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Nero Knapp zur EdW: „Die Politik sieht einfach weg“

Nero Knapp, Chefjustiziar beim Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV)
Nero Knapp, Chefjustiziar beim Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV)
DAS INVESTMENT.com: Herr Knapp, Sie schießen schon seit einiger Zeit scharf gegen die EdW.

Nero Knapp: Ja, aber an den mit jeder Sonderzahlung aufkommenden Groll gewöhnt man sich mit der Zeit.

DAS INVESTMENT.com: Sie klingen trotzdem ein wenig aufgebracht.

Knapp: Weil wieder jeder so tut, als sei alles okay und niemand das eigentliche Desaster realisiert.

DAS INVESTMENT.com: Warum denn auch nicht?

Knapp: Weil das Phoenix-Finanzierungsproblem einfach verschoben wird. Weil für dieses aufgeschobene Geld hohe Zinsen fällig werden. Es sind innerhalb von vier Jahren rund 10 Millionen Zinsen angefallen und das bei 7,5 Millionen Euro Jahresbeitragseinnahmen. Die EdW war von Anfang an zu klein für einen Betrugsfall wie den von Phoenix Kapitaldienst. Die 780 zahlenden Unternehmen können das alles gar nicht leisten. Zur Gründung 1998 waren es noch viel mehr, das war aber auch die Goldgräberzeit.

DAS INVESTMENT.com: Also reicht das Geld nicht?

Knapp: Doch. Die Anleger wurden entschädigt, sogar die der pleite gegangenen Bank FX-Direkt. Aber es kommt aus Krediten, für die jetzt die genannten Zinsen fällig werden. Und das müssen die Beitragszahler nun über Jahrzehnte abstottern. Das sind keine Peanuts. Hier werden einer ganzen Branche auf Jahre die Gewinne durch Beiträge oder Sonderzahlungen weggenommen. Und die Politik sieht einfach weg.

DAS INVESTMENT.com: Wie lange?

Knapp: Die EdW sagt, bis 2022. Ich glaube aber, dass es eher 2030 abgezahlt sein wird. Vielleicht sogar noch später.

DAS INVESTMENT.com: Das dürfte aber alles nicht neu sein.

Knapp: Neu sind die Sonderzahlungsbescheide, die vergangene Woche in die Post gegangen sind. Es ist in der Branche ein sehr emotional aufgeladenes Thema, das jetzt dadurch wieder hochkocht.

DAS INVESTMENT.com: Bei dem man nichts machen kann?

Knapp: Manche Unternehmen spielen mit dem Gedanken, ins Ausland zu wechseln. Ein neuer Trend ist es, das Geschäft mit Investmentfonds in eine Tochter auszulagern. Die hätte nur eine Genehmigung nach Paragraf 34 f der Gewerbeordnung und müsste nicht in die EdW einzahlen. Über die Hauptfirma würden nur noch die deutlich geringeren Gewinne aus dem Wertpapier-Geschäft, zum Beispiel der Aktienberatung laufen. Andere drücken durch zusätzliche Ausgaben den Gewinn, so tief sie können. Sie schaffen Dinge an, erhöhen Gehälter.

DAS INVESTMENT.com: Können das nicht einfach alle machen?

Knapp: Unternehmen, hinter denen Anteilseigner stehen, können das nicht. Denn diese würden dann auf die Barrikaden gehen. Sie wollen Gewinne sehen und ihren Anteil davon abbekommen.
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