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Aktualisiert am 27.01.2020 - 15:21 Uhrin VersicherungenLesedauer: 5 Minuten

“Niedrige Zinsen könnten zum Problem für die Versicherer werden”

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DAS INVESTMENT.com: Denken Sie, das Bundeswirtschaftsministerium wird den aktuellen Garantiezins von 2,25 Prozent, der sich ja an der Umlaufrendite festverzinslicher Wertpapiere orientiert, weiter senken? Ockenga: Wie Sie richtig feststellen, orientiert sich der Garantiezins an einem Prozentsatz der Umlaufrendite, den Bundeswertpapiere im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre brachten. Darüber hinaus muss die Garantie, die die Versicherer ihren Kunden geben oft mehrere Jahrzehnte halten. Um eine so lange Zeit bestehende Garantie sicher erwirtschaften zu können, sind entsprechende Sicherheitspuffer sinnvoll. Nach derzeitiger Lage ist also eine weitere Senkung des Garantiezinses in der Zukunft wahrscheinlich. Das gilt aber nur für Neuverträge. DAS INVESTMENT.com: Sind Lebensversicherungen denn dann überhaupt noch wettbewerbsfähig? Ockenga: Dies ist derzeit nur schwierig zu beantworten und hängt neben der weiteren Entwicklung der Zinsen auch von den Alternativen für potenzielle Kunden ab. Es ist durchaus möglich, dass Kunden, die über alternative Anlageformen hohe Verluste erleiden mussten, nun traditionelle Lebensversicherungsprodukte mit Garantie wieder mehr schätzen werden, auch wenn der Garantiezins niedrig ist. Solange kein Anbieter ausfällt, könnten Lebensversicherer gegenüber Banken daher gestärkt aus der Finanzkrise hervorgehen und ihnen in Zukunft sogar Neugeschäftsanteile abnehmen. In der Bevölkerung werden sie als krisensichere Verwalter privater Altersvorsorge wahrgenommen. DAS INVESTMENT.com: Ausfall ist ein gutes Stichwort. Viele Versicherungen leben wegen der niedrigen Zinsen und den Turbulenzen an den Börsen – die Aktienquote ist bei vielen Anbietern nahe null – nur noch von ihren Bilanzreserven. Die dürften aber bald aufgebraucht sein – was passiert dann? Ockenga: Reserven bestehen derzeit vor allem bei Zinspapieren, die die Gesellschaften noch zu einem höheren Zinsniveau gekauft haben. Daneben gibt es aber teils durchaus noch erhebliche Reserven in anderen Bilanzposten, wie zum Beispiel im Immobilienbestand.
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