freien Cashflow oder durch die Ausgabe von Fremdkapital erfolgen. Auch hier gibt es Vor- und für jede Strategie. Der Einsatz von Barmitteln reduziert die Liquidität, Flexibilität und Widerstandsfähigkeit des Unternehmens, sollte das Geschäft oder die Wirtschaft ins Stocken geraten.
Die Zuweisung von laufendem Cashflow reduziert die Ressourcen, die anderen Stakeholdern zur Verfügung stehen. Und die Ausgabe von Fremdkapital , schließlich, verschlechtert die Eigenkapitalquote und erhöht die Zinsaufwendungen des Unternehmens.
Tatsächlich sind angesichts der potenziellen Steuervorteile und der historisch niedrigen Zinssätze die Kapitalkosten für Fremdkapital heute deutlich niedriger als für Eigenkapital. Folglich könnte man argumentieren, dass Unternehmen sich stärker verschulden und die Erlöse entweder als Bardividende oder als Rückkauf an die Aktionäre zurückführen sollten.
Aber wie alle guten Dinge muss dies in Maßen geschehen. Unternehmen haben ihren Leverage-Effekt, den sie durch den Einsatz von Fremdkapital erzielen, in den letzten Jahren stark vergrößert. Die bescheidene Belastung durch den Schuldendienst in Verbindung mit einer zehnjährigen globalen Expansion hat die zunehmende Fragilität der Unternehmen verdeckt, die mit einem hohen Schuldenstand einhergeht.
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