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Nico Baumbach: „Der Verkaufsdruck durch die Gold-ETFs hält an“

Fondsmanager Nico Baumbach
Fondsmanager Nico Baumbach
Nico Baumbach ist Fondsmanager der beiden Edelmetallfonds Hansagold (WKN: A0RHG7) und Hansawerte (A1JDWK) der Hamburger Fondsgesellschaft Hansainvest Hanseatische Investment-GmbH

DAS INVESTMENT.com: Welche Trends beobachten Sie gerade am Goldmarkt?

Nico Baumbach: Der Aufwärtstrend des Goldpreises ist erst einmal gebrochen. Vorwiegend aus den Future-Märkten sowie aus den Gold-ETF kam ein starker Druck auf den Preis. Im Falle der ETFs hält dieser Verkaufsdruck unverändert an.

Das physische Kaufinteresse hat hingegen stark angezogen. Das wirkt bremsend, kann gleichwohl den Gesamttrend derzeit nicht umkehren. Das Sentiment für Gold ist äußerst negativ und der Markt antizipiert höhere Zinsen sowie ein Ende des Quantitative Easings, der lockeren Geldpolitik in den USA. Ein daraus resultierender Anstieg der Realzinsen in positives Terrain ist schlecht für den Goldpreis.

DAS INVESTMENT.com:
Nach dem April-Preisrutsch könnte man meinen, dass insbesondere institutionelle Anleger den Preistrend beim Gold bestimmen. Ist es für Sie wichtig, deren Investitionsverhalten besonders im Blick zu haben?

Baumbach: Ich versuche möglichst umfassend, Informationen über die Positionierung der Investoren zu verarbeiten. Das beinhaltet unter anderem die Positionierungen der Marktteilnehmer an der Comex, Daten über die Holdings der großen ETFs sowie Informationen der großen Edelmetallhändler und Münzprägeanstalten. Die Aktionen der Investoren möglichst gut im Überblick zu haben, ist meines Erachtens sehr wichtig, da diese einen Großteil des Preises bestimmen.

Derzeit haben andere Edelmetalle eine größere Performance-Chance, allerdings ist Gold unverändert das Edelmetall, das den besten Streuungseffekt gegenüber anderen Anlageklassen hat.

DAS INVESTMENT.com: Wird der Goldpreis sich dieses Jahr noch erholen? Ist die 1.600-Dollar-Marke möglich?

Baumbach: Derzeit ist das Sentiment schlecht und die Positionierungen an der Comex befinden sich auf lange nicht mehr gesehenen Tiefstständen. Darüber hinaus belasten die ETF-Verkäufe. Auch die Maßnahmen der indischen Regierung zur Eindämmung von Goldimporten könnte die Nachfrage negativ beeinflussen.

Um den Preis nachhaltig nach oben zu ziehen – auch wieder Richtung 1.600 US-Dollar je Feinunze – müsste in erster Linie das Vertrauen der Investoren zurückkehren, die dann Gold wieder als Schutz gegen den "Worst Case" ansehen. Momentan sind viele Investoren verschreckt und verunsichert.

Unterstützend in einem solchen Prozess könnte es sein, wenn sich die Erwartungen hinsichtlich der Lockerung der globalen geldpolitischen Maßnahmen nicht erfüllen sollten. Darüber hinaus würde der Goldpreis auch von einer etwaigen, steigenden Risikoaversion der Investoren profitieren.

DAS INVESTMENT.com: Welche „Game Changer“ könnten künftig den Goldpreis maßgeblich beeinflussen? Sind es die Zentralbanken, die zunehmend aufkaufen?

Baumbach: Viele fundamentale Argumente, die eine Anlage in Gold sinnvoll erscheinen lassen, sind unverändert intakt. In diesem Kontext muss auch das anhaltende Kaufinteresse der Zentralbanken eingeordnet werden. Insbesondere die Zentralbanken der Schwellenländer versuchen, über eine Aufstockung ihres Goldbestandes die Währungsreserven zu diversifizieren und das Vertrauen in die heimischen Währungen zu erhöhen.

Ich denke, dieser Trend ist vor allem bei niedrigeren Goldpreisen zu beachten und sollte dem Goldpreis eine Unterstützung liefern. Auf der negativen Seite ist in erster Linie das Investorenvertrauen entscheidend, langfristig aber auch das Verhalten der Produzenten.

DAS INVESTMENT.com: Was sollte man derzeit kaufen: Goldaktien oder doch lieber den Barren?

Baumbach: Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass sich Minenaktien konträr zu einem Investment in das physische Gold entwickelt haben. Es handelt sich dabei in der Tat um unterschiedliche Asset-Klassen. Für denjenigen Anleger, der Schutz im Gold sucht und eine strategische Portfoliobeimischung aufbauen möchte, halte ich Investments für geeigneter, die direkt am Goldpreis partizipieren.

Goldminenaktien beinhalten dagegen immer zusätzlich ein unternehmerisches und auch geopolitisches Risiko. Darüber hinaus konnten sie in der jüngsten Vergangenheit nicht am Goldpreisaufschwung partizipieren, da die Kosten der Produktion überproportional angestiegen sind. Ein großes Problem dabei sind die sinkenden Metallgehalte des Erzes.

Das ist ein Problem, das die Branche auch auf absehbare Zeit belasten wird. Nichtsdestotrotz kann man auch mit geschickter Selektion von Minenaktien Geld verdienen - jedoch ist der Risikocharakter von derartigen Investments völlig unterschiedlich zu dem Erwerb von zum Beispiel physischem Gold.

DAS INVESTMENT.com: Wie sehen Sie Silber-Investments? Hat das
Edelmetall derzeit Investitionsvorteile gegenüber Gold?

Baumbach: Silber ist ein schwer einzuschätzendes Investment. Das Problem bei einer Beurteilung des Silberpreises ist, dass in gewissen Phasen der industrielle Aspekt des Silbers vom Markt hervorgehoben wird. In anderen Zeiträumen hingegen orientiert sich der Preis eher an der Goldpreisentwicklung. Es ist somit ein Zwittermetall, das derzeit eher der Goldpreisentwicklung folgt.

Mir erscheint der Silberpreis allerdings derzeit etwas zu niedrig im Verhältnis zum Goldpreis, was man auch an historischen Kennzahlen ablesen kann.

Der Silberpreis ist für sich genommen aber sehr volatil und daher denke ich, dass es für die meisten Anleger am sinnvollsten ist, Silber als Beimischung innerhalb des Edelmetallkomplexes zu halten. Als Einzelinvestment dürften die starken Schwankungen vermutlich viele Anleger abschrecken.

DAS INVESTMENT.com: Was ist Ihrer Meinung nach das größte Vorurteil oder Missverständnis in Bezug auf Gold, das im breiten Markt besteht?

Baumbach: Der vollständige Nutzen eines Goldinvestments wird von vielen Marktteilnehmern oft nicht richtig eingeschätzt. Einige sehen im Gold nur ein Spekulationsobjekt, andere plädieren dafür, Gold ausschließlich in physischer Form zu halten und am besten im eigenen Garten zu vergraben.

Beide Interpretationen sind meines Erachtens zu einseitig. Gold kann auch abseits jeder Krise einen portfoliotheoretischen Nutzen für den Investor liefern. Zum einen rechtfertigt es durch seine gute Diversifikationseigenschaft einen strategischen Anteil in einem Portfolio.

Darüber hinaus ist es aus meiner Sicht eine Art Versicherung für das Portfolio gegen einen "Worst Case" im Währungsbereich, da es eine nicht durch politischen Willen beliebig vermehrbare Währung darstellt.

Was allerdings fälschlicher Weise von einigen Marktteilnehmern unterschätzt wird, ist auf der anderen Seite die Volatilität dieses Investments. Man sollte sich daher Gedanken über den geeigneten Portfolioanteil machen, den man in Gold halten möchte. Ist dieser Anteil im Verhältnis zu hoch gewählt, geht man dadurch unerwünschte Klumpenrisiken ein.

DAS INVESTMENT.com: Ihr liebster Gold-Gegenstand: Der Barren im Tresor, die
Gold-Armbanduhr oder…?

Baumbach: Mein Ehering.

DAS INVESTMENT.com:
Was und wann war Ihre erste Begegnung mit einem Gold-Investment?

Baumbach: Beruflich war mein erster Kontakt ein Investment in Goldminenaktien vor etwa acht Jahren. Privat habe ich den Hansagold bei der Auflegung gekauft und damit mein erstes Goldinvestment getätigt.


Teil 1 der Gold-Serie mit Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, lesen Sie hier.

Teil 2 mit Martin Siegel finden Sie hier.

In Teil 3 kommt der Edelmetall-Experte Eugen Weinberg von der Commerzbank zu Wort. Lesen Sie hier.

In Teil 4 haben wir den Goldspezialisten Ronald-Peter Stöferle aus Österreich zum Gespräch geben.

In Teil 5 befragen wir Hannes Zipfel von Solit Kapital. Lesen Sie hier.

Teil 6 war das Interview mit Bernhard Wenger von ETF Securities.

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