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Facebook? Zu teuer!

Jan Ehrhardt, DJE
Jan Ehrhardt, DJE
DAS INVESTMENT.com: Facebook geht mit 38 Dollar pro Aktie an den Start. Das ist einer der größten Börsengänge aller Zeiten. Heute wird das Papier zum ersten Mal an der US-Börse Nasdaq gehandelt. Sind Sie dabei?
   Jan Ehrhardt: Nein, bin ich nicht. Thematisch wäre Facebook zwar definitiv ein Kandidat für das Portfolio, aber mir ist die Aktie zu teuer. Der Börsengang kann durchaus kurzfristig erfolgreich sein, aber im Gegensatz zu Google kommt die Aktie alles andere als preiswert an die Börse. Damit hat sie ein sehr unübersichtliches Chance-Risiko-Verhältnis. DAS INVESTMENT.com: Was heißt das genau? Immerhin ist Facebook das größte soziale Netzwerk der Welt. Ehrhardt: 2011 hat Facebook einen Umsatz von lediglich 3,7 Milliarden Dollar erwirtschaftet, zu 85 Prozent über Werbung generiert. Unter dem Strich blieb ein Überschuss von einer Milliarde Dollar. Man muss hier schon sehr weit in die Zukunft schauen, um ein angemessenes Bewertungsniveau zu finden. DAS INVESTMENT.com: Experten trauen der Aktie durchaus einen Kurssprung von über 50 Prozent zu. Ehrhardt: Die Öffentlichkeitswirkung des Börsengangs ist nach der langen Vorbereitungsphase  in jedem Fall gegeben. Der Preis von 38 Dollar pro Aktie entspricht einer Marktkapitalisierung von beeindruckenden 104 Milliarden Dollar. Platziert werden allerdings nur bis zu 16 Milliarden Dollar (12,6 Milliarden Euro). Google, eine unserer Top drei Positionen im Fonds, hat bei seinem Börsengang 2004 gerade einmal Aktien für 1,7 Milliarden Dollar verkauft und hatte eine Marktkapitalisierung von 23 Milliarden Dollar. Im Bewertungsniveau von Facebook steckt bereits ein hohes Maß an Erwartungen. DAS INVESTMENT.com: Ein hohes Maß an Erwartungen dürfte auch noch in den Kursen von Apple stecken, ebenfalls eine Top-Position im Fonds. Nach dem Tod von Mitbegründer und Chefdenker Steve Jobs ist der Kurs zwar erst einmal abgerutscht, aber auf hohem Niveau. Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung? Ehrhardt: Apple war in den ersten vier Monaten dieses Jahres eine der sich international am besten entwickelnden Aktien. Die temporäre Konsolidierung sollte darum nicht überbewertet werden. Die Quartalszahlen haben erneut alle Markterwartungen deutlich geschlagen. Mit 15 Millionen iPhones wurde deutlich mehr verkauft als erwartet, aber auch bei den iPads bestehen nach wie vor Wartezeiten von ein bis zwei Wochen für die Lieferung. Grund für die zuletzt höhere Volatilität könnte auch die wieder sehr hohe Gewichtung von Apple in einigen Indizes sein und der Anpassung der Investoren an diese Indexgewichtung. DAS INVESTMENT.com: Hat Apple denn den Verlust von Steve Jobs vollständig kompensieren können? Ehrhardt: Ob Apple auch ohne Steve Jobs erfolgreich sein kann, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Erst, wenn es um die Weiterentwicklung der Produkte geht und der rote Faden nicht von einem Visionär wie Jobs, sondern von einem Entscheidungsgremium vorgegeben wird. Dann wird sich zeigen, inwieweit Steve Jobs die Unternehmenskultur geprägt hat. DAS INVESTMENT.com: Kann Apple seine Ausnahmeposition als Innovator unter den IT-Unternehmen langfristig behaupten? Ehrhardt: Das hängt maßgeblich davon ab, inwieweit Steve Jobs die Unternehmenskultur geprägt hat. Bislang fehlt es noch an Erfahrungswerten, in welcher Qualität Entwicklungen ohne ihn möglich sind, und inwieweit sein Innovationsgeist und seine Herangehensweise an die Produktentwicklung vom Unternehmen und seinen Mitarbeitern verinnerlicht wurden. Man kann aber sicherlich sagen, dass das Team einen großartigen Lehrmeister hatte. Und es wäre schon sehr verwunderlich, wenn sich in diesem Fahrwasser nicht auch aussichtsreiche Entwickler befunden haben, die die Produktgeschichte und Innovation mit seiner Handschrift fortzuführen können. DAS INVESTMENT.com: Der südkoreanische Anbieter Samsung entwickelt sich zum ernsthaften Apple-Konkurrenten. Ist Samsung auch im Portfolio des Fonds ein Konkurrent um die führende Position? Ehrhardt: Der Fonds ist zwar auch in Samsung investiert und die Aktie hat sich in der Vergangenheit ebenfalls sehr erfolgreich entwickelt, aber Konkurrenz ist die Aktie nicht. Samsung besitzt neben der Fertigung von Handys und Tablets eine Vielzahl von Geschäftsfeldern und lässt so die klare Fokussierung von Apple vermissen. Samsung ist insoweit eher eine Ergänzung. DAS INVESTMENT.com: Welches Potenzial trauen Sie Samsung in den von Apple besetzten Marktsegmenten Mobile und Tablets zu? Ehrhardt: Samsung besetzt neben Apple die zweite große Plattform bei den Handybetriebssystemen mit dem von Google entwickelten Android. An diesem Punkt liegt auch der größte Unterschied: Apple entwickelt ein eigenes Betriebssystem für eine fest definierte Hardware. Samsung entwickelt eine Hardware, auf die dann ein fremdes System angepasst wird. Dafür verfügt dieses über wesentlich offenere Schnittstellen. Je nachdem ob man diese offenen Schnittstellen benötigt, oder ein optimal angepasstes System sucht, haben beide Ansätze ihre Berechtigung und ihren Kundenkreis.

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