7 Fragen an Nordea-Fondsmanager „Neues US-Energiegesetz stimmt uns optimistisch“

DAS INVESTMENT: Der Nordea Global Climate and Environment (ISIN: LU0348926287) gehört auf Fünf-Jahres-Sicht zu den besten nachhaltigen Aktienfonds. Können Sie Ihre Strategie kurz beschreiben?
Henning Padberg: Der Fonds investiert in globale Unternehmen, die Klima- und Umweltlösungen für eine nachhaltige Zukunft anbieten. Wir verfolgen einen Bottom-up-Ansatz, beginnen unsere Analyse also beim einzelnen Unternehmen. Ins Portfolio kommen Firmen aus den drei Clustern alternative Energien, Ressourceneffizienz und Umweltschutz. Damit wollen wir positive Auswirkungen für einen nachhaltigeren Planeten und eine nachhaltigere Gesellschaft erzielen, gleichzeitig bieten diese Branchen Aussicht auf attraktive Renditen.
Wie binden Sie Nachhaltigkeitskriterien ein?
Padberg: Der Fonds ist als Artikel 9-Produkt gemäß der EU-Offenlegungsverordnung eingestuft und erfüllt eine Reihe von Nachhaltigkeitskriterien. Als aktiver Aktionär will Nordea Asset Management Unternehmen beeinflussen, sich bei Umwelt- und Sozialkriterien sowie der Unternehmensführung zu verbessern. Wir haben Ausschlusskriterien für Firmen, die in schwerwiegende Verstöße gegen internationale Normen verwickelt sind. Dazu zählen etwa umstrittene Waffen.
Zudem unterliegt der Fonds einem normenbasierten Screening, bei dem Unternehmen identifiziert werden, die mutmaßlich gegen internationale Gesetze und Normen in den Bereichen Umweltschutz, Menschenrechte, Arbeit und Korruptionsbekämpfung verstoßen. Weitere Kriterien, die wir berücksichtigen sind die Paris Aligned Fossil Fuel Policy (PAFF), die Schwellenwerte für Unternehmen aus dem Bereich fossile Brennstoffe festlegt sowie die Principle Adverse Impacts und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. All das kombinieren wir mit hauseigenen Methoden.
Welche Voraussetzungen müssen Portfoliounternehmen konkret erfüllen?
Padberg: Um in das Anlageuniversum aufgenommen zu werden, muss ein Unternehmen mindestens 20 Prozent seines Umsatzes in den Bereichen Klima und Umwelt erwirtschaften. Der Schwellenwert ist relativ niedrig angesetzt, um auch Firmen zu erfassen, die sich gerade im Wandel befinden. Die meisten Portfoliofirmen weisen jedoch einen Umsatzanteil von mehr als 50 Prozent in den genannten Segmenten auf. Wir investieren gerne in mittelgroße Wachstumsunternehmen, die in ihren Kategorien oft innovativ sind, eine starke Branchenposition haben und ihren Kunden spezialisierte Dienstleistungen anbieten.
Welche Branchen halten Sie für besonders aussichtsreich?
Padberg: Wir sind davon überzeugt, dass in unserem Cluster Ressourceneffizienz Bereiche wie neue Werkstoffe, Energieeffizienz, Öko-Mobilität, intelligentes Bauen, moderne Landwirtschaft und intelligente Stromnetze weiterhin viele attraktive Investitionsmöglichkeiten bieten. Im Cluster Umweltschutz setzen wir auf die Themen sauberes Wasser und saubere Luft, Umweltdienstleistungen, grüner Konsum, nachhaltige Forstwirtschaft und Abfallwirtschaft. Auch bei alternativen Energien sehen wir noch viel Potenzial, da die entsprechenden Technologien inzwischen nicht mehr teurer sind als die konventionelle Energieerzeugung.
Welche Unternehmen gehören zu Ihren Top-Beteiligungen?
Padberg: Unter unseren Top-Fünf-Beteiligungen befinden sich vor allem Unternehmen, die in den Branchen Industrie und Werkstoffe tätig sind. Die nordamerikanischen Müllabfuhr- und Recyclingunternehmen Republic Services und Waste Management passen gut zu unserer Klima- und Umweltstrategie, da die Abfallwirtschaft eines der größten Probleme der heutigen Gesellschaft ist. Unternehmen wie Air Liquide und Linde haben wir ebenfalls im Portfolio. Der Industriesektor gehört zu den Branchen, die bei der Reduzierung von Emissionen bis 2030 das größte Potenzial haben. Linde etwa trägt zu einer energieeffizienten Industrieproduktion und zu sauberem Trinkwasser bei. Da die USA bei der Stromerzeugung immer noch überwiegend auf fossile Brennstoffe setzen, haben wir zudem begonnen, in den US-Anbieter Fortis zu investieren. Das Unternehmen konzentriert sich darauf, mehr Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen.
Wie wirken sich die aktuellen Entwicklungen auf die Fondsperformance aus?
Padberg: Die Marktlage war zuletzt schwierig etwa durch die Situation in Russland und der Ukraine, die Abriegelung Chinas, die von den Zentralbanken vorgenommenen aggressiven Zinsanhebungen, die schwankenden Rohstoffpreise und das Risiko von Gasengpässen in Europa. Dies hat zu stärkeren Schwankungen geführt. Unsere Untergewichtung in den klassischen defensiven Branchen wie Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter sowie im Energiesektor sorgte in der ersten Jahreshälfte für Gegenwind. Wir sind aber optimistisch: Von großer Bedeutung ist dabei das kürzlich vom US-Senat verabschiedete Gesetz US Inflation Reduction Act. Die USA wollen mehr als 300 Milliarden US-Dollar in die Energie- und Klimareform investieren – die größte Investition in saubere Energie in der Geschichte der USA auf Bundesebene. Dieses Gesetz wird sich positiv auf unser gesamtes Fondsuniversum auswirken.
Der Fonds befindet sich seit Februar 2021 im Soft Closing. Ist eine Aufhebung schon absehbar?
Padberg: Der Fonds hat aktuell ein Volumen von mehr als 9,5 Milliarden Euro. Es ist unsere treuhänderische Pflicht, die bestehenden Anleger zu schützen. Daher haben wir im vergangenen Jahr beschlossen, den Fonds für neue Anleger zu schließen. Wir beobachten die Mittelzuflüsse genau, aber im Moment ist weder eine Aufhebung des Soft Closings noch ein mögliches Hard Closing, also die Schließung des Fonds für alle Anleger, absehbar. Für Neuanleger bieten wir mit dem Nordea Global Climate and Social Impact und dem Nordea Global Climate Engagement zwei neu aufgelegte Klimafonds als Alternativen.
Über den Interviewten:
Henning Padberg arbeitet seit 2008 für Nordea Asset Management in Kopenhagen und hat dort im Jahr 2009 die Verantwortung für den Nordea Global Climate and Environment übernommen. Der gebürtige Deutsche hat Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Münster und Strathclyde studiert.