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Hoffnungsschimmer für 2023 Die Rezession könnte vergleichsweise mild ausfallen

Thomas Buckard, Vorstand von MPF
Thomas Buckard, Vorstand von MPF: „Wenn Anleger auf eine Erholung setzen, sollten sie nicht unbedingt den breiten Markt per ETF kaufen, auch wenn der insgesamt derzeit preiswert ist.“ | Foto: Fotomontage, Jessica Hunold, MPF, Thomas Buckard, Canva

Galoppierende Inflation, steigenden Zinsen, Energieknappheit, Rezession und der brutale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine – viel schlimmer kann es eigentlich kaum mehr kommen. Und das ist die eigentlich gute Nachricht. Die Aktienmärkte dürften nach den heftigen Kursverlusten der zurückliegenden Monate das Gros der negativen Nachrichten weitgehend eingepreist haben. Natürlich sind die derzeitigen Rahmenbedingungen desolat. Die wenigen positiven Meldungen gehen im allgemeinen Stimmungstief aber fast komplett unter.

Beispiel VW und Porsche. Der Börsengang der Sportwagenmarke Porsche ist gelungen, der Kurs ist nach dem IPO erst einmal über den Ausgabepreis gestiegen. Und was machte die VW-Aktie? Sie ist gleichzeitig, wie ein Stein gefallen, obwohl dem Konzern noch 75 Prozent an Porsche gehören. Erfahrungsgemäß übertreiben die Aktienmärkte irrational, häufig nach oben, derzeit aber klar nach unten.

 

Die wahrscheinlich größte Belastung stellt aktuell die hohe Inflation dar. Diese dürfte sich aber im kommenden Jahr zurückbilden. Der Ölpreis hat sich seit seinem Hoch im März bereits um rund 30 Prozent verbilligt. Im laufenden Jahr hat die Sorte Brent bislang zwischen rund 80 und 130 Dollar je Fass gekostet. Im Jahr zuvor war der Preis von circa 50 auf etwa 80 Dollar gestiegen. Jetzt stellt sich die Frage, ob 2023 ein erneuter Anstieg von rund 60 Prozent zu erwarten ist. Angesichts der Rezession scheint das doch eher unwahrscheinlich.

Ähnliches könnte sich beim Erdgas abspielen. Die gut gefüllten Speicher und die Einsparungen der Industrie könnten dafür sorgen, dass es im Winter nicht zu den befürchteten Engpässen kommt. Bei den Energiepreisen, die zu den wichtigsten Inflationstreibern zählen, könnte es also Entspannung geben. Das dürfte für die Geldpolitik dann Spielraum eröffnen.

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Druck auf Notenbanken lässt nach

Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass die Fed die Leitzinsen von derzeit 3 bis 3,25 Prozent bis zum Jahresende in zwei weiteren Schritten auf 3,75 bis 4 Prozent erhöht. Ende 2023 sollen sie dann bei 4,6 Prozent liegen. Hier könnte also bis zum Jahreswechsel der größte Teil der Anhebungen geschafft sein. Und wenn sich die Inflation stärker zurückbilden sollte als derzeit erwartet, könnten Fed und Co. vielleicht auch etwas früher den Fuß von der Bremse nehmen und neben der Inflation auch die wirtschaftliche Entwicklung wieder bei ihren Entscheidungen miteinbeziehen.

Gleichzeitig besteht die Hoffnung, dass die Rezession vergleichsweise mild ausfallen wird. Denn die Arbeitsmärkte zeigen sich sowohl in den USA als auch in Europa noch vergleichsweise robust. Angesichts des Mangels an geeignetem Personal in fast allen Bereichen der Wirtschaft, halten sich die Unternehmen mit Entlassungen zurück, auch wenn das Geschäft nicht rund läuft. Die Flughäfen und Restaurants zeigen exemplarisch, wie schwierig es ist, wieder Personal zu bekommen, wenn es erst einmal weg ist.

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