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Schwellenländer-Experte Axel Krohne
„Nicht ohne meine afrikanischen Töchter“
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Schwellenländer-Experte Axel Krohne „Nicht ohne meine afrikanischen Töchter“

Elefantenherde in Kenia
Elefantenherde in Kenia: Unter allen aufstrebenden Regionen wird Afrika nach Meinung von Axel Krohne von internationalen Anlegern am stärksten unterschätzt. | Foto: Imago Images / Panthermedia

Unter allen aufstrebenden Regionen ist Afrika diejenige, die von den internationalen Anlegern am stärksten unterschätzt wird. Die letzte Begeisterungswelle für den Kontinent liegt mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt zurück, und der damalige Optimismus ist inzwischen wieder der chronischen Ignoranz gewichen. Auch in den einschlägigen Finanzmedien sind die afrikanischen Länder so gut wie nicht mehr präsent. Und wenn ausnahmsweise doch von dort berichtet wird, dann geht es meist um vereinzelte Krisen, und der Grundtenor ist fast immer negativ.

Das Problem ist die Wahrnehmung

Selbstverständlich sind die globalwirtschaftlichen Verwerfungen der letzten Jahre auch an Afrika nicht spurlos vorübergegangen. Daneben gibt es dort tatsächlich auch einige Länder, die politisch und wirtschaftlich schwer angeschlagen sind, und von einem Desaster ins nächste rasseln. Diese notorischen Krisenstaaten werden von den Investoren aus gutem Grund gemieden. Ihre Probleme strahlen aber ungerechtfertigt stark auf den gesamten Kontinent ab, der dadurch in den letzten Jahrzehnten überzogen negativ wahrgenommen wurde.

Unterm Strich findet in Afrika schon länger ein bemerkenswerter Aufschwung statt. Die demografischen Strukturen sind optimal, die Massenkaufkraft wächst, und in vielen Ländern ist inzwischen auch ein leistungsfähiger und konsumfreudiger Mittelstand entstanden – was in unseren Breiten von den meisten Anlagestrategen aber nicht zur Kenntnis genommen wird. Hervorzuheben ist auch, dass sich Afrikas wirtschaftlicher Aufstieg noch von einem relativ niedrigen Niveau aus vollzieht. Für Langfristanleger ist eine solche Konstellation immer eine vielversprechende Ausgangsbasis.

Nigeria: Der schlafende Riese

Afrikas bevölkerungsreichster Staat und eines seiner wirtschaftlichen Kraftzentren ist Nigeria. Das Land verfügt über reiche Rohstoffvorkommen und mehr als 200 Millionen Einwohner und es stieg bereits 2019 zur größten Volkswirtschaft des afrikanischen Kontinents auf. Seine Wirtschaftsleistung lag im vergangenen Jahr bei 440 Milliarden US-Dollar. Nach wie vor gibt es in Nigeria viel Armut, aber auch wachsenden Wohlstand und ein enorm reges Unternehmertum – was vor allem in Metropolen wie Lagos und Abuja mit Händen zu greifen ist.

 

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Nigerias NGX All-Share Index zog 2022 gegen den internationalen Trend um 20 Prozent an. Aus Sicht westlicher Investoren wurde diese Outperformance aber durch Wechselkursverluste leider wieder zunichtegemacht. Die Zentralbank versucht seit einigen Jahren, Nigerias Währung, den Naira, durch Interventionen gegenüber dem Dollar künstlich zu stabilisieren. Die Devisenbewirtschaftung blieb bisher aber erfolglos, und schreckt die ausländischen Investoren inzwischen eher ab.

Zurückhaltung der Anleger sorgt für starke Unterbewertungen

Ein wesentlicher Grund für die Naira-Schwäche ist die seit Jahren rückläufige Ölförderung. Nigeria verfügt über gewaltige Ölreserven, aber es profitiert wegen seiner schwachen Institutionen immer weniger von diesem Reichtum. Die tägliche Produktion liegt aktuell nur noch bei 1,1 Mio. Barrel pro Tag – was dem niedrigsten Niveau seit 32 Jahren entspricht und inzwischen auch die Außenhandelsbilanz belastet.

Das Land leidet somit unter etlichen Problemen, die grundsätzlich zwar lösbar wären, aber eben dennoch nicht über Nacht verschwinden werden. Das alles macht Nigeria zurzeit zu einem „schlafenden Riesen“: Die Basis für Wachstum ist vorhanden und das wirtschaftliche Potenzial ist enorm, es muss sich aber noch weiterentwickeln und gehoben werden. Dessen ungeachtet enthält der nigerianische Aktienmarkt schon heute viel Substanz. So liegt etwa die KGV-Bewertung des MSCI Nigeria Index zurzeit nur bei rund 7, und er wirft im Schnitt eine Dividendenrendite von 8,2 Prozent ab.

Defensive Sektoren in spekulativen Märkten

Afrikanische Aktien sind keineswegs ein Fall für Spekulanten und Hasardeure. Die meisten dort börsennotierten Unternehmen agieren konservativ, und sie sind oft auch enorm ertragsstark, beispielsweise die Aktien des afrikanischen Finanz- und Telekom-Sektors oder aussichtsreiche Einzeltitel wie der Agrarkonzern Zambeef aus Sambia. Es gibt aber noch eine weitere Kategorie afrikanischer Gesellschaften, auf die wir schon seit Jahren setzen, und die durch eine außerordentliche Stabilität und Ertragskraft bestechen: Es sind die Afrika-Ableger von internationalen Großkonzernen, die mit bekannten und teilweise schon seit Jahrzehnten bewährten Markenprodukten des täglichen Bedarfs die wachsenden afrikanischen Märkte adressieren.

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