Merger-Experte Kai Lucks
Neue Wege

Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Wie können Unternehmen in der Corona-Krise Fusionen sinnvoll planen und umsetzen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Kai Lucks vom Bundesverband Mergers & Acquisitions im dritten Teil seines Gastbeitrags.
Dies muss an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. Der Grundgedanke des Sich-Lösens von mehr oder weniger fixierten Strukturen und der Öffnung für freiheitliches, stärker aus der Situation getriebenes Handeln, lässt sich vom Grundsatz her gut auf die Sondersituationen unter Corona übertragen. Auch hier sind wieder Ideenreichtum, Improvisationen und Ad-hoc-Lösungen angesagt
Als eine weitere Ausweichstrategie unter Corona-Restriktionen bietet das Feld weicher Übernahmen und Zusammenschlüsse. Damit verbinden sich auch Bemühungen, Brüche zu vermeiden, die M&A-Erfolge gefährden können. Es ist eine alte Erfahrung, dass etwa Kulturschocks, Wechsel von Namen und Identitäten für Mitarbeiter eines Targets eine schwere Belastung darstellen können. Deshalb gewinnen die verschiedensten Formen von Kooperationen, von Joint Ventures, wieder an Raum. Statt einen Bruch durch eine schlagartige Vollübernahme zu riskieren, bieten sich viele Wege der schrittweisen Annäherung an, etwa kreuzweise Produktvermarktung, gemeinsame Entwicklung, Vertriebsvereinbarungen. Ein Unternehmen, das bereits im Zielland unterwegs ist, kann lokale Mitarbeiter und Vertreter dafür einsetzen, Schritte einzuleiten.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Dies muss an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. Der Grundgedanke des Sich-Lösens von mehr oder weniger fixierten Strukturen und der Öffnung für freiheitliches, stärker aus der Situation getriebenes Handeln, lässt sich vom Grundsatz her gut auf die Sondersituationen unter Corona übertragen. Auch hier sind wieder Ideenreichtum, Improvisationen und Ad-hoc-Lösungen angesagt
Als eine weitere Ausweichstrategie unter Corona-Restriktionen bietet das Feld weicher Übernahmen und Zusammenschlüsse. Damit verbinden sich auch Bemühungen, Brüche zu vermeiden, die M&A-Erfolge gefährden können. Es ist eine alte Erfahrung, dass etwa Kulturschocks, Wechsel von Namen und Identitäten für Mitarbeiter eines Targets eine schwere Belastung darstellen können. Deshalb gewinnen die verschiedensten Formen von Kooperationen, von Joint Ventures, wieder an Raum. Statt einen Bruch durch eine schlagartige Vollübernahme zu riskieren, bieten sich viele Wege der schrittweisen Annäherung an, etwa kreuzweise Produktvermarktung, gemeinsame Entwicklung, Vertriebsvereinbarungen. Ein Unternehmen, das bereits im Zielland unterwegs ist, kann lokale Mitarbeiter und Vertreter dafür einsetzen, Schritte einzuleiten.
Damit können unter den derzeitigen Corona-Restriktionen möglicherweise auch später zu realisierende Übernahmen auf sanfte Weise vorbereitet werden. Zeiten des Reiseverbots können Unternehmen so nutzen. Denn ganze M&A-Teams immer wieder zwischen den Kontinenten hin- und herreisen zu lassen, ist in den allermeisten Fällen derzeit nicht möglich. So haben Unternehmen oder Unternehmensteile Zeit, zusammenzuwachsen. Am Ende des Prozesses kann dann immer noch eine Gesamtübernahme durch den einen oder den anderen Partner stehen. Um keine Spannung zu erzeugen, kann die Lösung offengehalten werden. Somit sind auch ganz andere Ergebnisse möglich, etwa die Verselbständigung der zusammengeführten Einheit oder das Unterschlüpfen unter einen anderen Unternehmer, der ein passenderes Zuhause für das neue Geschäft bietet.
Menschen sind anpassungsfähig
Die Grundstruktur des Menschen als ein soziales Wesen, in dessen Genen auch das selbstlose Handeln eingerichtet ist und die Fähigkeiten, sich auf neue, zunächst unpässliche Situationen einzustellen, zeugen von seiner enormen Anpassungsfähigkeit. Zweifellos sind die einen dafür passender ausgestattet, mit Offenheit, Neugier und Mut. Andere sind verschlossener, suchen in ihrer Furcht eher Anlehnungen. Beide Charaktere treffen wir in allen Kulturen an. Verschiedene Ausstattungen öffnen oder limitieren die Eignung für Einsätze im fremden Umfeld.
Dies betrifft sowohl neue und ferne Lokalitäten für den M&A-Einsatz und in neuer Unternehmensumgebung, aber auch die Fähigkeiten, sich auf die Erfordernisse der Arbeit aus der Distanz, wie Homeoffice, Web-Meetings, Online-basiertes M&A“ einzustellen. Ich bin optimistisch, dass uns die Umstellungen in Richtung Web- und IT-basiertem M&A nicht nur gut gelingen wird, sondern dass wir die Vorteile, die wir unter dem Corona-bedingen Zwängen erlebt haben, gern auch in die Corona-freie Zeit forttragen.
Die M&A-Welt nach Corona wird eine andere sein
Wir wissen noch nicht, wann die Corona-bedingte Krise vorbei sein wird. Wir haben gesehen, dass andere Krisen über viele Jahre um die Welt gewandert sind, dass es explosionsartige Ausbrüche gab und dass wirtschaftliche Belastungen über Jahre weitergetragen wurden, auch in Zeiten, in denen bereits neue Krisen entstanden. Wir sind großer Hoffnung, dass uns die Impfstrategien aus der akuten Gefahr herausführen können und dass die wirtschaftliche Erholung doch schnell vollzogen werden kann. Auguren der Finanzindustrie verbreiten diese Überzeugung, weil die Wirtschaftskrise, in der wir uns unter Corona befinden, nicht durch Fehlverhalten der Finanzwelt entstanden ist.
Die Bedingungen für viele Unternehmen werden sich nach Corona verändert haben: Kunden haben ihr Verhalten angepasst, Lieferketten mussten neu gedacht und vielleicht deglobalisiert werden. Nicht zuletzt werden viele Unternehmen höhere Schulden haben, die sie unter anderem durch Verkäufe von Unternehmensteilen reduzieren könnten. Aus der Finanzkrise von 2009 haben wir gelernt: Unternehmen, die jetzt planvoll, überlegt und mutig reagieren, können gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen.
Auch M&A wird sich nachhaltig gewandelt haben, sich vielleicht neu erfinden müssen. Viele Erfahrungen, Errungenschaften und Methoden, die unter dem Druck und der Handlungsnot unter Corona gewonnen wurden, werden sich als vorteilshaft auch in wirtschaftlich unbelasteten Zeiten herausstellen, werden Arbeiten erleichtern, die Umwelt entlasten und nachhaltig neue Wege zur Zusammenführung von Menschen auf unserem blauen Planeten erschließen.
Den ersten und zweiten Beitrag von Kai Lucks über Fusionen in der Corona-Krise finden Sie hier und hier.
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