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Neodigital: Verluste und verstärkte Zusammenarbeit mit Huk-Coburg

Schwarzen Zahlen und Insurtechs – das ist eine Kombination, die bisher sehr selten zusammengeht. Nach der Pleite der Element Insurance aus Berlin stehen die Zahlen der Digitalversicherer stärker denn je im Fokus. Nach einem Boom vor einigen Jahren ist große Ernüchterung in der Szene eingekehrt. Wachstum und immer neue Finanzierungsrunden mochten die Probleme wegen fehlender Profitabilität nicht zu kaschieren. Neugründungen gibt es in Deutschland zuletzt gar keine mehr.
Wachsender Druck auf verlustreiche Insurtechs wie Neodigital
Der Druck auf die verbliebenen Anbieter, in die Gewinnzone zu kommen, steigt, nicht zuletzt bei den Aufsichtsbehörden. „Das hat die Finanzaufsicht Bafin noch einmal allen Marktteilnehmern deutlich gemacht“, sagt Stephen Voss, Gründer und Vorstandsvorsitzender des saarländischen Insurtechs Neodigital laut eines aktuellen Berichts des „Handelsblatt“.
Doch nun veröffentlichte Zahlen zeigen, dass das Unternehmen von der geforderten Profitabilität weiterhin weit entfernt ist. Laut Bericht über die Solvabilität und Finanzlage (SFCR) verzeichnete Neodigital, das sich unter anderem auf Haftpflicht-, Hausrat- und Wohngebäudepolicen konzentriert, einen Jahresfehlbetrag von 19,5 Millionen Euro nach 19,0 Millionen Euro im Jahr 2023. Dafür fiel der versicherungstechnische Verlust mit 10,2 Millionen Euro nach 12,39 Millionen Euro ein Jahr zuvor geringer aus.
Schwarze Zahlen erst in drei Jahren
Andererseits konnte Neodigital, bei dem auch Tech-Investor Carsten Maschmeyer investiert ist, seinen Vertragsbestand (von 356.658 auf 434.290 Stück) und die Bruttobeiträge (von 22,6 auf 28,6 Millionen Euro) im Geschäftsjahr 2024 deutlich steigern. Dazu trugen auch starke Prämienerhöhungen bei. Anfang des Jahres hatte Gründer und Vorstandsvorsitzender Stephen Voss gegenüber DAS INVESTMENT von einem „sehr guten Gesamtergebnis“ gesprochen. Ziel sei es, in drei Jahren schwarze Zahlen zu schreiben.
Laut des „Handelsblatt“-Berichts sagt Voss, dass Neodigital zum Jahreswechsel „einen Schritt weiter Richtung Profitabilität“ gemacht hat. Man habe die Versicherungsbestände saniert und die Prämien in einigen Fällen deutlich erhöht. „Trotz der Beitragserhöhungen sind wir gut ins Jahr 2025 gestartet und konnten weitere Kunden gewinnen“, so Voss. Auch von Element habe man nach der Insolvenz vereinzelt Verträge übernommen.
Neues Unternehmen mit der Huk-Coburg
Neben dem Versicherungsgeschäft will Neodigital künftig stärker als Technologieanbieter wahrgenommen werden und plant laut des Medienberichts, die Unternehmensstruktur in diesem Jahr entsprechend anzupassen. Dazu passt eine Eintragung über laufende Fusionskontrollverfahren beim Bundeskartellamt hervor, dass Neodigital und die Huk-Coburg die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens namens NDA Tech beabsichtigen. Bisher ist unklar, was sich konkret dahinter verbirgt.
Huk-Coburg will Anteil an Joint Venture mit Neodigital erhöhen
Aus der Bekanntmachung geht auch hervor, dass die Huk-Coburg ihren bisherigen 51-prozentigen Anteil an der Neodigital Autoversicherung, die der Marktführer in der Kfz-Versicherung seit Anfang 2023 als Joint Venture mit den Saarländern betreibt, ausbauen will. Die Bewilligung erfolgte am 7. April.

Wie groß der zukünftige Anteil der Huk-Coburg ausfallen wird, bleibt jedoch im Unklaren. Weder die HUK-Coburg noch Neodigital wollten sich laut Medienberichten zu entsprechenden Anfragen äußern. Wichtig zu wissen: Eine geringfügige Erhöhung der Anteile an einem Unternehmen, mit der keine wesentlichen Änderungen in der Entscheidungsstruktur einhergeht, ist nicht anmeldepflichtig – eine Zustimmung des Bundeskartellamtes ist in solchen Fällen nicht notwendig.
Neodigital soll Zugang zu Maklern erleichtern
Auch an der Neodigital Versicherung AG selbst sind die Coburger beteiligt, nämlich zu 11,36 Prozent. Das Aktienpaket hatte sie Ende 2021 gekauft, den Plan für die gemeinsame Autoversicherung gab es bereits damals. Auf ihrer Bilanzpressekonferenz in der vergangenen Woche hatte der Konzern mitgeteilt, dass die Neodigital Autoversicherung im zweiten Geschäftsjahr rund 118.000 Fahrzeuge versichert habe. Über das Joint Venture will man neue Vertriebswege erschließen, unter anderem den Maklervertrieb.
Hoffnung könnte dabei machen, dass die Neodigital Autoversicherung den versicherungstechnischen Verlust 2024 auf knapp 1,9 Millionen Euro erheblich reduzierte. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen von 5,8 auf 9,2 Millionen Euro. Zahlen, die allerdings auch zeigen, wie klein das Geschäft hier noch ist.