Der „Global Retirement Index (GRI) 2025“ der Fondsgesellschaft Natixis – eine Studienreihe, die die Fondsgesellschaft jährlich veröffentlicht - zeichnet ein düsteres Bild der weltweiten Versorgung älterer Menschen: Inflation, demografischer Wandel und hohe Staatsverschuldung bringen Rentensysteme weltweit an ihre Grenzen. 

Anleger von Existenzängsten geplagt

Die Studie offenbart massive Sorgen von Sparern aus 44 untersuchten Ländern: 40 Prozent der Befragten fürchten, nicht genug für den Ruhestand zurückgelegt zu haben. 69 Prozent sehen ihre Ersparnisse durch den Kaufkraftverlust entwertet. 72 Prozent der Sparer rechnen mit Kürzungen staatlicher Rentenleistungen – ein direktes Resultat hoher Staatsschulden und alternder Gesellschaften. Hinzu kommen Sorgen vor unerwartet hohen Gesundheits- und Pflegekosten im Alter.

Unterschätzte Lebenserwartung als Planungsfalle

Als ein zentrales Problem identifiziert die Natixis-Studie, dass Menschen ihre eigene Lebenserwartung systematisch unterschätzen. Finanzberater sehen dies sogar als die größte Planungsfalle im Bereich der Altersvorsorge. Gleichzeitig wird Altersvorsorge zu einem immer dringlicheren Thema, denn die Zahl der über 65-Jährigen steigt weltweit rasant an – besonders in Japan und Südeuropa, jedoch perspektivisch auch bedeutsam in Korea und Taiwan.

Nach den pandemiebedingten Preissprüngen sparen mittlerweile zwei Drittel der Anleger nach eigenen Angaben weniger für die Rente. Besonders betroffen davon sind Anleger in Asien: In Taiwan, Hongkong und Singapur sowie in Australien blockieren die hohen Lebenshaltungskosten die private Vorsorge.

Europa vor demografischem Kollaps

Doch auch in Europa identifiziert Natixis ein Dilemma in puncto Altersvorsorge. Die Studienautoren warnen: Die öffentlichen Rentensysteme, gebaut für ursprünglich „booming populations“, könnten  unter der Last der alternden Gesellschaften zusammenbrechen. Der Altersabhängigkeitsquotient – das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen – steige von 34 Prozent (2024) auf über 50 Prozent bis 2050. Das bedeutet: Auf einen Rentner kommen dann nur noch zwei Erwerbstätige.

Dabei sind aktuell 15 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen in der EU armutsgefährdet. Die Natixis-Prognose ist alarmierend: Bis 2050 könnten schon 20,5 Millionen Senioren in Europa in Armut leben. Besonders dramatisch ist die Situation für Frauen: Sie erhalten im Schnitt 25 Prozent geringere Renten – eine Folge von Lohnunterschieden und längerer Lebensdauer.

Staatliche Systeme am Limit

Die öffentlichen Rentensysteme, ursprünglich auf hohe Geburtenraten und stabile Staatsfinanzen ausgelegt, versagen angesichts der neuen Realitäten. Auf diese neue Situation reagieren Länder mit teils einschneidenden Maßnahmen:

  • Späterer Renteneintritt: Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien haben das Renteneintrittsalter angehoben
  • Rentenformeln angepasst: Japan und Schweden haben ihre Berechnungsgrundlagen überarbeitet
  • Reformen eingeleitet: Belgien, Estland und die Niederlande führen höhere Mindestpensionen und steuerliche Entlastungen ein

Private Vorsorge als Ausweg

Das Fazit der Studienautoren ist eines, das Natixis als Fondsgesellschaft in die Karten spielt: Ohne verstärkte private Vorsorge, so die Schlussfolgerung, werde die Altersarmut in den kommenden Jahrzehnten dramatisch zunehmen. Die Herausforderung für Asset Manager und Vermögensverwalter sei dementsprechend, Anlageprodukte zu entwickeln, die auch bei anhaltender Inflation und Volatilität ausreichende Renditen erwirtschafteten, um die Altersvorsorgelücken abzumildern.