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Aktualisiert am 28.01.2020 - 11:26 UhrLesedauer: 2 Minuten

Naumer unplugged: Geld allein macht nicht glücklich

Hans-Jörg Naumer
Hans-Jörg Naumer

Neue Währung? Da habe ich wohl was nicht mitbekommen. „Doch. Das ist so sicher wie der Aufstieg des 1. FC Kaiserslautern in die Erste Liga: Wir stehen vor einer Währungsreform!”, so Norbert. Seine Argumentation: Die Staaten verschulden sich für ihre Fiskalpakete massiv. Die Zentralbanken drucken „billiges” Geld. Alles, um die Finanzkrise zu beenden. Folge: Die Preise steigen. Die Zentralbanken heizen die Inflation weiter an, damit sich die Staaten entschulden können. Das Ende: Hyperinflation, dann Währungsreform. Die Sparer sind die Gekniffenen. Norbert: „Hatten wir alles schon. Damals, 1923.” Ja, damals. Damals hatte das Deutsche Reich gerade den Ersten Weltkrieg auf Pump finanziert, musste Reparationszahlungen an die Sieger leisten, und die Notenbank druckte Papiergeld, bis die Presse heiß lief. Um 38 Milliarden Prozent stieg die Geldmenge im letzten Jahr, bevor der Währungsschnitt kam. Ein Frühstücksei kostete 320 Milliarden Mark. Heute wächst die Geldmenge in der G3 mit knapp 6 Prozent zum Vorjahr – langsamer als vor Ausbruch der Krise und das trotz der aggressiven Geldpolitik von Fed, EZB & Co. Die Bilanzen der Zentralbanken sind zwar gewachsen, aber der monetäre Impuls kommt in der Realwirtschaft nicht in gleicher Weise an. Und: Er trifft dort auf kaum ausgelastete Kapazitäten. Es ist noch ein weiter Weg, bis die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale entsteht. Genug Zeit für die Währungshüter, die geldpolitischen Zügel wieder zu straffen. Norbert: „Aber die Staatsfinanzen explodieren doch. Die Staaten müssen inflationieren.” Wenn das mal so einfach wäre. Zum einen sind die großen Zentralbanken unabhängig, zum anderen wird Inflation sofort mit dem Abzug ausländischer Gelder bestrafft, was die Renditen der Staatsanleihen in die Höhe treibt – und damit die Refinanzierungskosten der Staaten. Die globalen Kapitalmärkte sind da gnadenlos. Wie überschuldet werden die Staaten am Ende eigentlich sein? 2010, so schätzt die OECD, wird sich die Schuldenquote der Bundesrepublik auf 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts belaufen. Der Euroraum wird leicht darüber liegen. Mit größter Wahrscheinlichkeit kommt es zu einer „Reflationierung”: Geld- und Fiskalpolitik helfen, die Deflation zu vermeiden. Der Konjunkturpfad führt langsam nach oben, die Preisentwicklung normalisiert sich. Meine Empfehlung an Norbert: Wieder an Aktien, Rohstoffe und Immobilien denken. Bei steigenden Preisen und steigender Konjunktur gilt: Geld allein macht nicht glücklich. Da er ohnehin mit höheren Inflationsraten rechnet, dürfte dieser Rat für Norbert doppelt gut sein. Hans-Jörg Naumer ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors (AGI).

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