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„Obamas Vorschlägen fehlt es an Wagemut“

Trevor Greetham, Simon Clements (v. li.)
Trevor Greetham, Simon Clements (v. li.)
Trevor Greetham, Direktor Asset Allocation der Fondsgesellschaft Fidelity International "Die Reden von Barack Obama und Ben Bernanke veranlassen mich zu einer starken Bevorzugung von US-Aktien in einem globalen Aktien-Kontext. Diese Reden zielen auf einen fiskalischen oder geldpolitischen Mix zur Konjunkturförderung ab - genau dieser wird benötigt, wenn der Privatsektor stark verschuldet ist und die Deflation als der wahre Feind gilt. Sie werden am Wochenende auf dem G20-Treffen keine einhellige Unterstützung finden, da Großbritannien und Deutschland unterschiedliche Meinungen vertreten.
 
Ich bin besorgt, weil die Märkte die Meldung nicht begrüßt haben, vor allem, da es sich um ein überraschend umfangreiches Haushaltspaket handelt. Vielleicht liegt es daran, dass die Anleger für Obama und Bernanke nicht genügend Unterstützung durch den Kongress und die US-Notenbank erwarten - diese Gremien dürften nicht so kraftvoll auftreten, wie sie es gerne hätten.
 
Wahrscheinlicher ist, dass ihre Aufmerksamkeit klar auf Europa gerichtet bleibt. Dort könnte die Angst über die Verluste des Bankensystems durch Staatsanleihen zu einer neuen globalen Kreditklemme führen. Die explodierenden Renditeaufschläge europäischer Banken lassen erkennen, dass wir am Beginn eines Problems stehen, dessen Bereinigung viel Kraft erfordern wird. Die Bürde zur Lösung dieses Problems liegt auf den europäischen und nicht auf den amerikanischen Entscheidungsträgern.
 
Meine Multi-Asset Fonds tendierten Anfang August zu einer Untergewichtung von Aktien, da die Investment-Uhr und die Frühindikatoren ein anleihenfreundliches Umfeld erkennen ließen. Im Aktiensegment bin ich jedoch in den USA übergewichtet und im US-Dollar untergewichtet."

Simon Clements, Fondsmanager Global Equities, Aviva Investors

„Die von US-Präsident Obama angekündigten 447 Milliarden US-Dollar zur Belebung des amerikanischen Arbeitsmarkts lagen deutlich über den Erwartungen. Gleichwohl bezweifeln die Märkte weithin, dass Obama in der Lage sein wird, die vorgeschlagenen Maßnahmen in die Tat umzusetzen.

Meines Erachtens fehlt es den Vorschlägen an Wagemut. Es sind vielmehr kurzfristige Lösungen, mit denen sich die tiefer liegenden Probleme der US-Wirtschaft kaum beheben lassen werden. Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit ist Folge des mangelnden Vertrauens der Privatwirtschaft in die Wachstumschancen. Auch der Wegfall früherer Boomsektoren wie etwa der Bauindustrie für private Eigenheime, in der viele Jobs verloren gegangen sind, macht sich nun voll bemerkbar. Diese Probleme jedoch sind kaum mit kurzfristigen Lösungen abzustellen.

Es wundert mich auch, dass die vorgestellten Maßnahmen zur Verbesserung der Lage am Eigenheimmarkt nicht weitreichender ausgefallen sind und bislang wenig Details erkennen lassen. Denn der Eigen-heimmarkt ist und bleibt das Kernproblem, mit dem die amerikanischen Konsumenten – und zugleich Wähler – zu kämpfen haben. Die Obama-Administration muss dafür sorgen, dass in diesem Markt das Vertrauen zurück kehrt.“  

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