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Aktualisiert am 17.03.2020 - 12:01 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

US-Bank warnt „Die nächste globale Rezession ist Made in China“

Laut Ruchir Sharma, Schwellenländer-Chef bei Morgan Stanley Investment Management, wird eine anhaltende Abkühlung in China in den nächsten Jahren das Weltwirtschaftswachstum wahrscheinlich unter die Marke von zwei Prozent drücken, was seiner Meinung nach einer weltweiten Rezession entspricht. Das wäre der erste globale Abschwung seit 50 Jahren ohne eine gleichzeitige Schrumpfung in den USA.

„Die nächste globale Rezession ist Made in China“, sagt Sharma im Interview in der Bloomberg-Zentrale in New York. „In den nächsten Jahren werden die wunden Punkte für die Weltwirtschaft wohl vor allem in China liegen.“

Während sich das chinesische Wachstum abkühlt, hat der Einfluss des Landes, das inzwischen zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist, zugenommen. China trug laut Morgan Stanley im letzten Jahr 38 Prozent zum weltweiten Wachstum bei; 2010 waren es nur 23 Prozent gewesen. Das Land ist weltgrößter Importeur von Kupfer, Aluminium und Baumwolle und wichtigster Handelspartner für Brasilien, Südafrika und andere Staaten.
Der Internationale Währungsfonds hatte letzte Woche seinen Welt-Wachstumsausblick für dieses Jahr auf 3,3 Prozent gesenkt, nachdem er im April noch mit 3,5 Prozent gerechnet hatte. Er verwies dabei auf die Konjunkturschwäche in den USA. Für China ließ die Washingtoner Organisation ihre Prognose unverändert bei 6,8 Prozent, was das geringste Wachstum seit 1990 wäre. Der IWF erklärte, „größere Schwierigkeiten“ beim Übergang des Landes zu einem neuen Wachstumsmodell stelle ein Risiko für die globale Konjunkturerholung dar. Die chinesische Regierung rechnet für dieses Jahr mit sieben Prozent Wachstum.

Chinas Wirtschaft werde sich weiter abkühlen, weil das Land Probleme habe, seine Schulden zu reduzieren, sagt Sharma. Eine Verlangsamung um weitere zwei Prozentpunkte würde ausreichen, um die Welt in eine Rezession zu stürzen, erklärt er.

Das Weltwirtschaftswachstum, gemessen in Marktwechselkursen, ist in den letzten 50 Jahren während fünf verschiedener Zeiträume unter zwei Prozent gefallen - zuletzt 2008 bis 2009. Alle früheren Rezessionen fielen mit Abschwüngen in der US-Wirtschaft zusammen.

In seinem eine Milliarde Dollar schweren Emerging Markets Portfolio meidet Sharma chinesische Aktien und die von Ländern, deren Wachstum stark von China abhängt, wie Brasilien, Russland oder Südkorea. Stattdessen bevorzugt er Unternehmen in Osteuropa und in kleineren asiatischen Ländern wie den Philippinen, Vietnam oder Pakistan.

Der chinesische Aktienmarkt mit seinem Volumen von 6,8 Billionen Dollar versetzte in den letzten Wochen Investoren in Aufregung, nachdem eine jahrelange Rally in einem Bärenmarkt endete. Der Shanghai Composite Index gab in den vier Wochen bis zum 8. Juni mehr als 30 Prozent ab und vernichtete dabei fast vier Billionen Dollar an Marktwert. Nie zuvor dagewesene Interventionen zur Stützung des Markts konnten das Investorenvertrauen bis letzte Woche nicht wieder herstellen, als die Regierung Großaktionären für sechs Monate den Verkauf von Aktien untersagte und den Handel mit mehr als der Hälfte der gelisteten Unternehmen unterbrach.

Der Marktzusammenbruch habe der Überzeugung mancher Investoren einen Schlag versetzt, dass die chinesischen Behörden Wirtschaft und Märkte fest im Griff haben und immer ihre Ziele erreichen können, sagt Sharma. „Was letzte Woche in China passiert ist, war deshalb so bedeutsam, weil es zum ersten Mal Anzeichen gab, dass etwas nicht unter Kontrolle ist“, erklärt er. „Der Vertrauensschaden wird eine ganze Weile anhalten.“

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