Marktstrategie-Chefin bei Natixis
Darum steht den USA keine Rezession bevor

Marktstrategie-Chefin bei Natixis
Eskalation im Handelsstreit, Abschwächung des Wachstums in China, Brexit, eine inverse Zinsstrukturkurve in den USA - es gibt eine Menge von Argumenten, die Propheten einer Rezession anführen können. Gleichwohl sind wir der Meinung, dass eine Rezession in den USA nicht unmittelbar bevorsteht. Sowohl die Daten für die zurückliegenden Monate als auch die nach vorne gerichteten Umfragen deuten auf...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Eskalation im Handelsstreit, Abschwächung des Wachstums in China, Brexit, eine inverse Zinsstrukturkurve in den USA - es gibt eine Menge von Argumenten, die Propheten einer Rezession anführen können. Gleichwohl sind wir der Meinung, dass eine Rezession in den USA nicht unmittelbar bevorsteht. Sowohl die Daten für die zurückliegenden Monate als auch die nach vorne gerichteten Umfragen deuten auf eine Stabilisierung in allen Regionen und Sektoren hin.
Richtig ist jedoch: Je länger die Störungen im Welthandel andauern, umso größer wird das Rezessionsrisiko. Ein Handelsabkommen zwischen den USA und China scheint in weiter Ferne zu liegen. Die Positionen auf beiden Seiten sind festgefahren und es droht eine weitere Eskalation.
Überhaupt geht es im Streit mit China um mehr als um Zölle. Hier kämpfen die zwei größten Volkswirtschaften der Welt um die Vorherrschaft in Technologie und Ideologie. Selbst eine Einigung bei den Zöllen dürfte diesen fundamentalen Konflikt noch nicht abschließend beilegen, so dass wir uns darauf einstellen müssen, dass er die Märkte noch eine ganze Weile begleiten wird.
Für den europäischen und japanischen Automobilsektor brachte der sechsmonatige Aufschub zwar eine gewisse Erleichterung. Aber nun werden die USA ab dem 10. Juni 5 Prozent Zoll auf mexikanische Einfuhren erheben und diesen Tarif bis zur 25 Prozent-Marke anheben, wenn es Mexiko nicht gelingt, illegale Einwanderung in die USA zu stoppen. Angesichts der starken Verflechtung von Lieferketten zwischen den USA und Mexiko ist das ein schwerer Schlag gegen die amerikanische Industrie, aus der sich auch bereits Widerstand meldet.
Vor diesem negativeren Hintergrund erwarten die Märkte nun drei weitere Zinssenkungen der Fed innerhalb eines Jahres. Noch vor sechs Monaten hatten sie Zinserhöhungen eingepreist, und US-Präsident Trump hatte der Fed vorgeworfen, ihm mit ihren Zinserhöhungen in den Rücken zu fallen. Nun signalisiert Fed-Präsident Powell, dass er flexibel auf die Entwicklung des Wachstums reagieren wird. Damit wandelt die Fed mit ihrer Kommunikation auf einem schmalen Grat. Sie muss flexibel genug sein, die Wirtschaft vor Schlimmerem zu bewahren, gleichzeitig darf sie ihre Geldpolitik aber nicht zu forsch lockern. Aggressive Zinssenkungen können die Anleger noch weiter verunsichern, denn es könnte der Eindruck entstehen, die Lage der Weltwirtschaft sei deutlich schlechter als bislang angenommen. Dies kann das Vertrauen der Investoren in die Wirtschaft untergraben.
Gleichzeitig muss Powell darauf achten, am Markt nicht den Eindruck entstehen zu lassen, er sei auf Trumps Linie eingeschwenkt. Dann würde auch noch die Unabhängigkeit der Fed in Frage gestellt. So stellt Trumps unberechenbare Politik die amerikanische Notenbank vor große Herausforderungen.
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