Neujahrsinterview mit China-Fonds-Manager „In 15 Jahren machen chinesische Aktien die Hälfte des Asien-Pazifik-Index aus“

DAS INVESTMENT.com: Der Finanzmarkt Chinas sorgt derzeit für eine Menge negativer Schlagzeilen. Zu Recht?
Anthony Cragg: Nein. Es ist derzeit ein großer Trend, alles, was auf den Märkten schief geht, China in die Schuhe zu schieben. So kritisieren viele das verlangsamte Wirtschaftswachstum in der Volksrepublik. Dabei wächst Chinas Wirtschaft nach wie vor schneller als die vieler anderer Volkswirtschaften, vielleicht ausgenommen Indien. Das BIP-Wachstum in China entspricht derzeit dem in der Türkei oder den Niederlanden. Ein Drittel des globalen Wachstums entfällt immer noch auf China.
Und wie geht es weiter?
Cragg: Es wird ein volatiles Jahr für China. Doch früher oder später werden Anleger in China investieren müssen. Denn ob sie es wollen oder nicht - China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. In den kommenden zehn Jahren wird Chinas Wirtschaft wachsen. Gleichzeitig schrumpft die Wirtschaft Japans. In 15 Jahren machen chinesische Aktien die Hälfte des Asien-Pazifik-Index aus, während der Anteil Japans auf 20 Prozent sinkt.
Wie sieht Ihre Investmentstrategie in China aus?
Cragg: Wir setzen vor allem auf die Infrastruktur. Denn im Vergleich zu anderen Schwellenmärkten gibt China sehr viel Geld für Häfen, Flughäfen, Straßen und andere Infrastruktur-Projekte aus. Betrachtet man hingegen Länder wie Brasilien, die in den vergangenen Jahren ebenfalls stark gewachsen sind, sieht man keine derartige Infrastruktur-Verbesserung. Den Konsumsektor finden wir größer und interessanter als die Industrie. Außerdem ziehen wir langfristige Wachstumstrends den konjunkturabhängigen zyklischen Branchen vor.