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Pflegeversicherung „Wir brauchen eine durchdachte Pflegereform“

Pflegekraft
Pflegekraft: Um auch im Alter zu Hause wohnen bleiben zu können, engagieren viele Familien hierzulande Betreuerinnen aus Osteuropa. Eine Pflegereform soll Bürgern nun mehr Spielraum für private Pflegeversicherungen verschaffen. Für deren Absatzerfolg sind aber auch Versicherungsvermittler gefragt.

Mit einem herzlichen „Прошу“ [Prosu], heißt das Gästehaus der Stadt Oberursel seine Bewohner derzeit auf Ukrainisch willkommen. In 25 möblierten Zimmern mit Bad nächtigen dort zwar eigentlich Mitarbeiter und externe Gäste der Versicherungsgruppe Alte Leipziger/Hallesche (ALH), die einen ihrer zwei Firmensitze in der Taunusstadt hat.

Doch seit der Zustrom von Menschen aus dem Krisengebiet rasant wächst, sind dort Kriegsflüchtlinge untergebracht. Um ihnen neben einer Unterkunft auch eine berufliche Perspektive zu bieten, plant der größte Arbeitgeber in Oberursel „bei entsprechenden Sprachkenntnissen und Qualifikationen“ nun Betriebspraktika bei dem Versicherer.

Chancen für eine erfolgreiche Integration in den deutschen Arbeitsmarkt bietet auch die anhaltend unterbesetzte Pflegebranche. Inwieweit deren Gebrechen aber mithilfe zugewanderter Fachkräfte dauerhaft geheilt werden können, sei angesichts der vielen Baustellen im bisherigen System „eine große Unbekannte“, sagt Frank Kettnaker im Interview mit DAS INVESTMENT.

„Wir brauchen eine durchdachte Pflegereform. Hierbei stehen wir heute erst am Anfang“, so der ALH-Vorstand für Vertrieb und Marketing weiter. Bislang neige die Politik aber dazu, das Finanzloch der Pflegekassen nicht zu stopfen, sondern lieber weiterzugeben.

Finanzloch der Pflegekasse

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Um dieses nicht ganz neue Problem endlich zu lösen, hat der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) kurz vor Ostern ein „Konzept für eine generationengerechte und solidarische Finanzierung der Pflege“ vorgelegt.

Denn die Zahl der Pflegebedürftigen wird in den kommenden Jahren stark zunehmen, die Zahl der erwerbsfähigen Beitragszahler nimmt hingegen ab: Laut Statistischem Bundesamt kamen 2020 bereits 31 Senioren auf 100 Deutsche im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 66 Jahren. 2040 sind es den Prognosen der Wiesbadener Demografen zufolge 47.

„Die Soziale Pflegeversicherung gerät in die Schieflage“, lautet das Fazit der Studienautoren vom PKV-Verband. Ihre düstere Prognose: „Wenn wir jetzt nicht rechtzeitig die Finanzierung reformieren, wird sich die Beitragslast der gesetzlich Versicherten in den kommenden 20 Jahren zwangsläufig fast vervierfachen.“

Das liege daran, dass Pflegekosten bislang vor allem durch die Pflichtbeiträge der Erwerbstätigen getragen werden. Dieser Kontrakt der Kohorten verliere aber zusehends seine demografische Basis. „Um die Pflege in unserer alternden Gesellschaft finanziell dauerhaft zu sichern, schlagen wir deshalb einen neuen Generationenvertrag vor: Unser Konzept federt die Belastung der Älteren infolge steigender Pflegekosten gezielt ab und unterstützt die Jüngeren beim Aufbau einer privaten Eigenvorsorge.“

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