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Nicht alle wirklich marktunabhängig Marktneutralen Fonds auf die Finger geschaut

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In der Tat greift in dem Fonds die Aktienphilosophie der Oldenburger Fondsboutique Loys: ein straffer Substanzansatz, bei dem nur solide Unternehmen ins Portfolio kommen, wenn die Aktie mindestens 30 Prozent unter dem errechneten fairen Wert notiert. Und keine Banken. Im Gegenzug befördert Fondsmanager Ufuk Boydak das Marktrisiko mittels Futures weg. Damit hängen Wohl und Wehe im Grunde von seinen Qualitäten bei der Aktiensuche ab. Doch nicht nur, denn sein Fonds ist gar nicht rein marktneutral. Die Netto-Aktienquote, also gekaufte Aktien minus Absicherung, liegt immer zwischen 10 und 60 Prozent. Andreas Heinrich mag das Konzept: „Man sieht bis Mitte September, dass es sehr gut funktionierte.“

Dass der Fonds seitdem schwächelt, liegt daran, dass der Markt gegen Boydak lief. „Gerade die Sektoren, die sich besonders gut behaupten konnten, wie beispielsweise Technologie, Öl und Gas und Versorger, waren auch im September klar untergewichtet“, erklärt er. Er sei aber überzeugt, „dass letztlich die Gravitationskräfte der Märkte greifen und die Bewertungsanomalien abgebaut werden“.

Es hat tatsächlich eine Menge mit Glück und Pech zu tun, wenn kurzfristig Fakten an der Börse weniger zählen als Gefühle. Oder wie es ein Fondsmanager mal ausdrückte, „das Teure noch teurer und das Billige noch billiger wird“. Fundamental orientierte Manager bekommen dann regelmäßig Probleme.

Das gilt auch für einen zweiten Long-short-Fonds, den Andreas Heinrich dennoch zu schätzen weiß: den Peacock European Alpha Builder UI (LU0967289215). Ein Unterschied zum Loys-Fonds ist der, dass Fondsmanager Marc Siebel nicht pauschal mit ganzen Märkten, sondern immer einzelnen Titeln short geht. Das könnte man als zusätzliche Rendite-, aber auch mögliche Fehlerquelle betrachten.

Einerseits macht dem auf Nebenwerte spezialisierten Fonds zu schaffen, dass seit Frühling eben diese Kleinen schwächer laufen als die großen Standards. Andererseits heißt es in einem Kommentar: „Unser Fonds ... leidet in diesem Jahr unter der massiven Underperformance von Aktien mit günstigen Bewertungskennzahlen gegenüber Wachstumstiteln, vornehmlich aus dem Tech-Sektor.“ Auch Andreas Heinrich meint: „Per Saldo macht der Fondsmanager seine Sache gut. Er ist nur leider in eine Übertreibung hineingelaufen.“

Recht glimpflich verläuft das Jahr hingegen für den GLG Alpha Select Alternative (IE00B5ZNKR51). Der von den Managern Charles Long und Nick Judge betreute Long-short-Fonds steht bei dem Geschäftsführer eines Family Office auf dem Zettel, der gern anonym bleiben möchte. Im Gegensatz zu den beiden bereits erwähnten Fonds soll das Portfolio hier ausdrücklich eine Netto-Aktienquote von null und damit völlig ohne Marktgeschehen fahren. Grundlage sind die Mitglieder des britischen Index FTSE 100. Dabei geht es nicht nur um die Titel allein. „Wir glauben nicht, dass die Einzelaktienanalyse ausreicht, um die richtigen Entscheidungen zu fällen“, erklärt Judge. Deshalb beobachte man auch Weltwirtschaft und globale Themen, um die Ergebnisse mit ins Portfolio einfließen zu lassen.

Alkohol konserviert: Diageo als Schutzmittel
Die Aktie des Spirituosen- und Getränkekonzerns Diageo (siehe Foto) bewegte sich im Herbst gegen den Markt kräftig aufwärts

                                   Quelle: Morningstar

Speziell im tristen Herbst halfen Judge ausgerechnet zwei Positionen, bei denen nachhaltig orientierte Anleger besser mal weghören: der Getränkekonzern Diageo (unter anderem Guinness und Johnnie Walker) und der Kippenkonzern Imperial Brands (West, Gauloises). Judge: „Sie profitierten von ihrem Status eines sicheren Hafens, als die Märkte ausverkauft wurden.“

Wie schon erwähnt: Die Korrelationswerte der empfohlenen Fonds zu Aktien sind zuweilen enorm hoch. Wobei das bis Sommer durchaus in Ordnung war, sich nun aber mal ändern sollte. Dann schützen sie wirksam.

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