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Stefan Schneider
Axxion-Chef: „Nicht der billigste, sondern der verlässlichste Anbieter“
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Stefan Schneider Axxion-Chef: „Nicht der billigste, sondern der verlässlichste Anbieter“

Stefan Schneider ist seit 30 Jahren am Finanzplatz Luxemburg aktiv. Seit 2020 ist er Vorstandsmitglied und seit 2022 Vorstandschef von Axxion.
Stefan Schneider ist seit 30 Jahren am Finanzplatz Luxemburg aktiv. Seit 2020 ist er Vorstandsmitglied und seit 2022 Vorstandschef von Axxion.

DAS INVESTMENT: Axxion wirbt mit dem Claim „Die etwas andere Fondsgesellschaft“. Was machen Sie anders als andere Service-KVGs?

Stefan Schneider: Axxion ist inhabergeführt, als unabhängige Private-Label-Fondsgesellschaft haben wir ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Unser Hauptgründer, Thomas Amend, ist noch heute Mitglied des Aufsichtsrats. Seit Gründung halten Thomas Amend und die Vermögensverwaltung PEH Wertpapier auch 90 Prozent der Anteile. Ich selbst bin über unsere Holding Capsensixx am Unternehmen beteiligt. Das war übrigens auch unseren Geschäftspartnern wichtig: Die verantwortlichen Personen sollen den Finger in der Tür haben, wenn etwas schiefgeht, hat mal ein Geschäftspartner gesagt.

Wie viele Fonds betreut Axxion?

Schneider: Um die 200 – mal kommen zwei oder drei hinzu, mal wird einer aufgelöst oder fusioniert. Insgesamt haben wir 12 Milliarden Euro Assets under Administration.

Wer legt bei Axxion Fonds auf?

Schneider: Die größte Kundengruppe sind wie von Anfang an unabhängige Vermögensverwalter, gefolgt von Family Offices. Es kommen aber immer mehr Asset Manager auf uns zu, die sich eine Asset-Nische suchen, in der sie weniger Konkurrenzdruck verspüren. Wir gehören zu keinem Konzern, mit uns kann man individuelle Lösungen umsetzen, ohne Angst zu haben, dass wir sie kopieren. In jüngster Zeit sind wir daher verstärkt auch mit institutionellen Anlegern im Geschäft.

Auf welchen Wegen kommen neue Geschäftspartner zu Ihnen?

Schneider: Am stärksten wirken Empfehlungen. Zufriedene Geschäftspartner empfehlen uns weiter oder legen selbst weitere Fonds mit uns auf. Es gibt auch Anbieter, die mit einer ganzen bestehenden Fondspalette zu uns kommen. Viele Fondsinitiatoren orientieren sich am Markt um. Wir bieten einen zuverlässigen Umzugsservice an.

 

Bei Axxion betont man oft das gute Miteinander mit den Kunden.

Schneider: Das gibt es in der Tat. Viele Geschäftspartner sind schon so lange bei uns, dass man quasi familiär verbunden ist. Uns unterscheidet auch das Social-Responsibility-Thema von unseren großen Wettbewerbern: Wir unterstützen zwei Patenkinder, zwei Trierer Schulen und die Bulungi-Stiftung. Kürzlich haben wir persönlich mit angepackt, um den Schulhof der Montessori-Schule in Trier zu gestalten.

Wie viele neue Fonds stecken bei Ihnen noch in der Pipeline?

Schneider: Auf unserer Projektvorlaufliste stehen aktuell etwa 30 Projekte, die uns angetragen wurden oder die wir selbst angestoßen haben. Erfahrungsgemäß gehen nicht alle über die Ziellinie. Manchmal ist ein Projekt noch nicht reif genug, manchmal entscheiden sich die potenziellen Geschäftspartner auch für einen anderen Anbieter, weil der billiger ist.

Ist Axxion denn teuer?

Schneider: Preislich liegen wir wohl im Mittel. Es ist allerdings nicht unser Ziel, immer der billigste zu sein, wir wollen vielmehr der verlässlichste Anbieter sein. Einerseits möchten wir unsere Qualität gewährleisten, andererseits benötigen wir Wachstum, um dem regulatorischen Kostenauftrieb zu begegnen. Also wollen wir kontrolliert, nicht sprunghaft wachsen. Wir planen, pro Jahr zwischen vier und acht neue Fondsinitiatoren aufzunehmen.

Sie sind in Luxemburg ansässig, bieten aber Fondsauflegungen auch in Deutschland und Liechtenstein an. Was unterscheidet die drei Fondsstandorte voneinander?

Schneider: Luxemburg als zweitgrößter Fondsstandort der Welt hat weiter seine Stärken. Es bietet ein Rechtssystem, in dem sich wie aus dem Baukasten verschiedene Fondskonstrukte solide und rechtssicher aufbauen lassen. Bei Real Assets und Mikrofinanz ist Luxemburg meiner Meinung nach noch konkurrenzlos. Bei Ucits-Fonds ist der Fondsstandort Deutschland aufgrund seiner größeren Standardisierung dagegen sehr fortgeschritten. In Deutschland hat man einen planbaren Auflegungszeitraum für Ucits. Die Märkte sind ja volatil, die Initiatoren wollen gern wissen, wann genau ihr Fonds startklar ist. In Deutschland ist man mit einem neuen Ucits in zwei bis drei Monaten am Markt. In Luxemburg ist das nicht so klar planbar.

Und Liechtenstein?

Schneider: Dort kann man mit der Aufsicht sprechen, bevor man ein Projekt einreicht. So lassen sich die ersten Steine schon im Dialog aus dem Weg räumen. Das ist wie in Luxemburg vor 30 Jahren. Der Fondsstandort Liechtenstein ist wegen der Individualisierbarkeit der Produkte gerade bei Family Offices sehr beliebt. Außerdem ist Liechtenstein für alle Vermögensverwalter interessant, denen es besonders schnell gehen soll. Die gesetzliche Frist für die Genehmigung eines Ucits beträgt in Liechtenstein nur zehn Tage. Das ist unschlagbar. Auch die Liechtensteiner Dienstleister sind sehr gut. Der Liechtensteiner Fondsverband hat extra seine Satzung geändert, damit wir dort Mitglied werden und Fonds auflegen können. Ich war ganz gerührt und fand es toll, wie man mit uns zusammenarbeitet.

Liechtenstein ist in der Vergangenheit auch als Steuerfluchtort und Zentrum für den grauen Kapitalmarkt ins Gespräch geraten.

Schneider: Bei dem einen oder anderen Anleger hat Liechtenstein tatsächlich weiterhin dieses Image. Deshalb ist es für Publikumsfonds heute nur der Standort Nummer drei in Europa. Das Land hat allerdings ein AAA-Rating und hat wahrscheinlich alle Steuerschlupflöcher geschlossen. Mit Geldwäsche gibt es auch keine Probleme, das wurde neulich erst wieder attestiert.

Im vergangenen Jahr haben Sie für Ihren Kunden Shareholder Value Management erstmals einen ETF aufgelegt. Sollen weitere folgen?

Schneider: Ja, es sind tatsächlich weitere ETFs in der Pipeline. Wir wollen aber nicht einfache Index-ETFs auf den MSCI World oder den Dax auflegen, sondern ETFs auf speziell designte Indizes.

Was erhoffen Sie sich von ETFs?

1.200% Rendite in 20 Jahren?

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Schneider: Wir erschließen uns damit neue Anlegergruppen. Der Friedhof der guten Ideen ist riesig und leider reichlich bestückt mit Fonds, denen ich ursprünglich eine große Zukunft vorausgesagt hätte. Es zählt aber immer, welche Produkte Anleger auf welchem Wege haben wollen.   

 

Welche vertrieblichen Vorteile sehen Sie denn bei ETFs?

Schneider: Ich nenne es das „Nutella-Prinzip“: Nutella gibt es überall, selbst im kleinsten Tante-Emma-Laden. Das müssen wir für Fonds auch sicherstellen. Der Fondsabsatz über Börsen und Neobroker nimmt zu, mit dem ETF begegnen wir dem. Außerdem wird beim Verkauf von Fondsanteilen über die Börse ein großer Teil der Kostenkette ausgeschnitten: die Bestandsprovisionen. Das macht für Fondsinitiatoren einen Unterschied von 30 bis 70 Basispunkten, die sie weniger aufschlagen müssen: Die Produkte können billiger werden. Der Fondshandel per ETF über Börsen ist wie das neue Factory-Outlet für Fonds: Fondsanteile ab Werk – ohne Vermittler und ohne Vermittlerkosten.

Könnte man das mit aktiv gemanagten Fonds nicht ebenso machen?

Schneider: Ja, auch dort haben wir Pläne. Die wollen wir unseren Geschäftspartnern im kommenden Jahr vorstellen, zusammen mit unserem Broker-Partner Baader Bank und der Digitalbörse Gettex. Wir wollen zeigen, wie sich ein Fonds an der Börse listen und wie sich an der Börse für den Fonds handeln lässt. Ende Juni ist die europäische Mica-Verordnung in Kraft getreten.

Könnte Krypto-Technologie in Ihren Geschäftsprozessen zukünftig eine Rolle spielen?

Schneider: Wir haben in Sachen Krypto-Technologie tatsächlich schon einen konkreten Anwendungsfall, den wir mit einem unserer Dienstleister ausprobieren, so viel kann ich verraten. Es wird zunächst etwas auf der Vertriebsseite passieren.

Welche Hilfen erhoffen Sie sich von Künstlicher Intelligenz?

Schneider: Sie könnte in der Kommunikation bald wichtig werden, auch in der Fondskommunikation. Bislang sind die Ergebnisse noch fehlerbehaftet, aber wir haben damit zumindest schon intern experimentiert. Gute Anwendungsmöglichkeiten sehe ich auch im Risikomanagement, beim Reporting und beim Outsourcing-Controlling. Man könnte zum Beispiel seine Geschäftspartner effizienter screenen. Wir schauen immer, ob sich etwas auf alternativem Weg leichter machen lässt, und schalten im Zweifel um.

Welche Vorhaben stehen aktuell noch oben auf Ihrer To-do-Liste?

Schneider: Wir haben eine neue Tochtergesellschaft gegründet, die Firma IT-4Funds. Sie übernimmt ab dem neuen Jahr IT-Dienstleistungen für externe Unternehmen, das wollen wir unseren Geschäftspartnern verstärkt anbieten. Einige nutzen bereits den Service unter dem Dach unserer Tochter Navaxx. Die Ausgründung IT4Funds ist auch unternehmerisch für uns interessant: Unser Kerngeschäft, das Fondsgeschäft, hängt an den Börsen und den Märkten. Die IT-Erträge dagegen sind davon unabhängig und berechenbarer. Damit können wir noch besser planen. Außerdem wollen wir in Deutschland und Liechtenstein jeweils noch eine weitere Depotbank anbinden.

Im Wettbewerb unter Finanzdienstleistern herrscht auf vielen Ebenen ein zunehmend rauer Wind. Bemerken Sie das auch unter Service-KVGs?

Schneider: Ja, es werden immer weniger. Die geplante Übernahme von Hauck & Aufhäuser durch Universal-Investment ist zwar letztens gescheitert, aber zu Zusammenschlüssen kommt es immer wieder. Neugründungen dagegen gibt es so gut wie keine.

 

Das dürfte für Sie doch eine komfortable Situation sein.

Schneider: Man könnte meinen, dass es vorteilhaft ist, wenn die Axxion nur noch drei oder vier Wettbewerber hat. Kurzfristig ist das auch so. Aber es ist dasselbe Problem wie bei einer Einkaufspassage mit nur noch drei oder vier Läden: Wenn Vielfalt und Wettbewerb herrschen, ist für alle mehr da. Es kann nicht im Interesse der Anleger sein, wenn alle kleineren Häuser vom Markt verschwinden. Das macht mir ein wenig Sorgen. Die Service-KVGs sehen sich deswegen nicht nur als Konkurrenten, sondern arbeiten eher mal zusammen, um Probleme gemeinsam zu lösen.

Wirklich? Wo arbeiten Sie als Wettbewerber denn zusammen?

Schneider: Zum Beispiel in der Verhandlung mit Datenanbietern wie Moody’s, S & P oder Bloomberg. Wenn dort plötzlich 10 oder 15 Prozent auf Rechnungen aufgeschlagen werden, schauen wir gemeinsam darauf. Wir bilden auch Arbeitsgruppen, um regulatorische Themen gemeinsam zu lösen. Der Wettbewerb auf dem Platz ist zwar immer noch sportlich, und das ist toll – der Beste gewinnt das Mandat. Aber im Hintergrund haben die meisten Gesellschaften mittlerweile erkannt, dass Herausforderungen gemeinsam besser zu bewältigen sind.

Ist die gegenseitige Hilfe tatsächlich so kameradschaftlich – oder steckt dahinter vielleicht der Gedanke, dass man das Haus, dem man heute hilft, in Zukunft auch übernehmen könnte?

Schneider: Bei dem einen oder anderen kommt bestimmt der Gedanke auf, aber in erster Linie hilft man sich wirklich.

War bei Axxion eine Übernahme schon im Gespräch?

Schneider: Ja, etwa alle zwei Monate fragt jemand, ob er uns kaufen kann. Manche haben ganz falsche Vorstellungen davon, was so ein Unternehmen kosten könnte. Unsere Unternehmensinhaber haben allerdings überhaupt kein Interesse an einem Verkauf. Die Firma wird immer wertvoller, weil sie immer seltener wird. Das kann ich als mitarbeitender Vorstand bestätigen. Wir bekommen auch immer mehr Bewerbungen. Das zeigt uns, dass wir ein Profil bieten, das es nicht mehr oft gibt: Geschäftspartner werden zu Freunden. Mitarbeiter schätzen, dass man respektvoll miteinander umgeht. Das Social-Responsibility-Thema schweißt alle noch einmal fester zusammen. Alle sind an einer Geschichte beteiligt, die sie weiter fortschreiben wollen.

Und umgekehrt: Plant Axxion eine Übernahme?

Schneider: Nein, wir würden höchstens, wenn es passt, kleinere Teams übernehmen. Unser organisches Wachstum ist solide und stetig, und so wollen wir es weiterführen. Statt einfach ein paar Milliarden Euro zusätzlich zu integrieren, prüfen wir immer, ob etwas zu uns passt und ob es uns voranbringt. Wir haben auch keinen Druck vom Aufsichtsrat. Niemand sagt uns, dass wir jedes Jahr um 10 oder 15 Prozent wachsen sollen. Wir wollen lieber qualitativ hochwertig bleiben. Das ist selten und wertvoll. Am Anfang wollte ich es auch fast nicht glauben.

Über den Interview-Partner:

Stefan Schneider ist seit 30 Jahren am Finanzplatz Luxemburg aktiv. Seit 2020 ist er Vorstandsmitglied und seit 2022 Vorstandschef der Service-Kapitalverwaltungsgesellschaft Axxion. 

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