Natixis-Marktstrategin Esty Dwek
Europa in der Zwickmühle
Esty Dwek ist bei Natixis für globale Marktstrategien zuständig. Foto: Natixis Investment Managers
Der Handelskonflikt zwischen China und den USA ist in vollem Gang. Dabei gerät Europa in eine Zwickmühle, ist Natixis-Marktstrategin Esty Dwek überzeugt.
China ist längst nicht mehr die verlängerte Werkbank der westlichen Industriestaaten. In den vergangenen Jahren hat es den Technologiesektor systematisch ausgebaut und verfügt in diesem Bereich inzwischen über beträchtliche Kapazitäten und hohes Know-how.
Diese Entwicklung einzudämmern und zurückzudrängen, ist das eigentliche strategische Ziel der USA. Auf ihrem Heimatmarkt und auch darüber hinaus versuchen die Amerikaner daher, es den Chinesen möglichst schwer zu machen. Die Verhängung von Sanktionen gegen weltweit insgesamt 38 Tochtergesellschaften des chinesischen Telekommunikationskonzern Huawei ist hier nur ein Beispiel. Grundsätzlich aber hat die US-Regierung die Aktivitäten einer...
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China ist längst nicht mehr die verlängerte Werkbank der westlichen Industriestaaten. In den vergangenen Jahren hat es den Technologiesektor systematisch ausgebaut und verfügt in diesem Bereich inzwischen über beträchtliche Kapazitäten und hohes Know-how.
Diese Entwicklung einzudämmern und zurückzudrängen, ist das eigentliche strategische Ziel der USA. Auf ihrem Heimatmarkt und auch darüber hinaus versuchen die Amerikaner daher, es den Chinesen möglichst schwer zu machen. Die Verhängung von Sanktionen gegen weltweit insgesamt 38 Tochtergesellschaften des chinesischen Telekommunikationskonzern Huawei ist hier nur ein Beispiel. Grundsätzlich aber hat die US-Regierung die Aktivitäten einer Vielzahl chinesischer Unternehmen im
Bereich der Telekommunikation und der Internet- und IT-Technologie im Auge. Auch das De-Listing chinesischer Konkurrenten am US-Kapitalmarkt ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Damit sollen deren Finanzierungsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Als Druckmittel könnte zudem die Abhängigkeit der Chinesen von US-Halbleiterprodukten genutzt werden.
Noch sind die Chinesen nicht in der Lage, in ausreichendem Maße und in der erforderlichen Qualität auf eigene Kapazitäten zurückzugreifen. Erst im August hatte Washington seine Maßnahmen nochmals ausgeweitet. Seitdem dürfen auch ausländische Hersteller von Halbleitern, die US-Ausrüstungen oder Software für ihre Chip-Produktion verwenden, chinesische Firmen nicht mehr beliefern.
Europa muss Entscheidungen treffen
Sicher ist, dass der Konflikt zwischen den USA und China die Weltpolitik noch lange beschäftigen wird. Gleich, wer im November die US-Präsidentschaftswahlen gewinnen sollte, die Streitigkeiten werden auf absehbare Zeit auf der geopolitischen Agenda bleiben. Denn für beide Seiten ist das Thema zu wichtig. Was bedeutet dies aber für Europa?
Kurzfristig dürften die Streitigkeiten die europäische Wirtschaft nicht allzu sehr in Mitleidenschaft ziehen. Dies liegt daran, dass eine substantielle Eskalation angesichts der weltweiten Bemühungen um die wirtschaftliche Erholung nicht wahrscheinlich erscheint. Sollte sich der Konflikt mittel- bis langfristig allerdings verschärfen, fände sich die europäische Wirtschaft zwischen zwei Stühlen wieder. Sowohl China als auch die USA stellen wichtige Exportmärkte dar. Idealerweise sind die europäischen Volkswirtschaften daher an einem einvernehmlichen Verhältnis mit beiden Mächten interessiert.
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