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Hans-Werner Sinn: „Hollande könnte den Euro zerbrechen“

Ifo-Chef Hans-Werner Sinn auf der Tagung des Uhlenbruch-Verlags
Ifo-Chef Hans-Werner Sinn auf der Tagung des Uhlenbruch-Verlags
Wenn Hans-Werner Sinn auf Krawall gebürstet ist, teilt er richtig aus. Dann kann er Gesprächsgegner herunterputzen und stinkt aggressiv gegen die allgemeine Meinung an. Doch nicht immer.

Zum Beispiel bei seiner Eröffnungsrede, als der Uhlenbruch-Verlag am 12. Juni seine „15. Jahrestagung Portfoliomanagement“ abhielt. Eine lupenrein geplante Veranstaltung, volle Hütte im Frankfurter Hilton, gute Stimmung, gute Küche, gute Leute aus dem institutionellen Anlagegeschäft – und vorn der ältere Herr vom Münchener Ifo-Institut mit dem Abraham-Lincoln-Bart.

Und er sorgte für verwunderte Gesichter. Einige Konferenzteilnehmer berichteten von einer Podiumsdiskussion vor ein paar Jahren, bei der er seinen Gesprächsgegner regelrecht zerlegt hatte. Doch jetzt zeigte er sich mit gebremstem Schaum. Er wünsche sich weiter den Euro, lässt er durchblicken. Das Fernziel seien die Vereinigten Staaten von Europa mit einer gemeinsamen Streitmacht und fest installiertem Finanzausgleich.

Das Märchen vom tollen Exportüberschuss

Irgendwann sagt er: „Deutschland ist kein Eurogewinner. Das ist so falsch, wie es nur irgend sein kann.“ Eines seiner Argumente: 1995 belegte Deutschland beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in der Eurozone den dritten Platz, um in den folgenden Jahren auf Platz 11 abzurutschen. Auch den gern angeführten Exportüberschuss lässt er nicht als tolle Leistung gelten. „Export ist immer der Abfluss von Kapital“, lehrt Sinn. Exportüberschuss verursacht immer eine Wirtschaftsflaute in demjenigen Land. Und in den Neunzigern war Deutschland zweitgrößter Kapitalexporteur nach China. Die Folge waren schmerzhafte Sozialreformen unter Gerhard Schröder, die Deutschland wieder wettbewerbsfähig machten.

Nur dort, wo die Exporte hingingen, war Party – mit dabei auch die südeuropäischen Länder, die heute nach Rettung schmachten. Nur bräuchten die heute keine Wachstumsimpulse, so Sinn, sondern müssten sich stattdessen gesund schrumpfen. Und vor allem billiger werden. So seien die PIIGS-Länder Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien von 1995 bis 2008 um 30 Prozent teurer geworden, Deutschland aber um 22 Prozent billiger.
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