In der Grafik Negativer Realzins – so verschärft die Inflation die Lage
Die Geldentwertung nagt schon lange an den deutschen Privatvermögen, allerdings war das durch die niedrige Inflation wenig sichtbar. Diese Entwicklung hat sich mit der zuletzt rasant gestiegenen Inflationsrate nun verschärft.
Laut einer Analyse der DZ Bank haben zinstragende Anlagen wie Bankkonten, Rentenpapiere und Versicherungen ihren Haltern bereits 2021 ein reales Minus beschert. Die durchschnittliche nominale Verzinsung lag damals bei 0,7 Prozent. Diese Zinsen wurden bereits damals durch die Inflation komplett wieder aufgefressen: Bei einer Inflationsrate von 3,2 Prozent im Jahr 2021 lag demnach die reale Verzinsung bei -2,5 Prozent. Schon damals machten Zinsanleger also real einen Verlust.
Seitdem hat sich die Situation noch einmal zugespitzt. Die Schneise, die sich in die Vermögen schlägt, wird tiefer. Denn 2022 habe die Inflation bei 8,7 Prozent gelegen, rechnet man bei der DZ Bank. Dagegen können auch die zuletzt von der EZB hochgeschraubten Leitzinsen kaum etwas ausrichten. Der reale Zinssatz der verzinsten Vermögensbestandteile dürfte auf -7,3 Prozent gefallen sein, haben die Analysten berechnet.
Der Effekt auf die Vermögen, die dadurch noch einmal deutlich schneller abschmelzen, wird in dieser Grafik besonders deutlich: Während sich die Situation bei den Nominalzinsen scheinbar leicht entspannt hat (blaue Linie), sieht es gemessen an der Kaufkraft dramatisch aus.
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In Zahlen bedeutet das: Wer 2022 ein Vermögen von 100.000 Euro besitzt, kann sich bei Fortbestehen der aktuellen Bedingungen im Jahr 2032 nur noch Waren für rund 49.431 Euro kaufen – nach jetziger Kaufkraft gemessen.
Das Ziel der EZB, mit höheren Zinsen die Auswirkung der Inflation zu dämpfen, wurde erst ansatzweise erreicht. Auch 2023 dürfte sich die Situation für die Verbraucher nur wenig bessern: „Trotz einer allmählich wieder sinkenden Inflationsrate und tendenziell weiter steigenden Zinsen ist zunächst auch im neuen Jahr noch mit einer negativen durchschnittlichen Realrendite verzinslicher Geldvermögen zu rechnen“, nimmt man bei der DZ Bank an. Die Analysten erinnern: Je länger die Phase hoher Inflation anhält, desto deutlicher fällt auch der Kaufkraftverlust aus. Der Effekt auf die Vermögen addiert sich mit der Zeit immer weiter auf.
Die Situation dürfte für Verbraucher also erst einmal angespannt bleiben. Auch wenn Beobachter davon ausgehen, dass nach der Null- und Negativzinsphase die Wende zu wieder positiven Nominalzinsen nachhaltig sein dürfte. Auch bei der DZ Bank nimmt man das an.
Wann jedoch genau der Zins so weit gestiegen und die Inflationsrate so weit gesunken sein dürfte, dass Zinsanlagen wieder ein reales Plus anwerfen, mag man bei der DZ Bank nicht prognostizieren. Die Analyse weist immerhin darauf hin, dass die Richtung bei Inflation und Zinsniveau stimme.
Für Verbraucher bleibt die Situation einstweilen angespannt: „Die sehr hohe Inflation ist nicht nur ein Problem für die reale Einkommensentwicklung, sondern auch für den Vermögensaufbau“, warnen die Analysten. Wer sich bei Vermögensaufbau und Altersvorsorge bestimmte Ziele gesetzt hat, muss aktuell erheblich tiefer in die Tasche greifen, um diese Ziele später auch erreichen zu können.