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Branchenübergreifende Engpässe Neongas-Verknappung bremst die Tech-Produktion

LASER World of PHOTONICS – Weltleitmesse für Komponenten, Systeme und Anwendungen der Photonik in München
LASER World of PHOTONICS – Weltleitmesse für Komponenten, Systeme und Anwendungen der Photonik in München: Ein wichtiges Gesprächsthema war die Versorgung der Chip-Industrie mit mehreren wichtigen Materialien, darunter Neongas. | Foto: Imago Images / aal.photo
Michael Heenan,
Aegon

Eine Ware, die vom Krieg betroffen ist, ist Neongas, ein wichtiger Grundstoff für die Halbleiterindustrie. Neongas ist ein Nebenprodukt der Stahlindustrie (hauptsächlich der russischen Stahlindustrie), das aufgefangen und bis zu einem Reinheitsgrad von 99,9 Prozent gefiltert wird. Hochreines, recht teures Neongas wird bei der Halbleiterherstellung als Medium zur Erzeugung der Lichtwellen benötigt, mit denen Laser Strukturen auf die Chip-Oberfläche brennen. Schätzungen zufolge kommt bei 80 Prozent der derzeit hergestellten Halbleiter Neongas zum Einsatz. Doch die Halbleiter-Produzenten können den bisherigen Neongas-Bezug nicht einfach durch neue Lieferanten ersetzen, da der Chip-Herstellungsprozess in der Regel sechs Monate lang angepasst werden muss, um die Produktion wieder auf ein optimales Niveau zu bringen.

Eine genaue Schätzung der Menge an Neongas, die aus der Ukraine und Russland stammt und bei der Halbleiterfertigung zum Einsatz kommt, ist schwierig. Branchenexperten gehen von 25 bis zu 70 Prozent aus. Mit dem Überfall Russlands auf die Krim im Jahr 2014 kam es bereits zu Unterbrechungen bei der Neongasversorgung, woraufhin Chiphersteller nach neuen alternativen Quellen außerhalb der Region suchten. Im Zusammenhang mit dem russischen Einmarsch auf der Krim stiegen die Neonpreise damals laut dem Technologie-Blog Ars Technica um rund 600 Prozent. Vor diesem Hintergrund dürften die Chiphersteller dieses Mal besser vorbereitet sein.

Neue Player am Markt – doch sie beliefern nicht Europa und USA

Etliche in der Vergangenheit erlebte Unterbrechungen der Neongasproduktion haben den Markteintritt neuer Anbieter beschleunigt, wobei China mittlerweile der größte Produzent ist. Der größte Teil der chinesischen Lieferungen geht indes an asiatische Chiphersteller. Einige Branchenkenner sind der Meinung, dass die Chiphersteller in den USA und Europa in naher Zukunft stärker von Neon-Engpässen bedroht sind, weil sie schätzungsweise 70 Prozent des Neongases nach wie vor aus Osteuropa beziehen.

Mehrere Chiphersteller haben jedoch erklärt, dass die Produktion kurzfristig nicht durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine beeinträchtigt wird, da sie auf Neongasvorräte für drei bis sechs Monate zurückgreifen können. Zudem benötigen ältere Fertigungstechnologien und zum Teil auch neuere Fertigungsmethoden kein Neongas, sodass eine Verknappung des Edelgases in Abhängigkeit von den jeweiligen Produktabnehmern eine nur geringe oder gar keine Auswirkungen hat. Dennoch dürfte es erhebliche Konsequenzen auf die Chipproduktion haben, wenn die größten ukrainischen Hersteller von Neongas ihre Produktion einstellen müssten.

Anders als in der Vergangenheit ist die Halbleiterindustrie beim Neongasbezug zwar weniger abhängig von der Ukraine. Das Land hat jedoch immer noch einen Anteil von 25 Prozent am gesamten Neongasmarkt. Wenn der Krieg also weitergeht und gegebenenfalls Anlagen zerstört werden, dürfte dies in den nächsten sechs bis neun Monaten wahrscheinlich erhebliche Auswirkungen auf die Lieferkette haben. Mögliche Neongasverknappungen in Verbindung mit den zunehmenden pandemiebedingten Lockdowns in China machen es unwahrscheinlich, dass die Halbleiterlieferkette in absehbarer Zeit in der Lage sein wird, die anhaltend hohe Nachfrage zu bedienen.

Große Unternehmen vor geringeren Schwierigkeiten

Sollte es zu einer Verknappung von Neongas kommen, wären die Auswirkungen für große, finanzkräftige Unternehmen wahrscheinlich gering; kleinere Unternehmen würden jedoch Probleme bekommen. Aus Verbrauchersicht werden sich die Verknappung von Neongas und der anschließende Preisanstieg wahrscheinlich nur minimal auf die Preise auf dem Endmarkt (zum Beispiel bei Notebooks) auswirken. Allerdings könnte die Produktion bestimmter Chips deutlich zurückgehen – was zu anhaltenden Lieferengpässen in einigen Branchen wie der Automobilindustrie führen würde.

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