Natixis-Marktstrategin Esty Dwek
Europa in der Zwickmühle
Esty Dwek ist bei Natixis für globale Marktstrategien zuständig. Foto: Natixis Investment Managers
Der Handelskonflikt zwischen China und den USA ist in vollem Gang. Dabei gerät Europa in eine Zwickmühle, ist Natixis-Marktstrategin Esty Dwek überzeugt.
Die Spannungen zwischen den USA und China halten an. Der Konflikt zwischen den beiden Supermächten ist nicht neu, hatte sich zuletzt aber kontinuierlich verschärft. Verantwortlich dafür ist nicht nur US-Präsident Donald Trump. Das von Peking verabschiedete Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong trug sicherlich nicht zur Beruhigung bei.
Von der westlichen Staatengemeinschaft wird es als ein schwerer Schlag gegen die Rechtsstaatlichkeit und die bürgerlichen Freiheiten in der ehemaligen britischen Kronkolonie gewertet. Angesichts der im November anstehenden US-Präsidentschaftswahlen steht jedoch zu erwarten, dass der US-Präsident im Rahmen seiner „America first“-Politik...
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Die Spannungen zwischen den USA und China halten an. Der Konflikt zwischen den beiden Supermächten ist nicht neu, hatte sich zuletzt aber kontinuierlich verschärft. Verantwortlich dafür ist nicht nur US-Präsident Donald Trump. Das von Peking verabschiedete Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong trug sicherlich nicht zur Beruhigung bei.
Von der westlichen Staatengemeinschaft wird es als ein schwerer Schlag gegen die Rechtsstaatlichkeit und die bürgerlichen Freiheiten in der ehemaligen britischen Kronkolonie gewertet. Angesichts der im November anstehenden US-Präsidentschaftswahlen steht jedoch zu erwarten, dass der US-Präsident im Rahmen seiner „America first“-Politik in den kommenden Wochen weiter Öl ins Feuer gießen könnte.
Zwar ist davon auszugehen, dass der zu Beginn des Jahres zwischen beiden Seiten ausgehandelte Teilvertrag zur Überwindung des Handelsstreits Bestand haben wird. Vor allem deshalb, weil neue Zölle in der kritischen Corona-Erholungsphase beide Volkswirtschaften teuer zu stehen kommen und sich im aktuellen Stadium als kontraproduktiv erweisen würden. Der Burgfrieden ist allerdings fragil. Denn hinter dem eigentlichen Handelsstreit steht ein Konflikt um die grundsätzliche weltweite ökonomische Vormachtstellung der beiden Rivalen, der durch die COVID-Krise noch verschärft wird.
Noch ist die US-Wirtschaft mit einer Wirtschaftsleistung von 21 Billionen US-Dollar (2019) der von China ein gutes Stück voraus. Im Reich der Mitte belief sich die entsprechende Größe im vergangenen Jahr auf 14 Billionen US-Dollar. Im Augenblick sieht es allerdings so aus, als würde China als erstes Land die Coronakrise zumindest wirtschaftlich halbwegs meistern können.
Die Wachstumsraten jedenfalls deuten darauf hin. Während die Wirtschaftsexperten davon ausgehen, dass China mit einem Wachstum von plus zwei Prozent in diesem Jahr mit einem blauen Auge davon kommen könnte, gehen die Schätzungen mit Blick auf die US-Wirtschaft von einem Rückgang der Wirtschaftsleitung um fünf Prozent aus. Diese Entwicklung dürfte den Abstand der beiden Staaten weiter zu Ungunsten der USA verringern.
Kampf um die technologische Vorherrschaft
Der Blick auf diese Zahlen allein hilft bei der Beurteilung des Konflikts allerdings nur teilweise weiter. Denn im Kern wird der Kampf der Rivalen im Technologiesektor ausgetragen, also in jenem Bereich, der für die Zukunftsfähigkeit aller Volkswirtschaften von größter Bedeutung. Beide Supermächte beanspruchen hier die Vormachtstellung.
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