Dies gibt Anlegern Vertrauen (68 Prozent) und kann Panikverkäufe verhindern. Zudem liefern die Musterdepots eine Art Zusatz-Risikoprüfung (66 Prozent). Nicht zuletzt versprechen sich die Vermögensverwalter Effizienzsteigerungen, da Modelle ihr Risikomanagement erleichtern (73 Prozent). Kurzum: Die Fondsselektoren setzen auf diesem Weg auf Struktur und Stabilität statt auf Höchstrenditen.
KI-Euphorie mit gehöriger Skepsis
Künstliche Intelligenz (KI) elektrisiert die Fondsbranche, zwei Drittel erwarten dadurch einen Wachstumsschub für den Tech-Sektor. Die Mehrheit hält den Hype für nachhaltig – eine Blase sehen nur 34 Prozent.
In Bezug auf das Anlagepotenzial sind 47 Prozent (sogar 66 Prozent in Asien) überzeugt, dass KI noch gewaltiger wird als das Internet.
Über Investitionen in KI-Firmen hinaus nutzen die Selektoren KI auch intern: 73 Prozent erhoffen sich das Aufdecken verborgener Investmentchancen, 64 Prozent die Identifizierung versteckter Risiken. Mehr als jeder Zweite setzt bereits KI-Tools zur Analyse ein – kein Wunder, denn 50 Prozent warnen, ohne KI „auf der Strecke zu bleiben“.
Bei aller Euphorie sind jedoch massive Bedenken spürbar: 42 Prozent sehen die KI-Risiken größer als die Chance, 41 Prozent halten KI gar für eine fundamentale zivilisatorische Bedrohung. Der Megatrend KI wird die Finanzindustrie jedenfalls umwälzen; Skepsis mag dabei helfen, die Schattenseiten dieser enorm mächtigen Technologie zu kontrollieren.
Aktives Management mit Comeback-Potenzial
Im Gegenzug zu den technologischen Innovationen bei der Geldanlage sehen viele Umfrageteilnehmer aber auch eine Rückkehr zu traditionellen Investmentansätzen. Der langjährige Siegeszug kostengünstiger Indexfonds (ETFs) könnte nach Meinung der Befragten seinen Zenit überschritten haben – unter anderem, weil nach Jahren extrem niedriger Zinsen und geringer Inflation die Rahmenbedingungen nicht mehr so günstig seien wie zuvor.
Entsprechend berichten 58 Prozent der Investoren, dass aktiv gemanagte Fonds zuletzt höhere Renditen erzielt hätten als passive Indexprodukte. Mit Blick auf 2024 erwarten 63 Prozent, dass aktive Fonds, bei denen das Management durch geschickte Titelauswahl versucht, eine Benchmark zu schlagen, weiterhin die Nase vorn haben werden.
Drei Viertel sehen aktives Management sogar als unverzichtbar an, um das volle Renditepotenzial der Märkte ausschöpfen zu können. Dementsprechend plant der Großteil der befragten Profi-Anleger, ihr Angebot an aktiven Investmentstrategien 2024 mindestens auf dem aktuellen Niveau zu halten.
Aktive ETFs als Kompromiss
Während Fondsselektoren überzeugt sind, dass aktives Management 2024 gefragt sein wird, stehen Privatanleger oft der Kostenfrage skeptisch gegenüber. Aktiv gemanagte ETFs versprechen hier einen gangbaren Kompromiss zwischen preisbewusster Anlage und Renditeorientierung. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen passiven Index-ETFs dadurch, dass aktiv ausgewählte Wertpapiere und nicht einfach ein Index abgebildet werden.
Diese erst seit wenigen Jahren existierenden Produkte gewinnen zunehmend an Bedeutung. 84 Prozent der befragten Vermögensverwalter gaben an, ihr Angebot an sogenannten semi-transparenten aktiv gemanagten ETFs 2024 mindestens konstant zu halten oder sogar auszubauen. Bei diesem ETF-Typus bleiben die tatsächlichen Portfolio-Holdings verborgen.
Kosteneffizienz ist für 61 Prozent der Selektoren der Hauptvorteil solcher ETFs. Daneben schätzen sie aber auch die einfache Zugänglichkeit zu aktiven Strategien (44 Prozent) sowie innovative Anlagekonzepte (42 Prozent). Ebenfalls Pluspunkte sind Steuereffizienz und der Handel innerhalb eines Börsentags. Aktive ETFs könnten also die Lösung des Spagats zwischen Kostenbewusstsein und Renditebedürfnis sein.
„Angesichts hoher Volatilität und der Tatsache, dass die Streuung von Anlagen im aktuellen Umfeld wieder größer ist als in den vergangenen Jahren, können aktive Asset Manager ihre Stärken ausspielen", erklärt Sobotta. „Auch Modellportfolios und aktive ETFs gehören zu den Strategien, die die Portfoliokonstrukteure stärker nutzen wollen.“
Fazit
Die Natixis-Umfrage zeichnet das Bild eines Asset Managements im Umbruch: Während die Konjunkturrisiken wachsen und die Ertragserwartungen sinken, gewinnen zinssensitive Rentenpapiere und nicht börsennotierte Vermögenswerte für die langfristige Vermögensanlage an Bedeutung. Innovationen durch künstliche Intelligenz eröffnen gleichzeitig neue Möglichkeiten bei der Geldanlage.
Im aktuell volatilen Umfeld besinnen sich Profi-Anleger aber auch wieder stärker auf aktives Portfoliomanagement, um flexibel auf marktbedingte Umschwünge reagieren zu können. Fondsselektoren stehen damit vor der anspruchsvollen Aufgabe, für ihre Kunden trotz der Virulenz klassischer Krisenherde wie Inflation oder globale Konflikte auch weiterhin stabile Renditen zu erzielen.